Nach den schwachen Leistungen bei der Tour de Ski erwägt Bundestrainer Jochen Behle einen Rückzug des kompletten Frauenteams. Nach Miriam Gössner und Steffi Böhler stiegen nun auch Claudia Nystad und Manuela Henkel aus.
Debakel in Oberhof
Jochen Behle hat mit den deutschen Lang(sam)läuferinnen abgerechnet und erwägt einen Rückzug des kompletten Teams aus der Tour de Ski. Nach der kranken Steffi Böhler verabschiedeten sich nach ihrem Debakel in Oberhof auch Claudia Nystad und Manuela Henkel vorzeitig. Nach den Sprintrennen in Prag am Montag dürften bis auf „Alibistarterin“ Katrin Zeller wohl die restlichen Frauen folgen. Es brodelt zwischen Frauencoach Janko Neuber und den Sportlerinnen.
Rückstand zur Weltspitze zu groß
„Man braucht nur auf die Ergebnisliste zu schauen, die Resultate der Frauen sind einfach schlecht“, sagte Behle dem SID: „Irgendwann müssen sie aber Leistung zeigen. Deshalb werde ich die Mannschaft mit Blick auf Olympia wohl komplett aus der Tour rausnehmen.“ Nur Biathletin Miriam Gössner hatte als Fünfte bei ihrem einzigen Tour-Einsatz in Oberhof mit der Weltspitze mitgehalten. In der Gesamtwertung liegen Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle und Co. mit fast drei Minuten Rückstand schon chancenlos zurück.
Die Chemie im Team stimmt offenbar nicht
Nach dem letzten Winter, in dem es immerhin WM-Silber gegeben hatte, war der von den Sportlerinnen geliebte „Frauenversteher“ Ismo Hämäläinen als Frauen-Coach abgelöst worden. Es folgte der Oberwiesenthaler Janko Neuber, ein Vertreter der harten Schule, der zum Beispiel auch den ehemaligen Gesamtweltcupsieger René Sommerfeldt auf Höchstleistungen trimmt. Die Chemie im Team stimmt ganz offenbar nicht, immer wieder beklagten sich Sachenbacher-Stehle oder andere Sportlerinnen über „das harte Training und die Müdigkeit in den Knochen“.
Behle sieht Verantwortungen bei Läuferinnen
Offenbar werden auch die Anweisungen von Neuber nicht komplett umgesetzt. „Die Sportlerinnen müssen schon mitziehen. Wenn sie nicht wollen, müssen sie dann auch die Verantwortung für ihre schlechten Leistungen übernehmen“, sagt Behle. Man müsse die Situation wie so oft nach der Saison analysieren, aber Neuber soll nach seiner Meinung Frauenchef bleiben: „Es liegt nicht am Trainer. Die Sportler müssen halt umsetzen, was er ihnen vorgibt.“ Claudia Nystad zum Beispiel, die bei der WM mit einem „Stinkefinger“ gegen Behle für Wirbel gesorgt hatte, hielt sich zwischen Weihnachten und Neujahr ganz offensichtlich nicht an ihre Trainingspläne. „Sie sollte mittelviel trainieren, aber sie hat wohl mehr gemacht“, sagte Behle mit Blick auf die Plätze 41 und 55: „Sie hatte muskuläre Probleme, außerdem ist da eine Blockade im Kopf.“
Hoffen auf den Einsatz der Biathletinnen
Mit einem durch den Tour-Ausstieg möglichen Spezialtraining will er zumindest Nystad, Böhler und Sachenbacher-Stehle für die in gut einem Monat beginnenden Winterspiele fit kriegen. Zudem ist Biathletin Gössner fest eingeplant, und auch die anvisierte Staffel-Olympiamedaille soll laut Behle eine sechsmalige Weltmeisterin der Skijägerinnen retten: „Wir hoffen auf den Einsatz von Magdalena Neuner.“