Rund zwei Wochen nach dem unverhofft frühen Saisonende der Nordischen Kombination hat der Internationale Skiverband die Gewinner der diesjährigen FIS Nordic Combined Awards verkündet. Zeit für einen Saisonrückblick.
Geraghty-Moats mit Gesamtsieg
Athletin des Jahres wurde, wie schon im Vorjahr, Tara Geraghty-Moats aus den USA. Wenig überraschend, schaut man sich die Bilanz der Pionierin der Nordischen Kombination an. Obwohl sie von insgesamt neun Wettkämpfen im COC, der derzeit höchsten Liga der Damen, nur sieben bestritt, sicherte sie sich erneut den Gesamtsieg. Fünf Siege und zwei zweite Plätze brachten ihr die Spitzenposition vor Marte Leinan Lund und Gyda Westvold Hansen (beide Norwegen).
Tolle Leistungen von Hirner und Nowak
Eindeutig war ihr Punktsieg bei den Awards jedoch nicht. Zwei der neun Stimmen internationaler Sportjournalisten gingen an Lisa Hirner. Die Österreicherin hatte bei den Youth Olympic Games in Lausanne den ersten Olympiasieg in der Kombination der Damen überhaupt gewonnen. Im COC-Gesamtclassement belegte sie den siebten Rang, obwohl sie nur an den letzten vier Wettkämpfen teilnahm. Ein zweiter, zwei dritte sowie ein vierter Platz bezeugten ihre tolle Form.
Doch bei den Awards durfte auch das Publikum mit abstimmen, und hier hatte die Deutsche Jenny Nowak ihre Fans. Dritte bei den YOG, Junioren-Weltmeisterin und Silbermedaillen- gewinnerin mit der Mixed-Staffel in Oberwiesenthal – wenn es drauf ankam, lieferte sie. Beide jungen Athletinnen zeigten einen klaren Aufwärtstrend. Den bestätigte im Übrigen auch eine weitere Österreicherin: Sigrun Kleinrath wurde Vierte in der COC-Gesamtwertung.
Norwegen in allen Kategorien vorn
Bei den Männern spiegelt die Liste der Awards-Gewinner die Saison: Norweger, wohin man schaut. Der Athlet des Jahres stand praktisch schon vor der Wahl fest, zu eindeutig war Jarl Magnus Riibers Dominanz im vergangenen Winter. Sagenhafte vierzehn von siebzehn Einzelweltcups konnte er für sich entscheiden. Dazu kamen zwei zweite Plätze, jeweils hinter Vinzenz Geiger. Einzig in Lahti landete er als Zehnter nicht auf dem Podium. Ein Tag dürfte selbst für ihn in dieser Saison besonders im Gedächtnis bleiben: sein sogenannter „Super Sonntag“ in Trondheim. Nicht nur sicherte er sich hier zum zweiten Mal in Folge den Gesamtweltcup. Gleichzeitig stellte er auch Hannu Manninens Saisonrekord, was die Anzahl der Siege betraf, ein. Zudem zog er mit Bjarte Engen Vik als erfolgreichster norwegischer Kombinierer gleich. Grund genug für die Jury, ihm dafür den Moment of the Year-Award zuzuerkennen.
Oftebro als Rookie of the Year
Ein weiterer Norweger sorgte in diesem Jahr für Schlagzeilen: der 19-jährige Jens Luraas Oftebro. Sechs Mal stand er auf dem Podium, nur in zwei Weltcups landete er außerhalb der Top Ten. Dazu gewann er quasi im Vorbeigehen zwischen Lahti und Oslo den Juniorenweltmeistertitel in Oberwiesenthal. Seine Punkte trugen auch maßgeblich zum Sieg der Norweger in der Nationenwertung bei (5660 Punkte). Und, wie könnte es anders sein bei vier Norwegern unter den besten sechs der Gesamtwertung – auch dieser Award ging an die Nordmänner. Gleiches gilt für die Trainer des Jahres: Der neue Cheftrainer der Norweger, Peder Sandell und sein Team, können sich auch über diese Auszeichnung freuen. Wann die Preise überreicht werden, steht aufgrund der derzeitigen Corona-Situation noch nicht fest.
Durchwachsene Saison der Deutschen und Österreicher
Trotz des zweiten Platzes für Deutschland (3826 Punkte) sowie des dritten Rangs für Österreich (2517 Punkte) verlief die Saison der deutschsprachigen Athleten eher durchwachsen. Zwar gelangen Vinzenz Geiger zwei Siege und acht weitere Podestplätze. Rang drei in der Gesamtwertung war sein verdienter Lohn. Auch Fabian Rießle, Gesamtfünfter mit drei Podestplätzen, lehrte die Konkurrenz insbesondere in der Loipe häufiger das Fürchten. Das Problem lag in diesem Winter jedoch auf der Schanze. Das spürten ganz besonders auch Eric Frenzel (Gesamtsiebter) und Johannes Rydzek (14). Manuel Faißt beendete die Saison als Zehnter, Terence Weber wurde 16. Bester Österreicher wurde Lukas Greiderer als Gesamt-Elfter, gefolgt von Martin Fritz (12.) und Franz-Josef Rehrl (13.), Lukas Klapfer (15.) und Thomas Jöbstl (17.). Bernhard Gruber musste sich nach anhaltenden gesundheitlichen Problemen kürzlich einer Herz-Operation unterziehen, ist aber auf dem Wege der Besserung.
Herola bester Läufer, starke deutsche Laufleistungen
Während auf der Schanze drei Norweger auf den ersten drei Plätzen landeten – neben Riiber und Oftebro zeigte sich auch Espen Björnstad stabil stark -, sieht dies in der Läuferwertung ganz anders aus. Hier setzte sich der Finne Ilkka Herola gegen den Italiener Alessandro Pittin durch. Auf Rang drei klassierte sich dann schon Frenzel vor Jörgen Graabak (NOR), Geiger, Rydzek und Rießle.
Wer sonst noch auffiel
Neben Riiber und Geiger gab es im vergangenen Winter nur einen weiteren Weltcupsieger: Akito Watabe sicherte sich in Lahti den ersten Sieg seit fast zwei Jahren. Dabei kam der Japaner wie Phönix aus der Asche: Nur vier Top Ten-Plätze hatte er bis dahin sammeln können. Möglicherweise hätte es einen weiteren Sieger geben können: Jörgen Graabak.
Der Norweger, Zweiter der Gesamtwertung, verzeichnete in Ramsau als Siebter sein schlechtestes Saisonergebnis. Acht zweite und drei dritte Plätze bezeugen seine konstant starke Leistung. Dazu bewies der Norweger aber auch unglaublichen Teamgeist sowie sportliche Intelligenz. Da quasi in jedem Weltcup einer oder mehrere seiner Teamkollegen an der Spitze lagen, fand er sich mehrfach in einem Dilemma. Als starker Läufer oblag es ihm, ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen, ohne dabei regelmäßig den Rest des Feldes an seine Kollegen heranzuführen, um diese nicht zu gefährden.
Gesamtwertung Herren
Nationenwertung Herren
Bester Springer Herren
Bester Läufer Herren
Gesamtwertung Damen
Nationenwertung Damen