Nordische Kombination: Der österreichische Altmeister Bernhard Gruber, der sich im März einer Herzoperation unterziehen musste, träumt vom Comeback. Im Interview mit dem Internationalen Skiverband berichtete der 37-Jährige über seine Saison, seine Ziele und seine Motivation für seine sportliche Zukunft.
Frühe erste Anzeichen
Grubers Saison war von Krankheiten geprägt, doch die Misere begann bereits vor einem knappen Jahr. „Bereits Ende August letzten Jahres begann ich Schmerzen in der Brust zu verspüren“, berichtet Gruber. „Manchmal, wenn ich meinen Körper belastete, waren da Schmerzen. Da sie aber nicht immer auftraten, war es schwierig zu verstehen, was vor sich ging. Im Rückblick muss ich sagen, dass ich wohl viel zu lange versucht habe, das Problem zu ignorieren. Als Hochleistungssportler ist man es gewohnt, kleinere Wehwehchen durch Physiotherapie und Massagen in den Griff zu bekommen.“
Andauernde gesundheitliche Probleme
Zunächst hatte Gruber aber noch mit anderen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Erst handelte er sich im Herbst einen hartnäckigen Virus ein, der mit einem Hautausschlag am ganzen Körper einherging. Anschließend erkrankte er schwer an Grippe und schließlich an einem weiteren Virus. „Da dachte ich sogar zuerst, es könnte das Corona-Virus sein“, so Gruber. Da er später jedoch negativ auf Antikörper getestet wurde, war ihm wohl zumindest das erspart geblieben.
Währenddessen bereiteten ihm die Schmerzen in der Brust weiterhin Probleme. Außerdem schwankten seine sportlichen Leistungen beträchtlich, weshalb er sich bereits nach dem Weltcup in Lillehammer Anfang Dezember einer Spiroergometrie unterzog, bei der die Funktion von Lunge, Herz und Kreislauf getestet wurden. „Seltsamerweise hatte ich dabei aber keinerlei Schmerzen und konnte mein normales Leistungsniveau abrufen. Deshalb dachten selbst die Ärzte nicht, dass die Schmerzen vom Herzen kämen, da nichts darauf hindeutete“, so Gruber.
Vorzeitiges Saisonende und Schockdiagnose
Nachdem der an sich starke Läufer Gruber beim Weltcup in Oberstdorf innerhalb einer Runde komplett eingebrochen war, beendete Gruber die Saison vorzeitig. Der Schock kam dann im März. Nach einem Gespräch mit einem befreundeten Arzt unterzog sich Gruber einer Computertomografie am Herzen – und das Rätsel lüftete sich: „Ein Herzkranzgefäß war zu 90 Prozent verstopft. Als ich die Diagnose erfuhr, setzte ich mich auf den Boden und weinte. Ich wollte es nicht glauben,“ erinnert er sich an diese schlimmen Stunden.
Glück im Unglück
Direkt am nächsten Tag bekam Gruber operativ einen Stent eingesetzt – und endlich hatte er einmal Glück: „Das war der letzte Tag vor dem Corona-Lockdown. Von daher war es wirklich knapp, dass sich die Ärzte überhaupt um mich kümmern konnten. Außerdem sagten mir die Ärzte, dass ich, wenn ich noch zwei bis vier Wochen länger gewartet hätte, wahrscheinlich einen Herzinfarkt erlitten hätte. Erst da wurde mir so richtig klar, wie viel Glück ich gehabt hatte.“
Inzwischen trainiert Gruber wieder, wenn auch noch eingeschränkt. „Ich werde demnächst eine Nachkontrolle haben, um festzustellen, ob alles gut abgeheilt ist. Noch ist nicht klar, ob und wann ich wieder in vollem Umfang trainieren kann. Momentan darf ich maximal bis zu einem Puls von 135 trainieren, aber ich kann inzwischen fast alles wieder machen: Mountainbiking, laufen, Rollerskiing, auch technische Skisprungübungen. Es tut unglaublich gut, das alles wieder schmerzfrei tun zu können.“
Kein Gedanke an Rücktritt
Trotz seiner fast 38 Jahre denkt Gruber keineswegs an einen Rücktritt vom Leistungssport. „Ich hänge viel zu sehr an der Nordischen Kombination. Das Feuer brennt noch immer, ich möchte es wirklich noch einmal wissen. Momentan fühlt es sich gut an. Wenn wirklich alles gut läuft und ich im Oktober wieder voll ins Training einsteigen kann, denke ich, dass meine Karriere noch nicht zuende ist.“
„Natürlich will ich mein Leben nicht aufs Spiel setzen, deshalb brauche ich zuerst das hundertprozentige grüne Licht der Ärzte, dass mein Herz das aushält. Außerdem bin ich selbst gespannt, ob ich es wagen werde, wieder ans und auch über das Limit zu gehen,“ ist Gruber noch vorsichtig. „Momentan bin ich nur glücklich, dass ich mich normal und schmerzfrei bewegen kann. Alles andere wird sich ergeben. Was mir passiert ist, war schon hart. Aber jeder hat sein Kreuz zu tragen, und das ist wohl meins. Wenn ich es wirklich schaffe, mit meinem Stent zum Hochleistungssport zurückzukehren, wäre das unglaublich.“
Quelle: FIS Nordic Combined