Ab in die Hocke und umtreten, umtreten, vorsicht Eisplatte! Oha das war knapp, konzentriert bleiben, keine Rückenlage, schnell schnell, Gleichgewicht halten und weiter gehts. Sauber umtreten, kein Problem, da geht sich noch was, die Bäume sind noch ein Stück weg! Und gleich die nächste Kehre, da brennen die Oberschenkel! Die letzte Biegung, gleich hört der Wald auch schon auf! Puh, was für eine geniale Abfahrt!
Langsam lassen wir es ausgleiten und lockern auf den letzten Metern der Auerhahn-Höhenloipe unsere Beine aus. Direkt beim Gasthof Eck kommen wir schließlich erschöpft, aber mit strahlenden Gesichtern zum stehen. Schon allein für diese letzten zwei Kilometer lohnt sich der Weg vom Bretterschachten hierher, vor allem wenn man eine Abfahrt mit einigen richtig schönen, anspruchsvollen Kehren sucht und so richtig Gas geben will. Doch eigentlich ist jeder Meter der Loipe knapp unterhalb des Großen Arbers vom Bretterschachten zum Eck ein Genuss! „Bayerns längste Höhenloipe“, einen Titel den die 30 Kilometer lange Strecke definitiv verdient hat. Wir sind uns einig, dass es auch „Bayerns schönste Höhenloipe“ heißen könnte! Wir, das sind vier im „Woid“ beheimatet Langläufer und als solcher soll man mindestens einmal im Winter aufs Eck hinaus laufen, sonst war es kein erfolgreicher Winter. An einem nebelverhangenen Sonntag im Januar wollen wir unserer „Pflicht“ nachkommen. Schon am Weg zum Bretterschachten zeigt sich das Wetter von seiner schönen Seite, der Nebel verzieht sich und trotz Wolken lugt ab und an die Sonne durch. Es verspricht ein wunderbarer Tag zu werden. Das haben anscheinend auch schon andere Langläufer bemerkt und so wuselt es im Stadion schon. Schnell auf die Ski und ab geht’s, immer der Sonne entgegen!
Bereits am ersten Anstieg werden die Läufermassen weniger, ein Trend der sich im Laufe des Tages noch fortsetzen wird. Unter unseren Ski knirscht der frisch gefallene Schnee und die Bäume entlang der Strecke sind noch winterlich weiß überzuckert! Im Tal unten herrschen schon fast frühlingshafte Temperaturen, aber hier, auf über 1.100 Metern Meereshöhe ist noch tiefster Winter, auch wenn man die Überhosen schon getrost zuhause lassen kann. Der erste Anstieg ist schnell gemeistert, jetzt geht es auf einer angenehm harten und schnellen Piste in Richtung Großer Arber. Der König des Bayerischen Waldes versteckt sich aber noch lange vor unseren Blicken, erst nach einem steilen Anstieg hinauf erhebt er sich vor uns. Dem Sturm Kyrill sei Dank eröffnet sich uns auch eine grandiose Aussicht hinunter auf das Zellertal, wo sich langsam der Nebel lichtet. Draußen, hinter dem Pröller und dem Geißkopf hängen die Wolken aber noch dicht und grau. „Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein…“ dahinsummend stürzen wir uns in die erste rasante Abfahrt des Tages. Das Vergnügen ist aber nur von kurzer Dauer, denn die nächsten Kilometer bleiben wir fast konstant auf 1.100 bis 1.250 Metern Höhe. Noch zwei kurze Anstiege dann spuckt uns der Wald wieder auf der Stierwiese aus. Im Sommer weiden hier seit kurzem wieder Kühe, jetzt ist die Wiese ein beliebter Platz für eine kurze Pause zum Trinken oder Sonnenbaden. Wem es hier schon genügt, der kann wieder in Richtung Bretterschachten abbiegen, für uns natürlich keine Option.
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