WADA-Chefermittler Richard McLaren hat heute seinen Untersuchungsbericht zu den angeblichen Doping-Vorfällen während der Olympischen Spiele in Sochi vorgestellt. Demnach konnten Beweise für einen Austausch von möglicherweise positiven Urinproben gefunden werden.
Ermittler können Manipulationen nachweisen
Dem Abschlussbericht der Untersuchungskommission der WADA zu den angeblichen Vertuschungsvorfällen von Doping während der Olympischen Spiele in Sochi zufolge konnten die Ermittler nachweisen, dass Mitarbeiter des Moskauer Anti-Doping-Labors und des Inlandsgeheimdienstes FSB Dopingproben ausgetauscht und manipuliert haben. Kronzeuge Grigory Rodchenkov, damals Leiter des Anti-Doping-Labors in Moskau, war bereits im Mai an die Öffentlichkeit gegangen und hatte über die Praktiken berichtet. Dank seiner Hilfe konnten nun Beweise gefunden werden. So konnte man zwar nicht ermitteln, mit welcher Methode die eigentlich als absolut sicher geltenden Probenfläschchen geöffnet wurden, um das darin befindliche Urin auszutauschen, ein Experte für Kratzer und Spuren konnte den Vorgang allerdings rekonstruieren. Zum einen gelang ihm das Öffnen der Fläschchen, ohne das Siegel zu zerstören, zum anderen konnte er bei eingelagerten Fläschchen aus Sochi mikroskopisch kleine Kratzspuren finden, wie sie auch bei seiner Öffnungsmethode auftraten. Ein weiterer aufgeführter Beweis für Manipulationen betrifft den Urin selbst. So wurde laut Rodchenkov der für den Austausch vorbereitete saubere Urin mit Salz angereichert, um das auf dem Dopingkontrollformular angegebene spezifische Gewicht zu erreichen. Tests haben nun ergeben, dass diese Salzkonzentration bei einigen Proben in einer lebensgefährlichen Höhe liegt und somit nicht bei gesunden Sportlern gefunden werden kann.
Weitreichende Ergebnisse
Rodchenkov stellte den Ermittlern eine Liste mit 37 Namen von russischen Teilnehmern an den Olympischen Spielen von Sochi zur Verfügung, die als Medaillenkandidaten für den Austausch von Dopingproben vorgesehen waren. Daraufhin konnten 95 Dopingproben bestimmt werden, die für die bereits beschriebene Beweisführung und weitere Nachweisverfahren sichergestellt wurden. Neben dem Nachweis von Manipulationen an Dopingproben russischer Athleten während der Olympischen Spiele in Sochi verkündete die Untersuchungskommission weitere Ermittlungsergebnisse. So gelang dem Bericht zufolge der Nachweis, dass die Anweisungen, wessen Proben ausgetauscht werden sollen, über Mittelsmänner vom Sportministerium kamen. Zudem seien bereits vor Sochi positive Dopingproben unter Missachtung des Verfahrens der WADA auf Anweisung des Sportministeriums als negativ in das Berichtsystem ADAMS eingetragen worden. Dem Bericht zufolge soll dies auch 13 Mal für Athleten aus dem Bereich „Skiing“ erfolgt sein. Deutlich häufiger werden Leichathletik (139 Mal) und Gewichtheben (117 Mal) aufgeführt. Hier lest ihr den kompletten Bericht in Englisch: WADA INVESTIGATION OF SOCHI ALLEGATIONS Namen von Athleten wurden in dem Bericht keine genannt, um die weiteren Ermittlungen nicht zu gefährden.
Quelle: WADA Bericht
[…] zur angeblichen Vertuschung von Doping während der Olympischen Spiele in Sochi beauftragt, seinen Bericht vorgestellt hat, folgte auch ein Statement des internationalen Olympischen Komitees (IOC). […]