Der 46. Ganghoferlauf aus Sicht von Wiebke und Sigrun

Wiebke Greßmann © Wiebke Greßmann

Wiebke und Sigrun vom xc-ski.de Skimarathon Team sind sich einig: Der Ganghoferlauf im österreichischen Leutasch zählt in ihren Augen zu den schönsten Volksläufen. Insgesamt 1.900 Athleten – ein neuer Teilnehmerrekord – machten sich am 5. und 6. März auf die Klassik- und Skatingstrecken, die das ehemalige Jagdrevier des Schriftstellers Ludwig Ganghofers streiften, dem Namensgeber der Veranstaltung. Erstmals wurden die Klassik-Rennen über 25 und 50 Kilometer schon am Samstag ausgetragen. Auch die Kinderrennen fanden wie üblich schon an diesem Tag statt, während der Sonntag ganz im Zeichen der Skatingwettbewerbe stand. Wiebke hatte sich für die 20 Kilometer Strecke entschieden, Sigrun wählte die Langdistanz.

Wiebkes Rennbericht

In der Nacht von Samstag auf Sonntag schneite es etwas und die Temperaturen waren nicht ganz so niedrig wie eigentlich gemeldet wurde.  Um 9:30 Uhr fiel der Startschuss für mein Rennen. Zunächst führte die Loipe uns knapp zwei Kilometer talwärts, wo sie dann drehte und es von da ab circa zwölf Kilometer immer ganz leicht bergauf ging. Im Laufe des Rennens kam dann kurzzeitig die Sonne raus, welche den Schnee wahnsinnig langsam machte und mich viel Kraft kostete. Nachdem nach 13 Kilometern der höchste Punkt der Strecke erreichte wurde, ging es nur noch abwärts zum Ziel. Ab da verschwand dann auch wieder die Sonne und der Schnee wurde wieder schneller und ich konnte auf den letzten Kilometern noch etwas Zeit und Plätze gut machen. Am Ende reichte es für einen nicht ganz so zufriedenstellenden  16. Platz in der Allgemeinen Altersklasse. Trotz allem hat sich die Reise in die Olympiaregion Seefeld  wieder einmal gelohnt. Von der Startnummernausgabe bis hin zur abschließenden Nudelparty mit großer Siegerehrung ist immer alles sehr gut organisiert. Eine Teilnahme am größten Volkslauf Österreichs wird wohl auch für mich in den nächsten Jahren wieder ein Muss sein.

Sigruns Rennbericht

Sigrun Hannes © Wiebke Greßmann

Ich hatte mich für die Skating-Marathondistanz entschieden und fieberte dem Rennen schon seit einigen Tagen entgegen. Körperlich fühlte ich mich sehr gut vorbereitet und auch die Ski hatte ich entsprechend der Wetterprognose höchst sorgfältig präpariert und mehrfach beschworen, mir doch bitte keinen Strich durch die Rechnung zu machen. Nun, mitunter läuft im Leben nicht alles nach Plan – und so war es am Wettkampfmorgen milder als gedacht. Als ich dem Wachsteam von HWK von meiner Wachsentscheidung erzählte, stimmte mich deren leicht mitleidiger Blick ein wenig nervös. Wenn aber der Start näher rückt, lässt sich da nicht mehr viel ändern und so gab’s noch schnell eine Struktur samt einer Fluorpaste drüber, letztere war wohl der Versuch, mich ein wenig zuversichtlich zu stimmen. Und siehe da, die ersten Kilometer lief der Ski tadellos und alle Aufregung war vergessen. Motiviert stürzte ich mich ins Renngeschehen und blendete aus, dass so eine Fluorpaste nicht ewig hält. Ich ignorierte geflissentlich, dass es mich immer mehr Armkraft kostete, in der Gruppe mitzuhalten und wollte es auch immer noch nicht einsehen, als der Puls immer höher schlug. Und dann war es vorbei mit der Euphorie. Gnadenlos zog mir die Gruppe davon und da hieß es nun alleine weiterzukämpfen, mit nachlassender Kraft und nachlassendem Ski. Inzwischen hatte mein zu kalt gewähltes Wachs seine volle Wirkung entfaltet und ich verfluchte im Stillen meinen Fehlgriff und die Tatsache, dass ich eben am Morgen nicht elegant zwischen einer breiten Auswahl das beste Paar wählen konnte. Mein frommer Wunsch, hinter der nächsten Biegung möge jemand stehen, der mir ein paar frisch gewachste Ersatzskier anreichte, erfüllte sich seltsamerweise auch nicht. (Ja man hat lustige Gedanken in so einem Marathon…) Weit weg war inzwischen die Gruppe der vorderen Läufer und die nächste Meute rückte von hinten an und machte Meter um Meter gut. „Niemals aufgeben! Und im Langlaufwettkampf gleich zwei Mal nicht!“ – das war mir schon auf Kindesbeinen mitgegeben worden. Und auch heute würde ich nicht abbrechen, egal welche Zeit am Ende herauskommt. Spannend ist es trotzdem, was der Kopf alles mit einem anstellt, wenn es nicht so läuft wie man möchte. Man denkt, alle haben es besser: Sie haben bessere Ski, sie haben besseres Wachs, sie haben besser geschlafen, sie haben die Woche davor weniger gemacht, sie haben deutlich bessere Laune und überhaupt! Als der letzte des Überholtrupps an mir vorbei war, beendete ich meine Selbstmitleidsepisode und riss mich zusammen. Hier hat schließlich jeder zu kämpfen! Inzwischen ging es leicht ansteigend entlang der Leutascher Ache zurück in Richtung Startgelände, von wo aus noch knapp zehn Kilometer mit kleineren Anstiegen zu absolvieren waren. Inzwischen hatte ich mich an das schwerfällige Gleiten der Ski gewöhnt, als die Spur auf den letzten Kilometern plötzlich eisiger wurde und meine Bretter in scheinheiliger Manier endlich wieder an Fahrt aufnahmen. Immerhin gelang es mir so, drei Konkurrentinnen nochmal nervös zu machen und jeweils einen Platz nach hinten zu versetzen. Als achte Frau und vierte in der Altersklasse stand meine Endzeit mit 2:01.15 Stunden zu buche. Mehr ging einfach nicht. Ein großes Kompliment geht an meine Teamkollegin Jessica Müller, die einen super starken Lauf absolvierte und den Ganghoferlauf mit großem Vorsprung gewann.