50 Jahre Ganghoferlauf: Geburtstagsparty mit Keksen, Pasta und viel Schnee

Basilia Förster unterwegs © Lukas Dürnegger/xc-ski.de
Basilia Förster im Ziel © Lukas Dürnegger/xc-ski.de

Samstagmorgen. 50 Kilometer warten auf uns. Gänsehaut überkommt mich im Startblock. Der Startschuss fällt. Die vorderen Läufer schießen aus dem Block, als wäre das Rennen ein Sprint. Ich bleibe defensiv. Die Spuren verengen sich. Nach zwei Kilometern geht es gleich steil hinauf oberhalb des Ortsteils Plaik. Ich vermisse mein Steigwachs. Ein paar Grätschschritte muss ich machen. Ich kämpfe mich zum höchsten Punkt. Abfahrtshocke. Wie auf Eisenbahnschienen gleite ich die Spur hinunter, hinein in die Rechtskurve. Genau der passende Radius für die nach außen ziehenden Fliehkräfte. Das Feld sortiert sich. Ich habe Spaß. Im Flachstück durchs obere Tal kann ich etwas durchschnaufen. Gleich geht’s wieder hinauf zur Panoramaloipe. Eine traumhafte Aussicht erwartet uns von hier. Wieder hinunter, nächstes Flachstück, wieder ein Anstieg, zum Schluss auf kupierter Loipe durch den Wald und zurück zum Start. Die Teilnehmer der 25 Kilometer Strecke biegen nun ab. Ich darf nochmal durch. Die Sonne kommt jetzt raus. Es wird warm. Zum Glück habe ich einen Ski für warme Bedingungen und das richtige Wachs. Danke Christian! Schweißperlen stehen mir auf der Stirn. An jeder Verpflegungsstation nehme ich einen Becher Isodrink. Meine Arme brennen. Warum habe ich bloß kein Steigwachs genommen. Mit letzter Kraft schiebe ich mich über die Ziellinie. 7. Frau. Cool. Soweit vorne war ich noch nie. Michael ist schon länger da. Naja, er hat auch dickere Oberarme. Aber Morgen beim Skatingrennen kommt mein Tag. Jetzt freue ich mich aber erstmal auf Kekse und Pasta.

Basilia Förster unterwegs © Lukas Dürnegger/xc-ski.de

Der Sonntagmorgen beginnt etwas überraschend mit Neuschnee. Christian hat mir aus Michaels zwanzig Jahre alten Skatern richtige Raketen gezaubert. Die Rennstrecke ist viel breiter als gestern. Skater brauchen Platz. Es ist trotzdem unübersichtlich. Michael habe ich gleich nach dem Start aus den Augen verloren. Er geht auch heute mit durchgewachsten Klassikski an den Start. So sammelt er Kilometer unter Wettkampfbedingungen für sein großes Abenteuer in Lappland. 220 Kilometer wird er dort im Doppelstockschub unterwegs sein. Jetzt geht es erstmal das Tal hinunter. Durch den Neuschnee ist Überholen schwierig. Nach knapp fünfzig Minuten geht’s wieder zurück. Das Tal leicht ansteigend hinauf. Ich kann einige Plätze gut machen. Am Start vorbei ist es nun schon richtig warm. Das dichte Schneetreiben ist strahlendem Sonnenschein gewichen. Fast wie im April. Die Strecke führt nun auf die Hohe Munde zu. Ihr Gipfel thront majestätisch auf 2.600 Metern Höhe über dem Tal. Im Sommer habe ich von da oben hinuntergeblickt. Nun skate ich im großen Bogen unterhalb vorbei und freue mich auf die letzten leicht bergab führenden fünf Kilometer. Es geht gerade auf den Zielbogen zu. Ich erhöhe die Frequenz. Synchroner Stockeinsatz, rechtes Bein, synchroner Stockeinsatz, linkes Bein. Alles was ich noch an Energie habe, muss jetzt in den Schnee. Ich strahle. Michael gratuliert mir. „Was machst du schon da?“ frage ich ihn erstaunt. Ich freue mich immer, ihn zu sehen, aber heute wollte ich ihn empfangen. Naja, nächstes Jahr gibt’s eine Revanche.

Nun gibt’s erstmal wieder Kekse, Pasta und … den Preis für den 2. Platz in der Kombiwertung der Damen. Was für eine Überraschung! Was für eine Freude! Ich blicke vom Podest auf der Bühne der riesigen Tennishalle hinunter. Strahlende Gesichter. Einige freuen sich über gewonnene Pokale, andere über Preise bei der Tombola. Jeder aber freut sich über ein großartiges Wochenende im Winterwonderland Leutasch. Und darüber, so leicht auf Ludwig Ganghofers Einladungsliste gekommen zu sein. Man muss nur am Ende von Mittenwald die Abzweigung ins kleine Paradies nehmen.

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