Am 5.Februar war ich in Bad Mitterndorf beim traditionsreichen 33. Steiralauf. Ich war sehr gespannt auf Bad Mitterndorf, da ich im Sommer schon öfters da war. Die Hochebene im Auseerland ist auch im Winter traumhaft schön und ist sicher eins der besten Langlaufgebiete Österreichs. Es war bitterkalt. Minus 16 Grad! Mein Ski lief dementsprechend schlecht, hatte nicht das passende Wachs zu Hause. Ich kam nach 1:55 Stunden ins Ziel.
Anreise
Es ist 04:00 Uhr. Also mitten in der Nacht. Gestern habe ich schon öfters gezweifelt an meiner Challenge. Aufstehen wenn es dunkel ist, in der Freizeit? Ich darf nicht jammern. Es gibt viele Veranstaltungen wo du früh raus musst. MTB Trophy in Bad Goisern, Traunstein Marathon. Also raus aus dem Bett jetzt. Heute fahre ich ja mit der Bahn. Neun Euro Sparschiene. 2:50 Stunden Reisezeit. Bin also Klimaneutral unterwegs.
Startvorbereitungen
Ich bin schon um 8:00 Uhr in Bad Mitterndorf angekommen. Trotzdem sind schon viele Läufer hier. Zuerst hole ich mir die Startnummer, 512. Dann trinke ich einen Kaffee und esse einen Kuchen in der Grimming Halle. Gefrühstückt habe ich ja heute noch nichts. Ich durchwühle meinen großen Rucksack und lade mein Handy auf. Ich will ja das Rennen aufzeichnen. Das Handy funktioniert, Akku ist geladen. Anmeldung, Duschen und Verpflegung sind in der Halle untergebracht. Das ist Top. Die Duschen sind warm und es gibt genügend Platz zum Umziehen. Ich creme mein Gesicht ein, setzte die Sturm Haube auf, drüber noch eine. Es ist kalt, -16 Grad. Es ist jetzt 9:20 Uhr, Zeit zum raus gehen. Mein Start ist um 09:45. Ich gehöre wieder zur Minderheit. Zu denen die nur ein paar Ski haben. Ok. Das bin ich schon gewohnt. Ich laufe mich 15 Minuten warm, wenn man das heute überhaupt kann. Kurze Panik. Ich kann das Handy nicht einschalten. Das Display ist schwarz. Also keine Aufzeichnung heute.
Das Rennen
Ich stehe fast ganz hinten, vorne ist kein Platz mehr. Der Startschuss fällt. Die Masse setzt sich in Bewegung, 25 und 50 Kilometer. Gott sei Dank laufe ich nicht den Marathon. Die Rußland Kälte macht es nicht leicht. Der Schnee ist stumpf und langsam. Der Ski läuft gar nicht. Ich merke schon nach zwei Kilometern, dass heute nichts geht. Obwohl die ersten vier Kilometer leicht fallend sind komme ich nicht weiter. Ich versuche ein paar Frauen zu folgen, die den Marathon laufen. Hab aber keine Chance. Auch ein paar ältere Männer holen mich wieder ein, nach dem ich sie überholt hatte. Wir passieren die Flugschanze am Kulm. Die ist riesig. Nächsten Sommer werde ich am Redbull400 Hillclimb teilnehmen. Einem Event für Freaks. 400 Meter vom Auslauf hinauf zum Springerturm! Im Schatten geht der Ski komischerweise etwas besser, aber das reicht nicht. Ich überhole ein paar Läufer. Muss sie aber wieder passieren lassen. No Chance. Ich finde mich damit ab. Auch die längste Abfahrt ist ein Wahnsinn. Ich mache keine Meter. Die Kräfte schwinden langsam. Die Strecke ist mir unbekannt. So tue ich mich schwer mich zurecht zu finden. Ich lasse mich treiben aber nicht hetzen. Ich stehe wieder einmal. Komme nicht voran, der Ski stoppt andauernd. Ich trinke bei jeder Labstelle einen Tee. Kann nichts Festes essen. Bei der Kälte friert das Essen ein. Das Powergel bleibt in der Rückentasche. Ich könnte es eh nicht aufmachen. Ich komme zur Steckenteilung 25/50 Kilometer. Es ist nicht mehr weit. Vielleicht noch fünf Kilometer. Am Horizont kann ich das Startgelände erkennen. Jetzt überholen mich die ersten 30 Kilometer Classic Läufer. Wow. Ich sehe nirgends Kilometer-Schilder. Weiß nicht genau wie lange ich noch zu leiden habe. Noch einmal geht es bergab und ich werde wieder überholt. Bin auf dem letzten Kilometer. Der Zieleinlauf ist zu sehen, noch mal eine Engstelle, eine letzte Kurve, fest anschieben. Ich bin im Ziel. Weiter hätte es nicht mehr gehen dürfen. Ich nehme meine Finisher Medaille in Empfang. Sie glänzt golden in der steirischen Wintersonne.
Nach dem Rennen
Ich verschwinde in die warme Dusche. In der Grimming Halle trinke ich noch einen Saft und esse ein paar Nudeln. Gratis Massenverpflegung, keine große kulinarische Leistung. Dabei bewundere ich die kargen, ausgemergelten Gesichter. Ich bin wohl einer der wenigen die Größe L tragen. Um 13:10 Uhr verlasse ich die Location. Gehe langsam, kann nicht schnell, zum Bahnhof. Mache noch ein paar Fotos von den Unmengen an Schnee. Jetzt bin ich dankbar, dass ich mit dem Zug fahren darf. Um 16:50 Uhr betrete ich wieder heimischen Boden. Ich komme aber gerne wieder. Dann laufe ich die lange Strecke. Die soll so schön sein