24 Stunden Rennen in Kelheim: 957 Kilometer Kampf mit spannendem Finale - xc-ski.de Langlauf

24 Stunden Rennen in Kelheim: 957 Kilometer Kampf mit spannendem Finale

Löffler Nordic Team © Mario Felgenhauer

Es sind noch vier Runden möglich bis zum Rennende. Da setzt das Team Glasservice Weber eine Attacke. Zunächst hält sich Olaf zurück, setzt dann aber doch nach, als ein überrundeter Fahrer mit den Ausreißern gemeinsame Sache macht. Und plötzlich kämpfen wir um den Sieg.

Es war eigentlich wie jedes Jahr ein hartes Stück Arbeit, bis das „Löffler Nordic Team“ für das 24 Stunden Rennen in Kelheim zusammengestellt war. Schließlich geht es in Kelheim nicht um Weltmeistertitel oder Preisgeld. Es wird einzig um die Ehre gekämpft, für ein Jahr als bestes 24 Stunden Team auf der Strecke an der Befreiungshalle zu gelten. Frühzeitig hatte uns Stefan Kirchmair seine Zusage gegeben, in diesem Jahr für unser „Langlaufteam“ an den Start zu gehen. Doch dann kam der Rückschlag: Sturz, Schambeinbruch und Trainingsausfall. Damit musste er auch seine Teilnahme in Kelheim absagen. Ein Ersatzmann musste her und der war gar nicht so leicht zu finden. Schließlich konnten wir Florian Wirth gewinnen. Ein Glücksgriff, wie sich später herausstellen sollte. Dazu kamen die erfahrenen Kelheim-Fahrer Sven-Uwe Baacke, Roland Ballerstedt, Olaf Schober und Thomas Freimuth. Letzterer ging inzwischen zum sechsten Mal an den Start und kennt auf der 17 Kilometer Runde jedes Sandkorn. Für die diesjährige Auflage hatte sich sehr starke Konkurrenz angekündigt. Das Team Merkur-Druck ist in der Szene als professionelles Jedermann-Team bekannt und Glasservice Weber hatte sich mit starken A-Lizenz-Rennfahrern sowie einem Ex-Profi verstärkt. Mit dem Team Hackner und Schäfflerstraße standen zwei weitere Podestanwärter am Start. Es würde also nicht einfach werden, unseren 3. Platz aus dem Vorjahr zu verteidigen. Trotzdem nahmen wir die Mitfavoritenrolle an und bereiteten alles für ein hartes Rennen vor.

Nach dem Ausfall von Stefan und unserer letztjährigen Nummer eins Mathias Flunger bereitete uns die Wahl des Startfahrers zunächst etwas Sorge. Doch dann konnte sich Sven mit einer sehr guten Vorstellung beim Dreiländergiro für diese Position empfehlen. Er würde es mit allen Topfahrern der Teams zu tun bekommen, nahm diese Aufgabe aber gelassen an. Punkt 14 Uhr fällt dann der Startschuss zu einem denkwürdigen Rennen. Es geht direkt in den ersten Anstieg hinauf zur Befreiungshalle, dann weiter zum Stausacker-Berg mit der Sprintwertung (die Bene Schäffer für sich entscheiden kann) und übers „Bankerl“ sowie Essing zurück nach Kelheim. Sven liefert eine bravuröse Leistung ab und wechselt in der Spitzengruppe. Bereits diese erste Runde zeigt, wie schnell das Rennen werden wird. 22:04 Minuten benötigt unser Fahrer für die etwas verkürzte Startrunde. Das entspricht einem 45er Schnitt! Zunächst mischen auch die Top-Fahrer der Mixed-Teams noch vorne mit, weswegen sich in den nächsten Runden eine sechs- bis siebenköpfige Spitzengruppe formiert. Das Tempo bleibt konstant hoch und die ersten 20 Runden werden alle unter 25 Minuten absolviert. 24:08 Minuten zeigt die Stoppuhr bei einem von Thomas‘ ersten Törns an. Dann geht es langsam in Richtung Nacht und die Spitzengruppe schrumpft auf vier Teams. Zu diesem Zeitpunkt kommt auch das erste „Friedensangebot“ unserer Begleiter. Denen ist die Fahrweise von Sven und Olaf am Berg etwas zu aggressiv. Sie schlagen einen Waffenstillstand bis zu den frühen Morgenstunden vor. Nachdem man in Kelheim alleine gegen zwei oder drei Verfolger keine Chance hat, willigen wir ein und so wird das Tempo von Runde zu Runde etwas langsamer. Das tut auch unseren Fahrern gut, nachdem unser Physio Thomas während der ersten Runden doch einiges zu tun hatte, um die Muskeln der Fahrer wieder locker zu bekommen. Aber inzwischen sind alle voll im Rennmodus.

Während der Nachtstunden überrunden wir schließlich die Fünftplatzierten vom Team Schäfflerstraße, die fortan wieder in unserer Gruppe fahren. Deren Ersatzfahrer musste noch vor der Nacht abreißen lassen und allein unterwegs ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Überrundung kommt. Das wissen wir aus eigener Erfahrung und deswegen ist der Verbleib in der Spitzengruppe das oberste Ziel. Als die Stirnlampen und Warnwesten um Punkt 5:00 Uhr überflüssig werden, endet unser Waffenstillstand. Und bereits in den frühen Morgenstunden kommt es zur ersten brenzligen Situation. Das Team Hackner versucht uns loszuwerden, um alleine mit Glasservice Weber und Merkur-Druck um die ersten drei Plätze zu kämpfen. Dazu setzen sie ihren besten Fahrer auf unseren vermeintlich schwächsten an. Florian weiß, was für eine Aufgabe er nun vor sich hat, aber er löst sie mit Bravur. Trotz der Attacke von Hackner lässt er sich nicht abschütteln und bleibt dran. Das gibt uns in der folgenden Runde die Möglichkeit zum Konter, aber auch wir werden das vierte Team nicht los. Und so absolvieren wir weiter gemeinsam unsere Kilometer. Auch ein Angriff von Glasservice Weber, der dem Team der Söldner einen Vorsprung von einigen Sekunden einbringt, kann pariert werden. Langsam stellen wir uns auf einen Schlusssprint ein. Diesen einfach bis zur Ziellinie auszufahren, wäre aber zu gefährlich. Diese befindet sich nämlich im nur einen Meter breiten Zielkanal, in den man über eine 90 Grad Kurve gelangt. Zu groß wäre hier das Risiko, dass am Ende mehrere Fahrer im Absperrgeländer landen. Deswegen sind sich die Teamchefs einig, dass er Sprint an der letzten Brücke über die Altmühl ausgefahren werden soll.


Dann überschlagen sich aber die Ereignisse bei noch vier möglichen Runden vor Zielschluss. Am Anstieg setzt Ex-Profi Philipp Mamos eine harte Attacke für das Team Glasservice Weber. Zunächst ist man sich unter den drei Verfolgerteams einig, den Fahrer im Wind auf dem Weg zurück nach Kelheim verhungern zu lassen. Dann springt allerdings Georg Fischer vom bereits überrundeten Team Schäfflerstraße hinterher. Olaf, unser Bergspezialist, analysiert die Situation blitzschnell und erkennt die Gefahr. Zu zweit steigen die Chancen natürlich, durchzukommen. Auch er attackiert, kann sich vom Hackner und Merkur-Druck Fahrer lösen und schließt zur Spitzengruppe auf. Damit haben zu diesem Zeitpunkt wohl die wenigsten gerechnet. Wenig später fällt Fischer mit Schaltproblemen zurück, aber Olaf und Philipp Mamos können bis zum Wechsel 35 Sekunden Vorsprung herausfahren. Dort ist die Überraschung groß, als nur noch zwei Mann als Spitzengruppe ankommen und hektisch werden Anweisungen an die Fahrer gegeben. Jetzt gilt es und wieder einmal muss unser Jüngster die schwere Aufgabe erfüllen, dranzubleiben. Florian schafft es gemeinsam mit dem Zeitfahrweltmeister der Senioren(!), Alexander Bauer, über die beiden Anstiege. Dann nutzt der erfahrene Rennfahrer von Glasservice Weber allerdings eine kleine Lücke während der Abfahrt, um sich abzusetzen. Alleine im Wind wird Florian schnell von den Verfolgern eingeholt und kann das Hinterrad leider nicht halten. Er kämpft sich aber wacker bis zum Wechselbereich, wo er sich erst mal völlig erschöpft auf das Pflaster legt.

Sven hat nun keine leichte Aufgabe vor sich, schließt die Lücke von 22 Sekunden aber bereits am ersten Anstieg. Nun soll es also eine Runde später zum bereits besprochenen Zielsprint kommen. Während sich die Teamchefs auf den Weg zur Ziellinie machen, überquert Sven als Zweiter hinter dem enteilten Fahrer von Glasservice Weber die Zeitnahme. Das hätte uns die taktische Möglichkeit gegeben, auf der letzten Runde keine Führungsarbeit mehr zu leisten und darauf zu spekulieren, dass sie außerhalb des Zeitlimits beendet wird. Dann wären wir sicher Zweiter. Aber wie im letzten Jahr stellen wir uns dem Sprint um das Podest. Thomas übernimmt die Verantwortung des Schlussfahrers und hat nun Top-Sprinter Daniel Knyss und Tobias Diepold, einen Bahnfahrer, gegen sich. Es wird taktiert und eher langsam gefahren. Als eine Gruppe kurz vor dem Ziel von hinten vorbeifährt, sieht Thomas seine Chance. Er springt in den Windschatten und versucht mit hohem Tempo den Sprint von vorn. Dass Knyss an ihm vorbeisprinten würde, damit rechnet er. Aber am Ende überholt ihn auch Diepold und es bleibt der undankbare vierte Platz.

Als die drei Fahrer in den Zielkanal einbiegen, feiert im Ziel bereits das Glasservice Weber Team seinen Sieg. Bei uns macht sich zunächst Ernüchterung breit. 24 Stunden hatten wir um den Sieg mitgekämpft und am Ende fehlt uns eine Sekunde auf Rang zwei. Erschöpft und geistig leer machen wir uns an den Abbau. Erst so langsam macht sich die Erkenntnis breit, was das Team in diesem Jahr geleistet hat. Zum ersten Mal schafften wir 56 Runden und 957 Kilometer. Am Ende lagen wir nur sechs Minuten hinter den Siegern, mit denen wir 23 Stunden lang mitgefahren waren. Ob wir im nächsten Jahr wiederkommen? Fragt uns bitte erst in einem Monat! Eventuell hat dann die Vorbereitung auf 2014 ja schon begonnen? 😉

Der größte Dank geht zunächst natürlich an die Teamfahrer Florian Wirth, Roland Ballerstedt, Sven-Uwe Baacke, Olaf Schober und Thomas Freimuth, die eine grandiose Leistung abgeliefert haben. Vielen Dank auch an die Betreuer Sabine Maier, Sven Münch, Hermann Unrecht, sowie unseren Mechaniker Thomas Koch und unseren Physio Thomas Gumann. Wie in den vergangenen fünf Jahren hat uns auch dieses Mal wieder die Firma Löffler Premium Sportswear perfekt eingekleidet. Danke hierfür an Hermann Grundner und sein Team. Für das nötige Material sorgte wieder einmal Radsport Koch aus Tittling. Danke auch an die Altstadtpension in Kelheim für den Internetanschluss. Und zum Schluss Danke an das Team um Klaus Roithmeier, Stefan Thaller und Rudi Eberl vom RSC Kelheim für dieses einzigartige Event.

Die mobile Version verlassen
Die mobile Version verlassen