Nordische Kombination: Sensationssieg für Rydzek und deutsches Dreifachpodium

Das Podium: Julian Schmid (GER), Johannes Rydzek (GER), Vinzenz Geiger (GER), (l-r)
Das Podium: Julian Schmid (GER), Johannes Rydzek (GER), Vinzenz Geiger (GER), (l-r) © Sandra Volk

Das deutsche Team hat das Podium der Nordischen Kombination in Ruka gestürmt. Johannes Rydzek siegt sensationell vor Julian Schmid und Vinzenz Geiger. Das Trio feiert den ersten deutschen Dreifachsieg seit den Olympischen Spielen 2018.

Am Ende gewinnt der Sport

Johannes Rydzek (GER), Johannes Lamparter (AUT), (l-r)
Johannes Rydzek (GER), Johannes Lamparter (AUT), (l-r) © Sandra Volk

Es gibt solche Tage, da freut sich selbst die Konkurrenz. Am Samstagabend in Ruka gab es beinahe nur lachende Gesichter. Johannes Rydzek hatte Freudentränen in den Augen, Schwester Coletta strahlte an der Bande, und auch von den Gegnern gab es nur lobende Worte für den Überraschungssieger des Tages. Fünfeinhalb Jahre nach seinem letzten Weltcupsieg, im Januar 2019 in Val di Fiemme (ITA), stand Rydzek wieder auf der obersten Stufe des Podiums. „So verdient“, gratulierte Johannes Lamparter (AUT), der nach einem verpatzten Sprung ohne Weltcuppunkte blieb. Und auch Norwegens Sportchef Ivar Stuan befand: „Das ist gut für den Sport, das ist gut für alle.“

Rydzek trotzt den Bedingungen am besten

Johannes Rydzek (GER)
Johannes Rydzek (GER) © Sandra Volk

Was war passiert? Das verstand Johannes Rydzek bereits nach dem Springen selbst nicht so recht. Bei schwierigen Windverhältnissen gelang dem Oberstdorfer ein Wahnsinnssprung. 142 Meter bedeuteten nicht nur klar die größte Weite des Tages, sondern auch einen Vorsprung von 47 Sekunden auf den Zweitplatzierten, Thomas Rettenegger (AUT, 132,5 m). Zuvor hatte es bereits den ein oder anderen Athleten regelrecht verblasen. Lamparter beispielsweise konnte froh sein, nicht kopfüber auf dem Vorbau gelandet zu sein. Mit einer Art Notlandung bei 106,5 Metern und schlechten Haltungsnoten reichte es ihm nur auf Rang 51. Auch Manuel Faißt (GER) auf Zwischenrang 41 erging es nicht viel besser. Dafür kamen einige andere DSV-Athleten recht gut durch. Mit Vinzenz Geiger (135 m) auf Platz fünf, Terence Weber (130 m) auf Platz sechs, Julian Schmid (132 m) auf Rang sieben und Wendelin Thannheimer (126,5 m) auf Rang 13 platzierten sich einige Deutsche aussichtsreich. Auch Stefan Rettenegger (AUT) erwischte einen besseren Sprung und landete auf Rang acht (131,5 m). Vortagessieger Jarl Magnus Riiber (NOR) startete eine Luke tiefer als die Konkurrenz. Seine Bonuspunkte büßte er durch Abzüge für bessere Windverhältnisse jedoch gleich wieder ein. Mit der zweitgrößten Tagesweite von 136 Metern rangierte er sich auf dem vierten Platz ein, immerhin 1:08 Minuten hinter Rydzek.

Rydzek dominiert auch den Lauf

Erster Sieg nach fast sechs Jahren: Johannes Rydzek (GER)
Erster Sieg nach fast sechs Jahren: Johannes Rydzek (GER) © Sandra Volk

Der einzige, der nach dem Springen nicht so recht davon überzeugt sein wollte, dass das sein Tag würde, war Rydzek selbst. „Alle sagten, das sei leicht verdientes Geld für mich. Aber zehn Kilometer sind zehn Kilometer, man weiß nie, was passiert,“ berichtete Rydzek im ZDF. Dabei hatte schon der estnische Edelfan, der keinen Wettkampf auslässt, nach dem Springen bilanziert: „Johannes Rydzek – alter Fuchs!“ Der so Bezeichnete spielte denn im Wettkampf auch seine ganze Routine aus, um seinen Vorsprung auf den nächsten Verfolger zwischenzeitlich fast zu verdoppeln. Weil er auf der Zielgeraden Zeit genug hatte, auszutrudeln und sich noch eine deutsche Flagge für den Zieleinlauf abzuholen, betrug sein Vorsprung am Ende „nur“ noch rund eine Minute. „Es ist unglaublich. Heute hat alles gepasst. Ich hatte einen großartigen Sprung, die Bedingungen waren gut. Ich hatte einen großen Vorsprung, blieb geduldig und vertraute auf meine Stärken, das Rennen von vorne zu gewinnen“, bilanzierte der strahlende Sieger.

Schmid und Geiger setzen sich durch

Johannes Rydzek (GER), Julian Schmid (GER), (l-r)
Johannes Rydzek (GER), Julian Schmid (GER), (l-r) © Sandra Volk

Hinter Rydzek war es ein harter Kampf um die weiteren Podestplätze. Riiber schloss bereits nach wenigen Metern zu Thomas Rettenegger auf und ließ den Japaner Ryota Yamamoto, auf Platz drei gestartet war, hinter sich. Rettenegger gelang es während des ganzen Rennens, an Riibers Fersen zu bleiben. Zu Halbzeit des Rennens hatte Geiger bereits zu dem Duo aufgeschlossen. Dahinter arbeitete sich Schmid, Stefan Rettenegger und Terence Weber (GER) im Schlepptau, Stück für Stück an das Trio heran. Weber musste während der dritten Runde jedoch abreißen lassen, und auch Stefan Rettenegger konnte am Ende nicht mehr ganz folgen. Schmid, Geiger, Riiber und Thomas Rettenegger gingen dagegen gemeinsam in den Schlussanstieg, wo Schmid schließlich attackierte. Während Geiger und Riiber zunächst noch mitgehen konnten, wurde Rettenegger abgehängt. Auch Riiber schaffte es am Ende nicht mehr, mit den beiden Deutschen mitzuhalten, so dass sich Schmid eine Sekunde vor Geiger Platz zwei sicherte, während dieser wiederum drei Sekunden vor Riiber blieb. Thomas Rettenegger wurde Fünfter, gefolgt von Jens Luras Oftebro (NOR), der für die schnellste Laufzeit (23:00,5 min) des Rennens sorgte, Stefan Rettenegger, Joergen Graabak (NOR), Andreas Skoglund (NOR), Terence Weber und Wendelin Thannheimer (GER).

Emotionaler Tag für Rydzek

Das Podium: Julian Schmid (GER), Johannes Rydzek (GER), Vinzenz Geiger (GER), (l-r)
Das Podium: Julian Schmid (GER), Johannes Rydzek (GER), Vinzenz Geiger (GER), (l-r) © Sandra Volk

„Ein perfekter Tag für meine Familie, mit Colettas starker Leistung im Langlauf und meinem Sieg hier in Ruka, das ist ein sehr emotionaler Tag für mich“, bilanzierte der überglückliche Sieger. „Hier zu stehen mit zwei anderen Oberstdorfern, zwei meiner Freunde, wo Vinzenz aufgrund seiner Erkrankung auch eine herausfordernde letzte Woche hatte, und genauso ein schwieriges letztes Jahr. Julian hatte im Sommer sehr mit seinen Sprüngen zu kämpfen – dass wir drei heute zusammen auf dem Podium stehen, das hätten wir nicht zu träumen gewagt. Aber wir vertrauten auf unsere Stärken. Das ist Sport – manchmal so hart, und manchmal so, so schön.“

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