Nach dem vorletzten Wettkampf der Saison steht es fest: der Gesamtweltcup der Nordischen Kombination der Saison 2022-23 geht an Johannes Lamparter (Österreich). Den Tagessieg in Lahti (FIN) holt sich Jarl Magnus Riiber (NOR) vor Kristjan Ilves (EST) und Jens Luraas Oftebro (NOR).
Am Ende gab es dann doch haufenweise strahlende Gesichter in Lahti. Lamparter sicherte sich die große Kristallkugel. Riiber freute sich über Saisonsieg Nummer sieben, Ilves über sein bestes Karriereresultat, und Oftebro machte wichtige Punkte in der Gesamtwertung gut. Die einheimischen Fans feierten starke Leistungen der Finnen. Nur die Deutschen dürften nicht ganz glücklich gewesen sein.
Lamparter mit Windpech
Dabei hatte der Tag gerade für Lamparter gar nicht positiv angefangen. Die Bedingungen an der Schanze waren nicht einfach bei diesem Einzelwettkampf. Von leichtem Aufwind bis zu fast einem Meter pro Sekunde Rückenwind war alles dabei, trotz des von der Rennleitung festgelegten Korridors. Besonders Pech hatte ausgerechnet der Weltcup-Spitzenreiter Lamparter. Unmittelbar nachdem er in den Anlauf abgefahren war, drehte der Wind auf. 14 Pluspunkte für Windkompensation bekam er gutgeschrieben, einen Punkt mehr bekam nur Manuel Einkemmer (AUT). Auch die Punkte konnten Lamparters 109 Meter-Hüpfer nicht wirklich retten, so dass sich der Österreicher nur auf dem 24. Zwischenrang wiederfand, 1:58 Minuten hinter der Spitze. Er war allerdings in guter Gesellschaft. Zeitgleich mit ihm sollten Martin Fritz (AUT), Vinzenz Geiger (GER) und Thomas Rettenegger (AUT) ins Rennen gehen. Und auch sein unmittelbarer Verfolger im Kampf um den Gesamtweltcup, Julian Schmid (GER, 113 m), startete nur zwei Sekunden vor dem Quartett ins Rennen.
Ilves gewinnt Springen
Die richtig starken Springer kamen trotz der Bedingungen gut durch. Allen voran Ilves, der mit der Tagesbestweite von 129,5 Metern bei leichtem Aufwind an die Spitze ging. Der Träger des blauen Trikots des besten Springers, Ryota Yamamoto (JPN), sprang ebenfalls 129,5 Meter, dies allerdings mit zwei Luken mehr Anlauf, was seine schlechteren Windverhältnisse etwas kompensierte. Neun Sekunden betrug der Rückstand des Japaners. Weltmeister Riiber sprang ebenfalls mit leichtem Rückenwind und zwei Luken weniger Anlauf als die restlichen Top 10 auf 121 Meter und wurde 22 Sekunden hinter Ilves Dritter. Dies nötigte auch Lamparter Respekt ab: „Er macht dann halt auch bei schwierigen Bedingungen noch einen guten Sprung, das zeichnet ihn aus und dafür hat er auch meine Hochachtung“, sagte der Österreicher bei ORF. Hinter Riiber folgten Franz-Josef Rehrl (AUT), Laurent Mühlethaler (FRA) und Stefan Rettenegger (AUT).
Weber bester Deutscher auf der Schanze
Auf Rang sieben dann der beste Deutsche: Terence Weber, in dieser Saison überwiegend im COC unterwegs, wo er am vergangenen Wochenende ebenfalls in Lahti die Gesamtwertung gewann, zeigte einmal mehr seine Springerqualitäten, auch wenn er bereits 1:19 Minuten Rückstand hinnehmen musste. Schmids Verfolger Oftebro landete hinter Marco Heinis (FRA) auf Rang neun. Sein Vorsprung auf Schmid betrug 26 Sekunden am Start. Manuel Faißt als zweitbester Deutscher komplettierte die Top 10. Die Routiniers im deutschen Team, Johannes Rydzek (24.) und Eric Frenzel (32.) sowie Jakob Lange (41.) waren am Samstag chancenlos.
Riiber lässt Ilves keine Chance
Dass Yamamoto mit der Spitzengruppe nicht lange würde mithalten können, war zu erwarten. Anders sah es mit Ilves aus. Zwar schloss Riiber bereits in der zweiten Runde zu dem Esten, der seit einigen Jahren mit dem norwegischen Team trainiert, auf. Ilves leistete die meiste Führungsarbeit, auch wenn er wusste, dass er Riiber nicht würde gefährden können. „Das war ein ziemlich perfekter Tag für mich. Ich habe versucht, das Tempo im Rennen hochzuhalten. Jarl lief ein schlaues Rennen, er war hinter mir. Ich wusste, selbst wenn ich das Tempo rausnehme, würde er mich am Ende trotzdem schlagen. Gegen ihn heute zu gewinnen, wäre eine ziemlich schwere Aufgabe gewesen. Ich habe alles gegeben, denke ich.“
Kampf um Platz drei
Zu dem Zeitpunkt, als Riiber zu Ilves aufschloss, hatte sich hinter ihnen bereits eine größere Laufgruppe gebildet, zu der neben Oftebro auch die beiden Finnen Ilkka Herola und Eero Hirvonen gehörten. Auch Faißt und Weber waren mit von der Partie; Rehrl und Mühlethaler lagen noch kurz vor ihnen. Die änderte sich in Runde drei, und als die Gruppe zum letzten Mal ins Stadion einlief, wurde es laut auf den Rängen, denn Herola lag dank bester Laufzeit auf Rang vier nur wenige Meter hinter Oftebro. Auf der Zielgeraden gab der Finne alles, bis Oftebro schließlich mit 0,4 Sekunden Vorsprung den finnischen Podestplatz verhinderte. Die Zuschauer trösteten sich mit dem fünften Platz Hirvonens, der Faißt hinter sich lassen konnte. Hinter Faißt kam Stefan Rettenegger auf Platz sieben, gefolgt von Mühlethaler und Weber, der seinen Platz in der Gruppe verteidigen konnte. Joergen Graabak (NOR) wurde Zehnter vor Lamparter und Matteo Baud (FRA). Schmid kam noch hinter Geiger als 14. ins Ziel. Die weiteren Platzierungen der Athleten von DSV und ÖSV: 16. Greiderer, 17. Rehrl, 18. Rydzek, 20. Fritz, 22. Einkemmer, 30. T. Rettenegger, 34. Lange, 43. Walcher.
Schmid verliert an Boden
Während Lamparter mit dem heutigen Wettkampf nun 116 Punkte Vorsprung in der Gesamtwertung hat und damit nicht mehr einzuholen ist, verlor Schmid Rang zwei an Oftebro. 36 Punkte trennen die beiden, die Entscheidung um Platz zwei fällt also erst auf den letzten Metern der Saison. Dann wird auch der Vorhang fallen für zwei Größen der Nordischen Kombination: Eric Frenzel, der am Samstag 27. wurde, bestreitet seinen letzten Wettkampf. Ebenso wird Bundestrainer Hermann Weinbuch sein Amt nach dem morgigen Rennen niederlegen.
Zwischenstand Springen
Endergebnis