In nur fünf Tagen beginnt für die Biathleten am 27. November 2021 in Östersund (SWE) die neue Weltcup-Saison. Wir blicken mit Daten und Fakten in den kommenden Biathlon-Winter, bei dem die Olympischen Winterspiele in Peking das Highlight sind. Inwieweit der allgemeine Anstieg der Corona-Infektionen Einschränkungen in der Planung erfordert, ist derzeit noch nicht absehbar.
58 Wettkämpfe an 9 Wettkampforten
Erstes und zweites Trimester
Die Planungen der Internationalen Biathlon Union für den Biathlon-Weltcup der kommenden Saison stehen seit langem fest. An neun Wettkampforten stehen insgesamt 58 Wettkämpfe auf dem Programm. Zwei Einzelbewerbe, neun Sprints und sieben Verfolgungen, vier Massenstarts, fünf Staffelbewerbe und jeweils zwei Mixed- und zwei Single-Mixed Staffeln. Dazu kommen elf Wettkämpfe der Olympischen Winterspiele in Peking. Diese Ergebnisse fließen aber nicht in die Gesamtweltcupwertung ein. Nach der Saisoneröffnung und einem weiteren Weltcup in Östersund folgt traditionell der Weltcup in Hochfilzen und noch vor Weihnachten zum Abschluss des ersten Trimesters geht es für die Biathlonfamilie nach Frankreich, nach Annecy Le Grand Bornand. Mit Oberhof und Ruhpolding stehen im kommenden Winter zu Beginn des zweiten Trimesters wieder die beiden deutschen Austragungsorte auf dem Programm und Oberhof wird sich bereits im umgebauten Stadion präsentieren. In der Höhenlage von Antholz werden die letzten Wettkämpfe vor den Olympischen Winterspielen in Peking ausgetragen.
Olympische Winterspiele
Von 4. bis 20. Februar 2022 geht es dort an zehn Wettkampftagen in elf Bewerben um olympische Medaillen. Die Strecken und der Schießstand im Nordischen Ski- und Biathlonzentrum Kuyangshu sind mit Ausnahme der Chinesen für alle Nationen neu. Der ursprünglich geplante Testlauf fiel vergangene Saison der Corona-Pandemie zum Opfer. „Es sind meine siebten Spiele, aber das hat schon einen Beigeschmack“, so Bernd Eisenbichler, Sportlicher Leiter Biathlon beim Deutschen Skiverband, und weiter „wir konnten die Anlage teilweise auch aus Corona-Gründen, nicht besichtigen, weder unsere Skitechniker, noch die Trainer oder die Athleten. Es gibt eingeschränkte Möglichkeiten für unsere Skitechniker Ende November bzw. Ende Dezember für drei Tage. Es ist alles andere als einfach und auch nicht zufriedenstellend, aber wir werden uns damit arrangieren, wie andere Nationen auch. Ich denke wir haben keinen großen Nachteil zu andere Nationen, aber es ist sehr ungewöhnlich für Olympische Spiele, wenn man die Gegebenheiten gar nicht kennt.“
Letztes Trimester
Das letzte Trimester beginnt Anfang März im finnischen Kontiolahti, bevor es für den Weltcuptross erstmals nach Otepää in Estland geht. Otepää ist der bekannteste Wintersportort des Baltikums und die Organisatoren haben sich bereits bei mehreren Großveranstaltungen bewiesen, zuletzt mit den Jugend- und Juniorenweltmeisterschaften 2018 im Sportzentrum Tehvandi. Der Abschluss der Biathlon-Saison findet am Holmenkollen in Oslo statt. Dort werden die großen Kristallkugeln an den Gesamtweltcupsieger und die Gesamtweltcupsiegerin überreicht. Kurzfristige oder überraschende Änderungen sind im Laufe der kommenden Saison, insbesondere im Hinblick auf die Zuschauerbeteiligung, nicht auszuschließen. Für die Saisoneröffnung in Östersund ist derzeit ein begrenztes Kontingent an Tickets im Verkauf während die Veranstalter in Hochfilzen auf ihrer Webseite aktuell darauf hinweisen, dass der Weltcup ohne Zuschauer stattfinden muss.
Startquoten
Die 25 besten Nationen der vergangenen Saison erhalten feste Startquoten. Die deutschen Herren dürfen nach Platz drei in der Nationenwertung auch in der kommenden Saison mit sechs Starter in die Rennen gehen. Die Höchststartquote steht bei den Herren auch Norwegen, Frankreich, Russland und Schweden zu. Wegen der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie hat der Weltverband eine Sonderregelung eingeführt, wonach die Platzierungen der letzten beiden Jahre als Maßstab genommen wurden. Demnach profitieren die Herren aus Österreich, die einen Startplatz eingebüßt hätten und nun doch mit sechs Athleten zugelassen sind. Für die Schweiz dürfen vier Biathleten starten. In der Nationenwertung der Damen hat Deutschland ebenfalls Platz drei erreicht und geht mit jeweils sechs Biathletinnen in die Rennen, ebenso Norwegen, Frankreich, Schweden und Weissrussland. Die russischen Damen profitieren ebenfalls von der Sonderregelung und werden auch in der kommenden Saison mit sechs Damen am Start stehen, die Österreicherinnen und die Schweizerinnen jeweils mit fünf.
Preisgelder
Die auszuschüttenden Preisgelder für die Saison 2021/2022 werden vom Weltverband sehr transparent dargelegt und mit insgesamt 6.165.800 Euro angegeben. Davon entfallen auf den Weltcup 4.472.000 Euro (Einzelbewerbe, Staffeln, Single-Mixed-Staffeln), auf den IBU-Cup 415.400 Euro. Ein weiterer Teilbetrag in Höhe von 1.095.400 Euro entfällt auf die Gesamtweltcupwertung, die Nationenwertung, Preisgeld für die Disziplinkugeln, den U25-Award und das Tragen des gelben oder des roten Trikots. Die Europameisterschaft wird mit 127.500 Euro veranschlagt und die Biathlon Sommer Weltmeisterschaften mit 91.500 Euro. Für einen Weltcupsieg winken 15.000 Euro, Silber ist mit 12.000 Euro dotiert und Bronze mit 9.000 Euro. Die Staffelung geht bis zu Rang zwanzig, der noch 500 Euro erhält. Für das Tragen des gelben Trikots des Weltcupführenden gibt es jeweils 1.000 Euro, für das rote Trikot des Führenden in der jeweiligen Disziplin 850 Euro. Im IBU-Cup sind die Preisgelder deutlich niedriger: Für einen Sieg gibt es 3.000 Euro, für den Zweitplatzierten 2.000 Euro, für den Bronzeplatz 1.500 Euro bis zu Rang sechs, der noch 800 Euro erhält.
Wer sind die Favoriten?
Bei den Damen
Vergangene Saison gab es für Norwegen sowohl in der Gesamtwertung der Damen und auch bei den Herren einen Doppelerfolg: Tiril Eckhoff holte sich zum ersten Mal die große Kristallkugel mit deutlichem Abstand vor Marte Olsbu Roeiseland. Bei den Herren ging die große Trophäe zum dritten Mal in Folge an Johannes Thingnes Boe (28). Sein größter Konkurrent kam mit Sturla Holm Laegreid aus den eigenen Reihen und ihm war es zuzutrauen, dass er in seinem ersten Weltcupjahr als Under25 sich auch den Gesamtsieg holt. Am Ende waren es lächerliche 13 Punkte, die ihn den großen Erfolg kosteten. Tiril Eckhoff stieg mit Rang 67 und 43 zwar wenig verheißungsvoll in Kontiolahti in die letzte Saison ein, legte dann aber mit dreizehn Siegen eine bravouröse Saison hin. Wenn sie nicht aufs Podest lief, platzierte sie sich mit wenigen Ausnahmen immer in den Top-10. Ihre Treffsicherheit hat sie noch einmal um zwei Prozent verbessert und läuferisch war sie ohnehin in der Liga der Besten. Bei den Winterspielen 2014 in Sotschi und 2018 in Pyeongchang gewann sie im Massenstart jeweils Bronze und zusammen mit Emil Hegle Svendsen, Ole Einar Björndalen und Tora Berger wurde sie in Sotschi Olympiasiegerin mit der Mixed Staffel. Die 31jährige Norwegerin musste bei der nationalen Saisoneröffnung in Sjusjoen ihren Kolleginnen und auch der starken Französin Julia Simon den Vortritt lassen, aber das könnte durchaus die notwendige Motivation für sie sein. Auch in der olympischen Saison werden die Damen aus den eigenen Reihen, neben den wieder erstarkten Französinnen ihre stärksten Konkurrentinnen sein. Und nicht zuletzt wird die Drittplatzierte der vergangenen Saison Franziska Preuß Ansprüche geltend machen. Bei einem der internen Qualisprints in Obertilliach holte sie sich den Sieg, bei einem weiteren Testrennen mit den Österreicherinnen siegte sie vor Lisa Theresa Hauser. Nicht zu vergessen die beiden Oeberg-Schwestern aus Schweden. Elvira, die jüngere der beiden, zeigte bei beiden Testrennen in Idre mit einem Sieg und einem zweiten Platz bereits ihre Top-Form.
Bei den Herren
Ob Johannes Thingnes Boe ein weiteres Mal am Ende des Winters der konstanteste Biathlet war und Gesamtweltcupsieger wird, oder vielleicht sein älterer Bruder Tarjei, oder einer der beiden jungen Talente Sturla Holm Laegreid und Johannes Dale – eines scheint klar zu sein: Bei den Herren wird es im Kampf um die große Kristallkugel wieder ein Kräftemessen zwischen Norwegen und Frankreich, in das vielleicht noch die beiden Schweden Sebastian Samuelsson oder Martin Ponsiluoma eingreifen könnten. Beide sind in überraschender Frühform und auch die Franzosen Quentin Fillon Maillet, Emilien Jacquelin und Simon Desthieux waren bei den Testwettkämpfen in Sjusjoen nicht weit entfernt von den Gastgebern. Ob die Saisonvorbereitung eher auf Konstanz ausgelegt wurde oder auf das Großereignis und ob der eine oder andere vielleicht Weltcuprennen auslässt, ist durchaus möglich. Aus dem deutschen Herrenteam könnte es immer wieder Ausreisser geben, eher nicht für die Gesamtweltcupwertung, aber für Weltcupsiege und auch für olympische Medaillen. „Am Ende ist man gut beraten, wenn man grundsätzlich eine Leistungsfähigkeit hat, gut vorbereitet ist auf die Höhenlage und den Rest muss man mit einem gesunden Optimismus und relativ entspannt angehen. Am Ende fährt der am Besten, der sich vor Ort mit den Gegebenheiten am Schnellsten zurecht findet, das haben wir in Pyeongchang vor vier Jahren auch richtig gut hinbekommen und das versuchen wieder so optimal wie möglich zu lösen“, so der Bundestrainer Mark Kirchner, und weiter „Peking kann man mit Antholz, Val di dentro oder Soldier Hollow vergleichen. Wir haben in den letzten Jahren im Sommer häufig in dieser Höhe trainiert und auch in diesem Jahr Orte ausgewählt, die dieser mittleren Höhe entsprechen. Klar legt man den Fokus darauf, Olympia ist ein Highlight, nichts destotrotz haben wir neun andere Weltcup-Veranstaltungen, wo man von der deutschen Mannschaft auch entsprechende Leistung erwartet.“
Alle Termine des Biathlon-Weltcups und des IBU-Cups bzw. IBU-Junior-Cups hier im Überblick.