Zwei fehlerfreie Stehendschießen und ihre Laufstärke bescherten der Schwedin Elvira Oeberg den Sieg im ersten Massenstart der Saison beim Biathlon Weltcup in Annecy Le Grand-Bornand. Bei den Herren gab es einen französischen Doppelerfolg und einen hervorragenden vierten Platz des Österreichers Felix Leitner. Johannes Kühn und Benedikt Doll laufen in die Top-7.
Elvira Oeberg siegt im Massenstart der Damen
Die 30 besten Biathleten der Welt gehen bei einem Massenstart ins Rennen. Die 25 bestplatzierten der Gesamtweltcupwertung und fünf weitere, die beim laufenden Weltcup, in diesem Fall in Annecy Le Grand-Bornand, insgesamt am Besten waren. Einige der Qualifizierten verzichteten auf einen Start und sind krankheits- oder formbedingt bereits vor dem Massenstart aus Annecy abgereist. Prominentes Beispiel ist die Gesamtweltcupsiegerin des Vorjahres Tiril Eckhoff. Sie versucht in der Heimat einen Formaufbau und bereitet sich dort auf die Weltcups in Oberhof und Ruhpolding vor. Viele Nachrückerinnen bekamen dadurch die Chance auf einen Start beim abschließenden Bewerb in Frankreich. Der Sieg im ersten Massenstart der Saison ging an die Schwedin Elvira Oeberg vor der Französin Julia Simon und Kristina Reztsova aus Russland. Für Elvira Oeberg war dies der zweite Weltcupsieg in Folge nach dem Erfolg in der Verfolgung von Annecy. Dorothea Wierer brachte sich nach einer Strafrunde im entscheidenden Schießen um eine bessere Platzierung und kam auf Rang vier ins Ziel, knapp vor Jessica Jislova aus Tschechien und der Norwegerin Marthe Olsbu Roeiseland.
Ständige Wechsel an der Spitze
Während zu Beginn des Massenstarts die beiden Oeberg-Schwestern gemeinsam die Spitze des Feldes bildeten, fiel die spätere Siegerin nach einer Strafrunde aus dem ersten Schießen etwas zurück und Hanna übernahm die Führungsarbeit. Zwölf weitere Athletinnen lagen im Abstand innerhalb 10 Sekunden hinter ihr. Lisa Vittozzi gehörte nicht dazu. Sie traf im ersten Anschlag keine der fünf Scheiben und bildete das Schlusslicht auf dem Weg zur nächsten Schießeinlage. Hinter Hanna Oeberg machten die Französinnen Justine Braisaz-Bouchet, Anais Chevalier-Bouchet und Julia Simon mächtig Druck und schlossen zur Spitze auf. Julia Simon blieb im zweiten Schießen fehlerfrei und führte mit der Russin Kristina Reztsova die mittlerweile sechsköpfige Führungsgruppe an. Dorothea Wierer kam im dritten Schießen als erste fehlerfrei durch, die anderen aus der Führungsgruppe mussten allesamt in die Strafrunde abbiegen und Lisa Theresa Hauser war die nächste, die mit fünf Treffern durchkam. Die Italienerin kam als Erste zum entscheidenden Schießen, eine Position, in der man sie in der laufenden Saison noch nicht beobachten konnte. Die vierköpfige Führungsgruppe kam nicht ohne Fehler durch, auch Dorothea Wierer musste in die Strafrunde abbiegen und das war die Chance, die Elvira Oeberg nutzte. Ihr gelangen neben der Tschechin Jessica Jislova fünf Treffer und schon bei Schießstandausfahrt war klar, dass Jislova mit dem Lauftempo von Oeberg nicht mithalten wird. Schnell ging die Schwedin an die Spitze und baute ihren Vorsprung aus, während hinter ihr auch die Französin Julia Simon und die Russin Kristina Reztsova an Jislova vorbeizogen. Im Kampf um die beiden Podestplätze hinter der siegreichen Elvira Oeberg setzte sich schließlich Julia Simon knapp vor Kristina Reztsova durch. Nach dem Rennen zeigte sich Dorothea Wierer sehr zufrieden mit ihrem Rennen. „Leider war das letzte Stehendschießen nicht optimal, aber die Form zeigt nach oben. Ich muss das Positive mit nach Hause nehmen. Ich denke ich kann zufrieden sein und der Endspurt hoffe ich, kommt noch.“
Dezimiertes deutsches Damenteam
Für Deutschland waren von den vier Startberechtigten nur mehr Vanessa Hinz und Vanessa Voigt übrig geblieben. Franziska Preuß musste nach ihrem „Ausrutscher“ auf der Hoteltreppe vorzeitig aus Annecy abreisen um in Deutschland mittels eines MRT´s eine genaue Diagnose zu erhalten. Vorerst sollte der linke Fuß keiner langlauftechnischen Belastung ausgesetzt werden. Ob sie am 28. Dezember 2021 bei der nach Ruhpolding verlegten World-Team-Challenge im Team mit Benedikt Doll starten kann, ist derzeit noch offen, aber eher unwahrscheinlich, da im Januar die beiden deutschen Weltcups in Oberhof und Ruhpolding auf dem Programm stehen. Denise Herrmann fühlte sich vor dem Start nicht stabil genug und verzichtete auf einen Start. „Es liegt keine relevante Erkrankung vor. Es ist eher eine Vorsichtsmaßnahme, da sie sich nicht 100% stabil fühlt und sie nach diesem Wochenende nochmal zum Training in die Höhe nach Davos geht,“ so Teamarzt Klaus Marquardt. Im Rennen selbst kam Vanessa Voigt bei ihrem ersten Massenstart gut durch das Startgewühl, fiel aber durch insgesamt drei Strafrunden im liegenden Anschlag nach hinten. Zwei fehlerfreie Serien im Stehen folgten und am Ende platzierte sie sich als 24. und zeigte sich durchaus zufrieden mit ihren Leistungen im ersten Trimester, bei dem auch etwas Aufregung dabei war. Vanessa Hinz blieb in den beiden Liegendanschlägen fehlerfrei und lag im Top-10-Bereich als es zum Stehendschießen kam. Sie kassierte insgesamt vier Strafrunden und kam zwei Plätze vor Voigt als 22. ins Ziel. Vanessa Hinz ist sich sicher einen Schritt nach vorne gemacht zu haben, hätte sich aber gerne anders in die Weihnachtspause verabschiedet.
Französischer Doppelerfolg bei den Herren
Der Franzose Emilien Jacquelin dominierte den Massenstart im heimatlichen Annecy Le Grand-Bornand ab km 4, verfehlte nur im dritten Schießen eine Scheibe und holte sich mit läuferischer Extraklasse den Sieg nur 3,5 Sek. vor dem weiteren Franzosen Quentin Fillon-Maillet. Der Norweger Tarjei Boe erlaubte sich wie der spätere Sieger auch nur einen Fehler und mit 10,3 Sek. Rückstand auf den Sieger komplettierte er das Podest auf dem dritten Rang. Felix Leitner kam am Schießstand als einziger Athlet mit 20 Treffern durch und erreichte vergangene Saison im Massenstart von Oberhof mit ebenfalls fehlerfreiem Schießen Rang zwei nur knapp geschlagen von Tarjei Boe. Leitner kam heute nach dem entscheidenden Schießen als erster Verfolger aus dem Schießstand, konnte sich aber auf der Strecke der Angriffe von Tarjei Boe und Quentin Fillon-Maillet läuferisch nicht erwehren und wurde knapp geschlagen Vierter vor dem Norweger Vetle Sjastaad Christiansen.
Versöhnlicher Abschluss
Erfreulich aus deutscher Sicht, dass sich dahinter auf Rang sechs und sieben mit jeweils nur einem Schießfehler Johannes Kühn und Benedikt Doll platzierten. Letzterer erreichte damit sein bestes Ergebnis der Saison und zeigte sich nach dem Rennen sehr glücklich darüber, dass er es hinten raus mit zwei Nuller hinbekommen hat. „Auf der Strecke war es knüppelhart heute. Unfassbar was da vorne abging. Auch mit perfektem Material muss man richtig fit sein, damit man da mithalten kann“, so Benedikt Doll. Bei ihm verfehlte gleich der erste Schuss sein Ziel. Doll behielt aber die Nerven und ließ 19 Treffer folgen. Damit gelang den Herren ein versöhnlicher Abschluss des Biathlon Weltcups in Frankreich. Auch der Bundestrainer Mark Kirchner war mit den Top-Platzierungen von Johannes Kühn und Benedikt Doll sehr zufrieden, merkte aber an, dass nach der Ausgangssituation nach dem Liegendschießen auch von Philipp Nawrath und Erik Lesser mehr möglich gewesen wäre. „Wir können im Männerbereich nach vorne schauen, haben viele Dinge gut gemacht und weiter daran arbeiten. Heute haben wir gezeigt, wenn wir unsere Leistung bringen sind wir mittendrin in der Weltspitze.“ Philipp Nawrath belegte nach zehn Treffern im Liegen und drei Strafrunden aus dem stehenden Anschlag am Ende Rang 19 und auch Erik Lesser hat ein Top-Ergebnis im stehenden Anschlag verschossen. Jeweils zwei Strafrunden spülten ihn an das Ende des Feldes. Knapp vor Roman Rees, der läuferisch deutliche Probleme hatte, belegte er Rang 27.
Wechsel in der Gesamtweltcupwertung
Mit dem Sieg im Massenstart stehen nun zwei Franzosen ganz oben in der Gesamtweltcupwertung. Emilien Jacquelin liegt zwei Punkte vor Quentin Fillon-Maillet gefolgt vom Norweger Vetle Sjastaad Christian und dem Schweden Sebastian Samuelsson. Bester Deutscher ist derzeit Johannes Kühn, der nach dem Massenstart einen Platz nach oben rückte auf Rang 11. Bei den Damen hat Marte Olsbu Roeiseland die Führung in der Gesamtwertung verteidigt und wird auch im Neuen Jahr in Oberhof im gelben Trikot starten. Von den deutschen Biathletinnen steht derzeit Denise Herrmann als beste auf Rang 12.
Ergebnis Massenstart Damen Annecy Le Grand-Bornand
Ergebnis Massenstart Herren Annecy Le Grand-Bornand