Biathlon Shooting-Star Lenzerheide: Auf Ski und mit Gewehr unterwegs in der Schweiz

Biathlon-Schnupperkurs © Michael Rackl/xc-ski.de

Biathlon-Orte gibt es einige auf der Welt. Aber nur Lenzerheide darf sich zu Recht Shooting-Star in dieser Sportart nennen. Wir waren kurz vor den Europameisterschaften und zwei Jahre vor den Weltmeisterschaften in Graubünden vor Ort.

Ausblick auf das Biathlon-Stadion © Michael Rackl/xc-ski.de

In wenigen Jahren vom alpinen Weltcup-Ort über Austragungsort der Tour de Ski der Skilangläufer bis hin zum Biathlon-WM Gastgeber, das ist kurz gefasst die Erfolgsgeschichte von Lenzerheide in Sachen Biathlon. Keine andere Region hat es in so kurzer Zeit vom Ausrichter von Wettbewerben der zweiten Liga bis zum Veranstalter eines Großereignisses geschafft. Darauf ist man zu Recht Stolz und das hört man auch aus dem Gespräch heraus, das ich zu Beginn meines Aufenthalts in Lenzerheide mit Beni Zumsteg führe, seit vergangenem Jahr Geschäftsführer der Roland Arena, dem Multisport-Areal, das das Biathlonstadion beheimatet. Aber auch ein anderer Aspekt schwingt in dem Gespräch mit: Man will den Breitensport immer komplett integrieren und hat ihn in alle Planungen miteinbezogen. Das ist anders, als in den großen Arenen in Deutschland, wo Hobbysportler im besten Fall unter bestimmten Auflagen geduldet werden.

Biathlon-Schnupperkurs © Michael Rackl/xc-ski.de

Kurz nach dem Gespräch stehe ich mit Langlaufskiern an den Füßen im Stadion und mache mich bereit für eine Biathlon-Einführung mit Franco. Er ist in der Roland Arena federführend für den Schießstand zuständig und bringt nebenbei Interessierten die Sportart Biathlon näher. Bildlich und sehr verständlich gibt er mir zunächst eine Einweisung in das Schießen mit all seinen Sicherheitsregeln aber auch wichtigen Anhaltspunkten, um später zu treffen. Dann darf ich selbst ran und die ersten fünf Schuss auf die Scheiben abfeuern, die in zwei Jahren über die neuen Weltmeister entscheiden werden. Nun bin ich als ehemaliger aktiver Biathlet kein Neuling in dieser Sportart, aber mein Fotograf Michael lässt es sich nicht nehmen, sich ebenfalls im Kampf um Treffer zu beweisen. Und siehe da, er entpuppt sich als Naturtalent. Diesen Einführungskurs kann jedermann buchen und damit den Schießstand vor den Titelkämpfen der nächsten Jahre testen.

Am Heidsee © Michael Rackl/xc-ski.de

Während der EM, dem Weltcup oder der WM wird das zwar nicht möglich sein, dafür aber die Nutzung der Loipen rund um Lenzerheide. Da trifft es sich gut, dass ich auf dem Rückweg ins Hauptgebäude der Roland Arena Jürg Capol treffe. Den Schweizer kenne ich seit vielen Jahren, da er lange als FIS Renndirektor im Skilanglauf Weltcup unterwegs war und sich unsere Wege dort immer wieder kreuzten. Seit letztem Jahr ist er Geschäftsführer der Biathlon WM 2025 in Lenzerheide und damit hauptverantwortlich für die Großveranstaltungen der nächsten Jahre. Er hat seine Mittagspause genutzt, um ein paar Runden zu drehen. Mir gibt er den Tipp, zunächst im Langlaufzentrum in Valbella in die Loipen einzusteigen und dort meine ersten Kilometer zu sammeln. Das tue ich dann auch und laufe mit Dauergrinsen am Heidsee entlang und später noch weiter in Richtung Parpan. Hier lässt es sich aushalten und vor oder nach dem Anfeuern der Weltelite im Biathlonstadion selbst noch etwas für die eigene Fitness tun.

Hotel Tgoma © Mattias Nutt Photography

Ich habe mich unweit der Roland Arena im Hotel Tgoma in Lantsch einquartiert. Neben der Nähe zum Biathlonstadion bietet es neu renovierte helle Zimmer und alles, was man als Sportler braucht. Nach einem Zwischenstopp im Wellness-Bereich lasse ich mich mit dem hauseigenen Shuttle-Service ins Restaurant Spescha in Lenzerheide bringen und mir dort das Abendessen schmecken. Schließlich will ich am nächsten Tag selbst noch ein paar Runden auf den Wettkampfstrecken der Roland Arena drehen. Gesagt getan und so geht es vormittags vom Startpunkt vor dem Hauptgebäude zunächst den leichten Anstieg hinauf, den ich schon von der Tour de Ski kenne. Weiter führt die Strecke in welligem Gelände hinter dem Schießstand vorbei zu den beiden langgezogenen Wiesenschleifen, die es in sich haben. Hier werden Profis wie Hobbysportler gleichermaßen gefordert, aber genau diese Herausforderung macht die Strecken besonders reizvoll. Nach etwa 16 Kilometern wird es Zeit für eine Pause, in der ich im Bistro Bualino, das sich direkt im Hauptgebäude der Arena befindet, mit einem Stück Kuchen meine Speicher wieder fülle. Noch einmal treffe ich Franco, der mir die ganze Anlage zeigt. So stehen Toiletten, Duschen und Umkleiden jedermann zur Verfügung. Für Übernachtungsgäste bietet das Nordic Hostel 13 Mehrbettzimmer, die während der Veranstaltungen für die Kampfrichter und Mitglieder der Organisation genutzt werden. Für Seminare gibt es einen eigenen Tagungsraum, der bei Wettkämpfen die Zeitnehmer beherbergt. Der große Fitness/Kraftraum ist dagegen den Leistungssportlern vorbehalten. Aber auch ohne diese Möglichkeit bietet sich die Roland Arena Sommer wie Winter sehr gut für einen Trainingsaufenthalt an.

Tief beeindruckt mache ich mich im Anschluss auf den Heimweg. Vielleicht sehen wir uns ja dann in der Arena und auf den Loipen während der kommenden Großereignisse in Lenzerheide!

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