Weltcupfinale und 100-jähriges Jubiläum der Lahti Ski Games: Langlauf und Nordische Kombination in Finnlands Winter-Hauptstadt

Aussicht von der Salpausselkä-Schanze auf Lahti (FIN) © NordicFocus

Alle Jahre wieder treffen sich Langläufer, Nordische Kombinierer und Skispringer bei den Lahti Ski Games zu einem gemeinsamen Wochenende. Bei der 98. Ausgabe der Salpausselkä-Skispiele wird das 100. Jubiläum der Erstaustragung gefeiert und sie bedeuten gleichzeitig das Saisonende im Langlauf und der Nordischen Kombination, wo noch einmal drei Wettkämpfe auf dem Programm stehen.

Nordische Sportler seit vielen Jahren gemeinsam in Lahti

Zum wiederholten Mal in diesem Winter treffen Langläufer und Nordische Kombinierer aufeinander, auch die Skispringer sind mit dabei: Im Süden Finnlands werden die 98. Salpausselkä-Skispiele ausgetragen. Gleichzeitig wird das 100-jährige Jubiläum der ersten Austragung der Spiele 1923 gefeiert, die im Laufe der Jahre nur dreimal abgesagt werden mussten: Wegen Schneemangel 1930, wegen des sowjetisch-finnischen Winterkrieges 1940 und wegen des Zweiten Weltkriegs 1942. Natürlich wird das Jubiläum 2023 mit entsprechendem Rahmenprogramm noch größer gefeiert. Lahti, die siebtgrößte Stadt Finnlands, hat etwa 100.000 Einwohner und brachte viele berühmte Wintersportler wie die Skispringer Janne Ahonen oder Toni Nieminen hervor. Die Stadt liegt etwa 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt Helsinki am Vesijärvi-See. Trotz der südlichen Lage ist es eines der bedeutendsten nordischen Zentren in Finnland. Die Schanzenanlage Salpausselkä ist benannt nach dem Salpausselkä-Höhenzug, der sich von Süd- nach Ostfinnland zieht. Lahti ist Rekordhalter im Austragen der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften, siebenmal fand das Großereignis bereits dort statt – zuletzt im Jahr 2017. Insgesamt erwarten die Veranstalter wie üblich etwa 300 Athleten aus 23 Nationen. 2020 ernannte die EU Lahti zur European Green Capital 2021, so dass sich Wahrzeichen der Stadt 2021 grün erleuchtet präsentierten, darunter auch der Turm der Großschanze. Als grüne Stadt hat Lahti weitere Pläne, um noch umweltfreundlicher zu werden: Bis 2025 will man CO²-neutral sein, die Nutzung von Kohle wurde bereits aufgegeben und 99% des Hausmülls wird recycelt. In Lahti hat der Besucher sowohl Stadtleben als auch Natur drumherum wie den See Vesijärvi, der seit Jahrzehnten unter Naturschutz steht, und die Finnische Seenplatte generell.

Langlauf: Kranke Stars teilweise wieder dabei

Neben Deutschland haben auch die skandinavischen Teams bereits wieder frühzeitig ihre Starter für den anstehenden Langlauf Weltcup bekannt gegeben. Das Positive zuerst: Bis auf Linn Svahn, die immer noch nicht einsatzfähig ist, sind alle Kranken wieder gesund, also Ebba Andersson und Frida Karlsson, Emma Ribom und William Poromaa. Auch Calle Halfvarsson, der sich auf Lahti konzentrieren wollte und deswegen Tallinn ausließ, kehrt ins Team zurück. Wieder mit im Aufgebot stehen auch die Finnen Krista Pärmäkoski nach Corona-Infektion und Iivo Niskanen nach seinem grippalen Infekt. In Norwegen ist das leider nicht der Fall: Hans Christer Holund und Sjur Røthe sind weiter nicht einsatzfähig. Ansonsten gibt es keine großen Überraschungen in den bisher bekannten Teams. Vom französischen Team ist bekannt, dass Maurice Manificat nicht dabei ist. Der 36-Jährige, der überraschend für die WM nominiert wurde, konnte auch letzte Woche im Continental Cup nicht überzeugen und beklagte gesundheitliche Probleme. In zwei Wochen bei den französischen Meisterschaften will er wieder am Start sein. Ein Karriereende scheint er nicht zu planen, er will sich anschließend bestmöglich auf die nächste Saison vorbereiten.

ÖSV-Team unverändert

Das ÖSV-Team bleibt im Vergleich mit Falun unverändert und besteht aus Teresa Stadlober, Michael Föttinger, Benjamin Moser, Lukas Mrkonjic und Mika Vermeulen. Teresa Stadlober wird sowohl den Einzelsprint als auch das klassische Distanzrennen über 20 km in Angriff nehmen. Der Fokus der 30-Jährigen liegt dabei ganz klar auf dem Massenstartrennen am Sonntag, für das sich die Salzburgerin zum Abschluss der Saison noch einmal ein Top-Ten-Ergebnis zum Ziel genommen hat. „Die Strecke in Lahti mag ich grundsätzlich gerne. Es gibt dort sehr steile und schwierige Anstiege, aber auch längere Abfahrten, bei denen man sich wieder erholen kann. Ich habe dort schon einige gute Rennen abgeliefert und jetzt kommt mir natürlich auch entgegen, dass ein klassisches Massenstartrennen über 20 km auf dem Programm steht. Auf dieses Rennen freue ich mich wirklich schon sehr. Das große Ziel sind die Top-Ten und dass ich meinen momentan zehnten Platz im Distanzweltcup und den 14. Platz im Gesamtweltcup halten kann. Den Sprint am Samstag werde ich als Vorbereitung für das Distanzrennen laufen und vielleicht geht sich ja wieder der ein oder andere Weltcuppunkt aus“, sagte sie. Bei den Herren werden Mika Vermeulen und eventuell auch Michael Föttinger (Anm.: endgültige Entscheidung fällt vor Ort) das letzte Distanzrennen des Winters in Angriff nehmen. Beide werden gemeinsam mit Lukas Mrkonjic und Benjamin Moser auch beim Einzelsprint am Samstag und beim Teamsprintbewerb am Freitag an den Start gehen. Bei letzterem wird Österreich demnach mit zwei Duos vertreten sein, die finale Zusammensetzung der Teams wird jedoch erst vor Ort entschieden. Michael Bonfert (ÖSV Worldcup Teamleader) sagte: „In Lahti werden wir im Teamsprint mit zwei Teams an den Start gehen, die Aufstellung haben wir aber noch nicht fixiert. Den Einzelsprint am Samstag wird unser gesamtes Team bestreiten. Am Sonntag hat Teresa absolut das Zeug, in die Top-Ten zu laufen und auch Mika (Anm.: Vermeulen) hat in diesem Winter bereits gezeigt, dass die Top-20 möglich sind.“

Wer holt die Kristallkugeln?

Die Kristallkugeln bei den Herren sind bereits alle fast verteilt: Der Gesamtweltcup und die kleine Kristallkugel für den Sprint an Johannes Høsflot Klæbo sowie der Distanzweltcup an Pål Golberg. Zumindest fast sicher, denn Golberg liegt 112 Punkte vor seinem Landsmann, der im Ziel und bei den Zwischenprints fast alle Punkte holen müsste, um auch noch die dritte Kristallkugel zu gewinnen – und Golberg müsste krank ausfallen. Bei den Damen ist noch mehr offen. Im Gesamtweltcup liegt Tiril Udnes Weng 110 Punkte vor Jessie Diggins: Theoretisch noch möglich bei zwei ausstehenden Rennen mit Klassiksprint und Klassik-Massenstart, dass sich daran noch etwas ändert – aber unwahrscheinlich. Im Distanzweltcup liegen nur 22 Punkte zwischen Kerttu Niskanen und Jessie Diggins. Im Massenstart über 20 Kilometer mit Bonussprint ist damit alles drin, um das Blatt noch zu wenden. Ebenso im Sprint, wo Nadine Fähndrich ebenfalls 22 Punkte vor Maja Dahlqvist liegt. Maximal 115 Punkte gibt es im Klassiksprint im Prolog und für das Endresultat noch zu holen. Zumindest bei den Damen ist also noch richtig Spannung drin bei den letzten Rennen im Kampf um die Kristallkugeln.

 Drei Wettkämpfe zum Saisonfinale

Die Nordische Kombination der Herren steht vor dem Saisonfinale. In Lahti stehen ein Team Sprint sowie zwei Einzelwettkämpfe auf dem Programm. Der Teamsprint in Lahti wird der einzige derartige Wettbewerb des Winters bleiben, doch Bundestrainer Hermann Weinbuch betont seine besondere Wichtigkeit: „Wahrscheinlich wird das das neue Format für Olympia“, meint er, und spielt auf die vom IOC durchgesetzte Reduzierung der Startplätze für Nordische Kombinierer bei Olympia 2026 an: „Diese Entwicklung finde ich schade – aber bei nur mehr 36 olympischen Startplätzen wird das wohl so kommen.“

Entscheidung im Gesamtweltcup fällt in Lahti

Noch bedeutsamer aus deutscher – und österreichischer – Sicht sind aber die beiden Einzelwettkämpfe. Mit noch 200 zu vergebenden Punkten in der Einzelwertung sieht sich der Weltcup-Gesamtführende Johannes Lamparter (AUT) gleich zwei Konkurrenten ausgesetzt. Julian Schmid (GER) und Jens Luraas Oftebro (NOR) haben beide noch Chancen, den Österreicher von der Spitze zu verdrängen. Während 146 (Schmid) beziehungsweise 152 (Oftebro) Punkte Rückstand auf den Führenden allerdings beträchtlich sind, geht es zumindest im Kampf um Platz zwei um jeden Punkt zwischen den Verfolgern. „Beim Julian geht es auch noch um den zweiten Gesamt-Weltcup-Platz, den er sich in Oslo erkämpft hat. Den will er natürlich auch verteidigen – das wäre ein toller Erfolg für den jungen Mann!“, betont Weinbuch. Dies gilt natürlich ebenso für Lamparter und das österreichische Team. „Für Johannes (Lamparter, Anm.) liegt der Sieg des Gesamtweltcups in greifbarer Nähe. Er wird auch noch einmal alles geben und wenn alles gut läuft, dann dürfen wir nach über zwanzig Jahren wieder einen Gesamtweltcupsieger bei uns im Team feiern. Er hätte es sich mit dieser Saison mehr als verdient“, sagt Christoph Eugen, Österreichs Cheftrainer. 

Deutschland will Nationenwertung

In der Nationenwertung hat Deutschland gegenüber Österreich dagegen momentan die Nase vorn. „Das gilt es zu verteidigen. Wir wollen den Nationencup gewinnen,“ macht Weinbuch eine Kampfansage in Richtung Österreich. Doch auch die Alpenrepublik ist durchaus ambitioniert: „Wir werden als Team nochmal alles geben. Im Nationencup liegen wir derzeit an zweiter Stelle, wir wollen da in Lahti noch wichtige Punkte machen. Spitzenreiter Deutschland noch einzuholen wird aber sehr schwer werden.“ Für das DSV-Team wäre der Sieg in der Nationenwertung der krönende Abschluss für drei Persönlichkeiten, die nach Lahti ihre aktiven Karrieren beenden werden. Neben Bundestrainer Hermann Weinbuch und Eric Frenzel wird auch der langjährige Mannschaftsarzt Stefan Pecher seinen Dienst quittieren. Unabhängig vom Ausgang des Wochenendes kündigt Weinbuch an: „Das werden wir am Sonntag gebührend feiern.“

Die Aufgebote von DSV und ÖSV der Nordischen Kombinierer

Mit sieben Athleten reisen die deutschen Nordischen Kombinierer nach Lahti. Neben Frenzel und Schmid  werden auch Manuel Faißt, Johannes Rydzek, Vinzenz Geiger, Jakob Lange und Terence Weber in Lahti an den Start gehen. Weber gewann am vergangenen Wochenende ebenfalls in Lahti die Gesamtwertung des Continental Cups (wir berichteten). Österreich tritt sogar mit acht Athleten an. Zu Lamparter gesellen sich Lukas Greiderer, Franz-Josef Rehrl, Martin Fritz, Paul Walcher sowie Stefan und Thomas Rettenegger.

 

Saison endet mit Regen

Nach etwas Neuschnee am Mittwoch bei +1°C zog in der Nacht von Südwesten ein Regenband über den Süden Finnlands. Tagsüber zeigt sich ein Sonne-Wolken-Mix bei leichten Plusgraden. Nach einem größtenteils trockenen Freitag wird es am Wochenende voraussichtlich wieder mehr Regen geben. Die Temperaturen liegen leicht im Plus. Die Wettkämpfe aus Lahti werden teils live übertragen. Den Teamsprint im Langlauf gibt es am Freitag auf Eurosport2, SRF2 und ORF Sport+ zu sehen, den Klassiksprint am Samstag auf Euro1, SRF2, ORF Sport+ und ZDF – allerdings schalten sich alle Sender erst zwischen 13:25 Uhr und 13:40 Uhr zu und bleiben dann bis zum Schluss live dabei. Für die ersten Rennminuten bietet sich Discovery+ an. Die Massenstarts als Saisonabschluss werden von Eurosport1 und SRF2 jeweils live übertragen. ORF Sport+ zeigt die Damen live und die Herren als Zusammenfassung, das ZDF zunächst eine Zusammenfassung und das Ende live. Den zusätzlichen Wettkampftag in der Nordischen Kombination gibt es bei Euro2 zu sehen sowie den Lauf bei ORF1. Am Samstag ist Eurosport2 beim Springen dabei sowie Euro1 und ORF1 beim Lauf. Das ZDF fasst ab 15:10 das Geschehene zusammen und ist dann live beim Laufen. Der Abschlusstag wird auf Euro1, ORF1 und im ZDF gezeigt.

Zeitplan Nordische Kombination und Langlauf

Freitag, 24. März 2023
09:00 Uhr: (NK) Provisorischer Wertungsdurchgang/Qualifikation (HS130)
10:00 Uhr: (NK) Teamsprint HS130
12:30 Uhr: (NK) Teamsprint 2 x 7,5 km
14:20 Uhr: (LL) Qualifikation Teamsprint FT
15:50 Uhr: (LL) Finals Teamsprint FT

Samstag, 25. März 2023

10:30 Uhr: (LL) Qualifikation Sprint KT Damen und Herren
12:00 Uhr: (NK) Gundersen HS 130
13:00 Uhr: (LL) Finalläufe Sprint KT Damen und Herren
15:30 Uhr: (NK) Gundersen 10km

Sonntag, 26. März 2023

10:00 Uhr: (NK) Gundersen HS 130
11:00 Uhr: (LL) 20 Kilometer KT Massenstart Damen
12:45 Uhr: (LL) 20 Kilometer KT Massenstart Herren
14:30 Uhr: (NK) Gundersen 10km