Davos, Lenzerheide, Engadin: Road-Trip zu den Skilanglauf Highlights der Schweiz

Im Engadin: Ins Val Roseg © Federico Modica/xc-ski.de

Warum eigentlich nicht mal die drei bekanntesten Langlauf-Destinationen der Schweiz auf einer Reise kombinieren? Genau das haben wir gemacht und uns dabei die ganz besonderen Verbindungen zwischen Spitzen- und Hobbysport in den Regionen „erlaufen“.

Weltcup-Feeling im Stadion und Ruhe im Dischma-Tal

In Davos: Dischma-Tal © Federico Modica/xc-ski.de

In etwas mehr als drei Stunden gelangt man von München aus nach Davos, der ersten Station meiner Rundreise. Ich komme dort am letzten Tag von Davos Nordic, dem traditionellen Stopp des Langlauf-Weltcups in der Schweiz an. Einquartiert habe ich mich im Hotel Bünda, das direkt am Stadion gelegen ist. Vom Balkon aus sehe ich gerade noch die letzten Läufer ins Ziel kommen. Mich zieht es aber direkt nach draußen, denn ich will die Loipen selbst erkunden. Vor der Haustür schnalle ich meine Klassik-Ski an und mache mich auf den Weg ins Dischma-Tal. Dazu lasse ich Davos Dorf rechts liegen und laufe über den hinteren Teil der Nachtloipe bis zum Anschluss an die Loipe Dischma. Zunächst steigt die Strecke moderat, dann folgt ein kurzes steileres Stück, das aber in Serpentinen sehr gut zu meistern ist. Zum Abschluss gelangt man auf eine Art Hochebene nahe dem Restaurant Teufi, die einen einfach nur begeistert staunen lässt. Der Rückweg macht richtig Spaß und in schneller Fahrt geht es zurück zum Ausgangspunkt.

Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen mit Blick ins Stadion wage ich mich nun selbst auf die Weltcup-Strecke. Die Helfer waren über Nacht fleißig und es ist schon fast nicht mehr zu erkennen, dass hier vor wenigen Stunden noch die Weltelite zu Gast war. Skatend gelange ich über die ersten Anstiege und den „Cologna-Stutz“ zum Snowfarming-Lagerplatz. Hier, wo man bereits im Spätherbst auf eingelagertem Schnee aus der vergangenen Saison laufen kann, befindet sich die Wende. Der Rückweg ist zunächst einfach, wird aber kurz vor dem Stadion noch technisch anspruchsvoll. Gut, dass es heute nicht auf jede Sekunde ankommt. Wer sich übrigens gerne mit anderen misst, dem sei #Nordicstar www.nordic-star.ch empfohlen, die Strava-Challenge in und um Davos. Drei unterschiedliche Strecken gilt es dabei auf Zeit zu absolvieren, darunter auch die Weltcup-Runde und das Dischma-Tal. Am Ende gibt es tolle Preise zu gewinnen. Für mich heißt es leider schon Abschied nehmen, das nächste Highlight wartet.

Vom Heidsee zur Biathlon Arena

In Lenzerheide: Klassisch unterwegs © Federico Modica/xc-ski.de

Nur knapp 45 Minuten dauert die Fahrt von Davos nach Lenzerheide. Hierhin wurden die Biathlon-Weltmeisterschaften 2025 vergeben, ein riesen Erfolg für den kleinen Ort in Graubünden. Das in den vergangenen Jahren umfangreich erweiterte Stadion dafür muss ich mir natürlich unbedingt genauer anschauen, aber das verschiebe ich auf den nächsten Tag. Nach dem Einchecken im Hotel Lenzerhorn nehme ich erstmal die Loipen in Richtung Valbella und Parpan unter die Ski. Klassisch laufe ich auf der Loipe direkt durchs Dorf in Richtung Heidsee. Der malerische See ist noch nicht zugefroren, bietet aber bereits jetzt eine perfekte Kulisse im Zusammenspiel mit den umliegenden Berggipfeln. Über das Langlaufzentrum Canols in Valbella gelangt man auf den Abschnitt in Richtung Fastatsch. Hier befindet sich der spaßigste Abschnitt der gesamten Strecke. Wie in einer Achterbahn folgen Anstieg und Abfahrt in schneller Folge, das Bauchgribbeln inklusive! Erst in Parpan wird es wieder flacher und ich mache mich von hier auf den Rückweg. Das Abendessen im urig gemütlichen Heid Stübli in meinem Hotel habe ich mir schon verdient! 😉

Insgesamt misst die Hauptverbindung „La Principala“ von Lantsch/Lenz bis Mittelberg 16 Kilometer. Es gibt aber viele Abstecher und Zusatzrunden, die das Loipennetz auf 56 Kilometer erweitern. Gleich mehrere davon befinden sich in der Biathlon Arena Lenzerheide, zu der ich mich am nächsten Morgen aufmache. Über den Golfplatz geht es in schneller Fahrt ungefähr 80 Höhenmeter hinunter in Richtung Lantsch/Lenz. Dann stehe ich auf den Loipen, die bereits die Tour de Ski der Skilangläufer und einige Biathlon-Wettbewerbe beheimatet haben. Das Highlight wartet dann aber 2025, wenn hier WM-Medaillen vergeben werden. Und genau diese Strecken einmal nicht nur im Fernsehen zu sehen, sondern selbst abzulaufen, ist genauso interessant wie es auch Spaß macht. Hat in dieser Kurve nicht Laurien van der Graaff attackiert bei ihrem Sprint-Sieg? Und wo wird wohl Aita Gasparin versuchen, 2025 an ihren Konkurrentinnen vorbeizuziehen? Ich könnte noch lange so weiterlaufen, aber mein nächster Etappenort ruft und so mache ich mich nach einer kleinen Stärkung im Bistro Bualino wieder auf den Weg.

Auf den Spuren des Engadin Skimarathon und ins Val Roseg

Im Engadin: Am Silvaplanersee © Federico Modica/xc-ski.de

Bereits nach etwas mehr als einer Stunde und der Überquerung des Julierpasses finde ich mich im Engadin wieder. Dort entschließe ich mich, noch vor dem Einchecken im Hotel eine erste Runde zu drehen. Ähnlich wie in Lenzerheide durchzieht eine ganz bestimmte Loipe das komplette Hochtal von Maloja bis S-chanf, die Strecke des Engadin Skimarathons. Sie gilt in der Szene als längste Abfahrt der Welt, da sie auf 42 Kilometern mehr fallende als steigende Höhenmeter aufweist. Jedes Jahr Anfang März treffen sich hier 13.000 Langläufer, um sich mit den Top-Stars zu messen. Ich steige bei Sils in die Loipe ein und laufe zunächst am Silvaplanersee entlang bis zum Schloss bei Surlej. Noch ist der See nicht zugefroren, aber beim Rennen werden ihn die Läufer dann queren können. Weil ich noch ein paar Höhenmeter absolvieren will, drehe ich um und erklimme von Sils aus den steilen Einstieg ins Val Fex. Wer diese Rampe meistert, wird mit einer herrlichen aber weiterhin anspruchsvollen Loipe belohnt. Die Abfahrt auf dem Rückweg gibt’s als kleines Zuckerl oben drauf.

Ich habe mich in der Chesa Rosatsch einquartiert. Ruhig gelegen am Ortsrand von Celerina genieße ich im Spitzen-Restaurant ein köstliches Abendessen und umfassendes Frühstück. Vom Hotel sind es nur wenige Meter bis zum Loipeneinstieg. Im Langlaufzentrum kann man sich aufwärmen, Ski wachsen oder ausleihen. Von hier geht es für mich los durch den Stazer Wald in Richtung Pontresina. Unterwegs kommt mir von rechts wieder die Marathonloipe mit ihrer berühmten Abfahrt entgegen, die für Einsteiger doch eine Herausforderung darstellt. Ich laufe daran vorbei weiter ins Val Roseg, einem Seitental in Richtung des Roseg-Gletschers. In absoluter Ruhe und leicht ansteigend schlängelt sich die Loipe am Gletscherbach und durch verschneite Wälder entlang. Das ist Langlauf-Feeling pur! Zurück geht es dann wieder deutlich schneller und über die kleinste Biathlonanlage der Welt erreiche ich meinen Ausgangspunkt.

Leider ist damit mein Schweiz-Roadtrip schon zu Ende. Ich fahre aber mit vielen neuen Eindrücken und der Erkenntnis nach Hause: Beim nächsten Mal bleibe ich definitiv ein paar Tage länger!

Mehr zu den drei Regionen lest ihr hier: Davos-Klosters, Lenzerheide, Engadin

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