In diesem Jahr zeigte sich das 77. Birkebeinerrennet, nach der letztjährigen Absage, von seiner allerbesten Seite. Tags zuvor noch leichter Regen, in den Höhenlagen Schnee, kam über Nacht eine Kaltfront und brachte für den Renntag Sonnenschein und winterliche Temperaturen mit. Über die 54 Kilometer lange Strecke von Rena nach Lillehammer fand man eine trockene, griffige Loipe mit fester Stockspur vor. Es waren wirklich perfekte Hartwachs-Bedingungen und das Mitte März.
Im letzten Jahr war ich auch schon vor Ort. Durch die gewonnenen Eindrücke brannte es mir unter den Nägeln in diesem Jahr teilzunehmen. Neben der Startzusage vieler Weltcup-Läufer, wie dem zweit Platzierten Martin Johnsrud Sundby und der Siegerin Therese Johaug, gab sich auch Kronprinz Haakon von Norwegen die Ehre. Es war schon etwas Besonderes über Norwegens Berge im gleichen Startfeld wie der Kronprinz zu Laufen.
Die Anreise erfolgte über den Flughafen Oslo. Mit dem Zug erreichte ich nach einer Stunde die Unterkunft in Hamar, unweit der Eishalle Vikingskipet. Sie war Austragungsort der Olympischen Spiele in Lillehammer 1994, dort hielt auch der Shuttlebus zum Start. Die Kleinstadt Hamar ist günstig gelegen, man erreicht Lillehammer mit dem Zug in 45 Minuten und den Startort Rena mit dem Bus in rund einer Stunde.
Durch die kürzere Entfernung zum Start, reichte es zu einigermaßen normalen Zeiten aufzustehen. In meiner Unterkunft waren viele Rennläufer untergebracht, so wurde praktischerweise das Frühstück vorverlegt. Der kurze Fußmarsch zum Parkplatz des Vikingskipet machte die ganze Sache stressfrei. Durch den Regen Tags zuvor verzichtete ich auf einen Trainingslauf. So war ich wachstechnisch auf den offiziellen Wachstipp angewiesen, aufgrund des Streckenprofils mit den rund 1.300 Höhenmeter war Steigwachs für mich unverzichtbar. Nach kurzer Beratung mit Lars Brandenburger, der ebenfalls mit lief und eindrucksvolle Bilder schoss, entschied ich mich für die empfohlene Wachsvariante. Im Nachhinein war es absolut richtig und hatte in den entscheidenden Phasen einen guten Ski.
In meinem Startblock angekommen, verfolgte ich die Starts der vor mir liegenden Startwellen. Eine sehr praktische Startmethode, so wurden immer nur rund 800 Läufer ins Rennen geschickt. Mein Rennen begann allerdings etwas zäh. Ich merkte vom ersten Meter an, dass ich heute nicht in meiner besten Verfassung war. Ich munkelte schon, ob es an den fehlenden Trainingseinheiten mit dem 3,5 Kilogramm schweren Rucksacks lag, oder ob mein Ski verantwortlich war. Es war aber wohl dem stressigen Anreisetag und der dadurch improvisierten Nahrungsaufnahme geschuldet. Die ersten ansteigenden 13 Kilometer über Skramstadsetra waren noch okay, ich wurde allerdings hier schon von vielen Läufern überholt. In dem nach der zweiten Verpflegungsstelle, Dambua, folgenden Anstieg erreichte ich dann meine Tiefphase. In der abschüssigen Passage nach Kvarstad fing ich mich wieder und merkte, dass es mir wieder besser ging. Der Anstieg hinauf nach Midtfjellet ging wieder sehr gut und ich konnte wieder Platzierungen gut machen. Mittlerweile war ich allerdings von Läufern umringt, die zwei bis drei Startgruppen hinter mir gestartet waren. Ich hatte also schon 10 bis 15 Minuten verloren. Mit der Laufzeit von 3:42 Stunden wäre ich ohne meine Schwächephase in dem Bereich meiner geschätzten Zeit gelandet. Aber so ist das, man hat nicht immer gute Tage.
Die Flachpassage zur letzten Verpflegung in Sjusjøen war dann schon gesäumt von vielen Zuschauern. Sie nutzten das herrliche Wetter und platzierten sich mit Lagerfeuer und Musik am Rand der Strecke. Vor dieser imposanten Kulisse macht Skilanglauf Spaß. Die letzten 13 Kilometer in rasanter Abfahrt gingen dann fast von alleine. In den Kurven war allerdings noch Vorsicht geboten, um nicht zu stürzen, oder auf einen stürzenden Vordermann aufzufahren. Hier ist es empfehlenswert die Strecke einmal abzufahren, um die kritischen Stellen besser einschätzen zu können. Nach einer kleinen Schleife im Birkebeineren Skistadion, das Austragungsort der Nordischen Disziplinen und der Biathlonwettbewerbe der Olympischen Spiele 1994 war, ging es dann mit zufriedenem Gefühl in die abschüssige Zielgerade. Trotz schwachem Rennstart war es für mich der schönste Skimarathon in diesem Winter.
Nun geht es in die wohlverdiente Ruhephase bevor dann die Vorbereitung für die nächste Skimarathon-Saison beginnt. Ich bin jedenfalls schon wieder heiß auf geile Skiroller- und Rennrad-Einheiten.