Ein anstrengender Winter ist vorüber – anstrengend für die Aktiven, spannend für die Zuschauer. Wir blicken für euch noch einmal auf die Langlauf-Saison zurück.
Von der Tour de Ski zum Gesamtweltcup
Es war wie immer in den letzten Jahren: Wer die Tour de Ski für sich entscheiden konnte, dem war wegen der vielen gewonnenen Punkte auch der Gesamtweltcup kaum noch zu nehmen. So kam es auch in diesem Winter, wo Marit Bjoergen wieder die Tour de Ski ausließ und Justyna Kowalczyk sich ungefährdet den Sieg holte. So war die Polin auch im Gesamtweltcup nicht mehr einzuholen und sicherte sich zum zweiten Mal in Folge die große Kristallkugel. Auch den Distanzweltcup konnte die ewige Zweite des Winters dank der Tour de Ski vor Bjoergen für sich entscheiden. Dario Cologna vor Petter Northug hieß es in diesem Jahr bei den Herren – sowohl bei der Tour de Ski als auch im Gesamtweltcup. Zugute gekommen sind dem Schweizer natürlich auch die gesundheitlichen Probleme Northugs zu Saisonbeginn, dennoch fiel der Vorsprung Colognas mit 330 Punkten noch recht deutlich aus. Im Sprintweltcup hatten weder Kowalczyk noch Cologna eine Chance, ganz vorn mitzumischen – da setzten sich die Spezialisten durch. Zum zweiten Mal in Folge konnte sich Emil Jönsson die kleine Kugel sichern, Petra Majdic schaffte es das dritte Mal in ihrer Karriere.
Norwegen dominiert bei Weltmeisterschaften
Bei der Nordischen Ski-WM gab es bei den Langläufern eine ganz klar dominierende Nation: Die Gastgeber aus Norwegen. Verantwortlich waren für den Medaillenregen in erster Linie Marit Bjoergen und Petter Northug. Die Seriensiegerin des Winters steuerte bei fünf Starts vier Goldene und eine Silbermedaille zum Medaillenspiegel der Norweger bei und wurde im Massenstart nur von Teamkollegin Therese Johaug geschlagen. Wie Bjoergen ließ auch Petter Northug ein Rennen aus und nahm dreimal Gold und zweimal Silber mit nach Hause. Als Überraschung ist aber sicher der Ausgang des Teamsprints der Herren zu werten, wo Devon Kershaw und Alex Harvey zu Gold stürmten und damit kanadische Sportgeschichte schrieben. Auch die übrigen Titelträger mit Ausnahme des schwedischen Teamsprint-Duos Charlotte Kalla und Ida Ingemarsdotter konnte man so nicht unbedingt erwarten. Marcus Hellner als Sprint-Weltmeister? Wer hätte das gedacht! Vor allem Teamkollege Emil Jönsson hatte sich das ganz anders vorstellt: „Marcus hat mir scheinbar bei der Taktikbesprechung nicht ganz zugehört und schon vor der Zielgeraden attackiert“, so Jönsson, der nur Dritter wurde. Und Matti Heikkinen, der neue Klassik-Weltmeister, ist ebenfalls als Überraschung zu sehen: Schließlich ist der Finne eigentlich ein Freistil-Spezialist.
Krankheiten, Formschwäche und wieder Krankheiten
Für das deutsche Team war es mehr oder weniger ein verkorkster Winter, geprägt von vielen Krankheiten. Zufriedenstellende Leistungen konnten nur wenige Sportler und Sportlerinnen abliefern und das auch meist nicht von Dauer. Dennoch war klar erkennbar, dass Nicole Fessel in diesem Winter einen ordentlichen Sprung nach vorn gemacht hat. Vor Weihnachten überraschte sie viele durch ihre Leistungssteigerung, dann folgte eine zweimonatige Wettkampfpause, nach der sie auch zum Saisonende wieder in der Lage war, unter die besten Zehn zu laufen. Mit einer unerklärlichen Formschwäche begann der Weltcupwinter von Tobias Angerer. Der Bayer brauchte lange, um aus diesem Formloch herauszukommen und erreichte wie so oft zum Saisonende wieder seine Höchstform, wo er noch ein paar gute Ergebnisse abliefern konnte – darunter drei Top10-Resultate bei den Weltmeisterschaften. Auch Franz Göring bestritt krankheitsbedingt nicht allzu viele Wettkämpfe in der abgelaufenen Saison, konnte aber gelegentlich mit guten Rennen Akzente setzen nach zuletzt mehreren schwachen Jahren bedingt durch seine vielen Verletzungen. Positiv zu erwähnen sind desweiteren Denise Herrmann, die mehrfach überzeugen konnte, aber auch immer wieder als Sturzpilotin in Erscheinung trat, sowie Katrin Zeller mit konstanten Ergebnissen zwischen Platz zehn und 20.
Time to say Good-bye…
Auch in diesem Winter gibt es wieder einige Sportler, die sich entschlossen haben, ihre Karriere zu beenden oder eine Pause einzulegen. So nutzt zum Beispiel Arianna Follis das Zwischenjahr 2011/12 ohne Großereignisse, um eine Babypause einzulegen. Die 33-jährige Italienerin könnte somit spätestens zum Olympiawinter wieder zurück sein – ob sie wirklich zurückkommen wird, ist jedoch unklar. Ganz Schluss ist nun allerdings für Petra Majdic. Die Slowenin, bei der schon im letzten Winter verletzungsbedingt ein Karriereende befürchtet worden war, wollte auf diese Weise aber nicht abtreten. Mit bewundernswertem Kampfeswillen hatte sie sich zurückgearbeitet und so ist der erneute Gewinn des Sprintweltcups umso höher anzurechnen. Nun wartet für die Slowenin das Hausfrauen-Leben… Ebenfalls ganz neu orientieren wird sich auch Vincent Vittoz. Der 35-jährige Franzose entschied sich nach 16 Jahren im Weltcup und einigen Verletzungsproblemen in diesem Winter, seine Langlauf-Ski in die Ecke zu stellen. Am Rande der Finnischen Meisterschaften verkündete dieser Tage auch Pirjo Muranen, dass die Rennen in Kuopio sowie dieverse Rennen im April ihre letzten sein werden. Schon im Februar zog der estnische Klassikspezialist Andrus Veerpalu einen Schlussstrich – ebenfalls wegen einer Verletzung. Fehlen werden in Zukunft auch dessen Landsmann Jaak Mae sowie die Norweger Boerre Naess, Jens Arne Svartedal und der Kanadier George Grey – hinter manchen anderen steht noch ein Fragezeichen.