Nach der Saisoneröffnung und einem weiteren Biathlon Weltcup in Östersund (SWE) sind die Biathleten in Hochfilzen (AUT) angekommen. Im Pillerseetal stehen Sprint, Verfolgung und die nächsten Staffeln auf dem Programm. Wegen des derzeit in ganz Österreich verhängten Lockdowns werden die sechs Wettkämpfe zu „Geisterrennen“ vor leeren Tribünen.
„Rundherum sieht alles wunderbar aus“
Die Vorbereitungsarbeiten rund um das moderne WM-Stadion sind praktisch abgeschlossen und die Strecke präsentiert sich aufgrund der winterlichen Verhältnisse der letzten Tage in einem perfekten Zustand. „Wir sind mit den Vorbereitungen sehr weit fortgeschritten. Es sieht alles sehr gut aus und die Strecke ist schon fertig hergerichtet. Wir haben die unterste Schicht mit Kunstschnee präpariert und jetzt kam noch der Naturschnee darüber. Auch rundherum sieht alles wunderbar aus, wir sind auf jeden Fall bereit“, freut sich der Leiter der Sparte Biathlon im ÖSV und Chef des lokalen Organisationskomitees Franz Berger. (Quelle: PM ÖSV) Das Biathlonstadion von Hochfilzen befindet sich auf einem schneesicheren Hochplateau in ca. 1.000 Meter Höhe im Pillerseetal in Österreich. Der traditionsreiche Austragungsort steht alljährlich im Dezember auf dem Wettkampfplan. Im Februar 2017 fanden dort zuletzt Biathlon-Weltmeisterschaften statt.
Lockdown erfordert strenge Sicherheitsregeln
Seit 22. November 2021 gilt der strenge Lockdown in Österreich und wie schon im Jahr zuvor, wo Hochfilzen Ausrichter von zwei aufeinanderfolgenden Biathlon-Weltcups war, sind keine Zuschauer zugelassen. Tausende Tickets waren bereits verkauft als sich die Inzidenzzahlen in Österreich rasend nach oben entwickelten. Die Entscheidung der Regierung, das öffentliche Leben bis 12. Dezember 2021 weitgehend auf ein Mindestmaß zurückzufahren kam für den Veranstalter noch so rechtzeitig, dass viele erforderliche Aufbauten noch rechtzeitig gestoppt werden konnten. Dennoch ist nicht nur für den Veranstalter sondern auch für die Tourismusbetriebe der gesamten Region mit einem Defizit zu rechnen. Helfer, Athleten und Betreuer müssen entweder vollständig geimpft oder genesen sein, ansonsten ist der Eintritt in die Blase nur mit einem negativen PCR-Test möglich, der vor Ort auch in regelmäßigen Abständen zu wiederholen ist. Weiterhin sind FFP-2-Masken überall dort Pflicht, wo der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann.
Heimweltcup für das Team aus Österreich
Die Vorfreude der Österreicher auf den Heimweltcup ist groß. Mit dem Einstand in Östersund waren die beiden Cheftrainer Ricco Gross (Herren) und Markus Fischer (Damen) zufrieden. „Dass Lisa jetzt mit dem Gelben Trikot nach Hochfilzen fährt, ist schon ein kleiner Traum. Die restlichen Athletinnen haben sich noch ein wenig schwer getan, vielleicht war eine Restmüdigkeit vom letzten Trainingslager zu spüren. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Leistungen durch die kleine Regenerationszeit besser werden. Hochfilzen ist unser Wohnzimmer und deswegen will man dort natürlich immer besonders gut abschneiden“, so Fischer in einer Pressemeldung des ÖSV. „Die Leistung von Simon Eder beim letzten Wettkampf in Östersund hat der Mannschaft natürlich sehr viel Rückenwind gegeben. Simon hatte in der Verfolgung die zweitbeste Netto-Zeit des Rennens, was für mich schon fast wie ein inoffizieller Podestplatz zu bewerten ist,“ so Ricco Groß. Lisa Theresa Hauser führt in der Gesamtweltcupwertung vor der Norwegerin Marte Olsbu Roeiseland und wird am Freitag im Sprint im gelben Trikot ins Rennen gehen. Mannschaftlich sollte es im Vergleich zu Östersund eigentlich zu keiner Veränderung kommen. Julian Eberhard war im Aufgebot, obwohl er im Sprint in Östersund einen schweren Sturz erlitt. „Ski gebrochen, Bindung rausgerissen, Stock kaputt, dazu mit dem Gesicht auf eine Eisplatte“, schilderte Ricco Gross gegenüber der Kronen-Zeitung. Nach Informationen des ÖSV muss Julian Eberhard nun in Hochfilzen passen und auch der letzte Weltcup vor Weihnachten in Annecy Le Grand Bornand wird ohne ihn stattfinden. Für ihn kommt Lucas Pitzer in die Mannschaft und Patrick Jakob wurde als sechster ÖSV-Starter ins Team geholt.
Favoriten oder Formsuche?
DamenDie Gesamtweltcupsiegerin des Vorjahres, Tiril Eckhoff, startete mit bescheidenen Platzierungen in die Saison. Jenseits der Top-20 dürfte nicht ihr Anspruch sein. Ob sie bereits in Hochfilzen durchstartet und ihre Vorjahresleistung mit zwei Weltcup-Siegen und zwei Silberrängen wiederholen kann, bleibt spannend. Insbesondere die Schwedinnen und das französische Damenteam zeigten sich bisher außerordentlich stark. Die Schwedinnen führen derzeit im Nationencup und Sebastian Samuelsson ist Zweiter im Gesamtweltcup nur drei Punkte hinter dem führenden Norweger Vetle Sjaastad Christiansen. „Mit diesem Start sind wir natürlich sehr zufrieden, sagt Cheftrainer Johannes Lukas. Die Laufzeiten sprechen für sich, wir haben viele Athleten, die in Östersund sehr schnell gelaufen sind, wo Elvira und Sebastian derzeit als die schnellsten der Welt hervorstechen. Bei den Damen haben wir fünf Mädels, die in Östersund gute Ergebnisse abgeliefert haben. Sie werden nun durch Stina Nilsson ergänzt, die in Sjusjoen gute Laufform zeigte und sich dort im Supersprint gut qualifizieren konnte. (Quelle: PM Svenska Skidskytteförbundet). Nicht zu vergessen die Damen aus Weissrussland mit ihrem österreichischen Trainer Reinhard Gösweiner. Mit Dzinara Alimbekava und Hanna Sola muss auch in Hochfilzen gerechnet werden. Beide belegen in der Gesamtweltcupwertung derzeit einen Platz unter den besten 10. In diesem Bereich finden wir allerdings auch die beiden Deutschen Franziska Preuss und Denise Herrmann. Preuß war letzte Saison in Hochfilzen immer in die Top-10 gelaufen, im Sprint gelang ihr sogar eine Podestplatzierung. Auch die Italienerinnen sind mit ihrem Saisoneinstand nicht zufrieden. Dorothea Wierer und Lisa Vittozzi liegen mit Rang 18 und 19 in der Gesamtweltcupwertung weit hinter ihren eigenen Ansprüchen.
Herren
Bei den Herren sind in der derzeitigen Gesamtweltcupwertung außer Norweger und Franzosen nur noch der bereits genannte Schwede Sebastian Samuelsson und der Russe Eduard Latypov, der sich in Östersund nie schlechter als auf Rang 11 platzierte, zu finden. Die beiden norwegischen Senkrechtstarter des Vorjahres Sturla Holm Laegreid und Johannes Dale zeigten sich in Östersund noch nicht in Top-Form. Laegreid verpasste wegen einer Erkältung Verfolgung und Staffel und Johannes Dale schaffte es zwar in die Punkteränge, aber in keinem Rennen in die Top20. Da sich die Norweger in der entsprechenden Luxus-Situation befinden und zig andere starke Athleten in den Startlöchern scharren, wird anstatt Dale der junge Filip Fjeld Andersen in Hochfilzen an den Start gehen. Die letzte Saison gewann Dale Silber und Bronze bei der Biathlon-Weltmeisterschaft auf der Pokljuka, feierte in Hochfilzen seinen ersten Weltcupsieg im Sprint und belegte am Ende den fünften Rang in der Gesamtweltcupwertung. Wenn Dale nicht in Annecy le Grand Bornand oder in Oberhof ins norwegische Nationalteam zurückkehrt, dürfte für ihn auch der Traum mit den Olympischen Winterspielen in Peking geplatzt sein. Von den deutschen Herren sind derzeit Roman Rees (17.) und Benedikt Doll (18.) in der Gesamtwertung am Besten platziert. Der Deutsche Skiverband hat sechs Damen und sechs Herren für den Biathlon Weltcup in Hochfilzen nominiert. Für die noch nicht wieder genesene Anna Weidel kommt Franziska Hildebrand zum Einsatz.
Damen Weltcupgesamtstand nach Östersund
Herren Weltcupgesamtstand nach Östersund
Das Wettkampfprogramm in Hochfilzen
10. Dezember 2021: 11.25 Uhr – Herren, Sprint, 10 km
10. Dezember 2021: 14.15 Uhr – Damen Sprint, 7,5 km
11. Dezember 2021: 12.15 Uhr – Herren Verfolgung, 12,5 km
11. Dezember 2021: 14.15 Uhr – Damen Staffel, 4 x 6 km
12. Dezember 2021: 11.45 Uhr – Herren Staffel, 4 x 7,5 km
12. Dezember 2021: 14.30 Uhr – Damen Verfolgung, 10 km
Live-Übertragungen aus Hochfilzen senden die ARD, Eurosport und ORF.