Den vorgegebenen Weg beziehungsweise die Loipe verlassen und einfach nur dort seine Spur ziehen, wo es einen hintreibt. Das hat schon was von einem kleinen Abenteuer im „Hinterland“, backcountry eben!
Wenn die Wintersaison langsam ihrem Ende entgegengeht und die letzten Wettbewerbe absolviert sind, dann zieht es viele Langläufer weg von den vorgegebenen Loipen hinein ins Gelände. Backcountry nennt sich diese Art des Skilanglaufens, die in Skandinavien weit verbreitet ist und in unseren Breiten in den Hochlagen als Skitourengehen betrieben wird. Ist das Gelände jedoch eher hügelig und weitläufig, ist man mit langlaufähnlichem Material meist besser beraten. Vielfach sieht man Athleten, die ihre Zweit-Ski mit Skitourenfellen tunen oder mit ihren Fellski losziehen. So richtig Spaß macht es dann aber doch erst mit Backcountry Ski. Diese sind deutlich breiter als Langlaufski, besitzen meist Stahlkanten und Schuppen. So entfällt das Auf- und Abfellen, wie es bei Tourenski notwendig ist. Vorspannung besitzen die Modelle für das „Hinterland“ jedoch schon. Das macht sich insbesondere dann bemerkbar, wenn sich ein Abstecher auf Loipen und Wege nicht vermeiden lässt. Dafür sind Backcountry Ski nun einmal nicht gemacht und der Grip ist eher bescheiden. Sobald es aber ins ungespurte Gelände geht, ist der Abdruck kein Problem mehr. Backcountry Ski werden entweder mit Langlaufbindung oder einer etwas robusteren Backcountry-Bindung gelaufen. Als Schuhe eignen sich in ersterem Fall Skiathlon-Schuhe, ansonsten kommen spezielle Backcountry-Schuhe zum Einsatz. Langlaufstöcke, sofern man sie mit größeren Tellern ausstatten kann, sind auch für Backcountry-Touren geeignet.
Wir starten unsere kurze Testrunde am Hohenzollern Skistadion im Bayerischen Wald. Dort wo sich sonst Biathleten und Langläufer tummeln, ist jetzt zum Ende des Winters nur wenig los. Sobald wir dann von der Loipe ins Gelände abbiegen sind wir allein unterwegs. An den Füßen haben wir den Fischer Spider 62 mit Stahlkante, den wir mit Turnamic-Bindung und Speemax Carbon-Schuh laufen. Zunächst geht es durch lichten Wald zwischen den Schleifen der Wettkampfstrecken. Die Profilierung ist ideal: Nicht zu steil und nicht zu flach. Zudem trägt die Schneeauflage perfekt und wir kommen schnell voran. Kurze Anstiege wechseln sich mit kurzen Abfahrten ab, die sich durch das Baumgewirr schlängeln. Immer wieder finden sich Hindernisse, die es zu umfahren oder zu überwinden gilt. Da ist schnelle Reaktion gefordert, aber die Ski machen alles anstandslos mit. Und so verfliegt die Zeit förmlich, die wir unterwegs sind. Auf dem Rückweg folgen wir den Spuren vom Hinweg. Schließlich wollen wir nicht in der Arberseewand mit ihrer steil abfallenden Flanke enden. Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir zurück am Ausgangspunkt unserer kleinen Test-Tour. Nicht ausgepowert, aber doch mit dem Gefühl, sich sportlich an der frischen Luft bewegt zu haben, machen wir uns auf den Heimweg.
So richtig abenteuerlich wird das Erlebnis Backcountry aber erst auf längeren Touren mit einem Gipfel oder einer Berghütte als Ziel. Für den Weg dahin sollte man sich dann jedoch entweder sehr gut in dem jeweiligen Gelände zurechtfinden oder nur mit GPS-Gerät losziehen. Sonst droht im schlimmsten Fall ein Sucheinsatz der Bergwacht. Außerdem heißt es sich vor der Tour über Schutzzonen oder gesperrte Bereiche entlang der Strecke zu informieren. Schließlich ist der Winterschlaf für manche Tiere überlebenswichtig. Im Rucksack solltet ihr zudem ausreichend zu Trinken und einen Energieriegel mit dabei haben. Handy und warme Überbekleidung dürfen ebenfalls nicht fehlen. Und wenn dann unterwegs oder bei der Rückkehr eine Brotzeit winkt, macht das ganze Abenteuer noch viel mehr Laune. Also, nichts wie raus mit euch und genießt die letzten Tage auf Schnee!