Ramsau am Dachstein im Herbst, eines abends in einem der zahlreichen Sporthotels. Neun Athleten sowie Hans Hobi, Sports Marketing Manager bei adidas, sitzen gemeinsam am Ende eines Trainingstages am gut beleuchteten Schein-Kamin und lassen den Tag und eine ganze Saison Revue passieren. Es ist der Startschuss für die zweite Saison des adidas XCS Skimarathon Teams.
Man könnte mit Hans Hobi ohne weiteres ein paar Stunden lang über die Verbandspolitik im Skilanglauf diskutieren. Über das für und wieder der aktuellen Rennformate, die Besetzung der Gremien und Entscheider und vieles mehr im Umfeld des Langlaufsports im Rahmen der FIS. Erfahrung hat er über die Jahre genug gesammelt. Doch genau um diese Themen soll es an diesem Abend nicht gehen. Nichts Politisches, sondern die sieben Langläufer und zwei Langläuferinnen stehen im Mittelpunkt, die gerade den Abend in bester Skilager-Manier ausklingen lassen, mit etwas (alkoholfreiem) Bier und Musik von der eigenhändig gespielten Gitarre. Nicht weniger als eine Trendwende in der Philosophie des Weltkonzerns wird damit besiegelt.
„Wir wollen weg vom reinen Ausstatter, der in der Welt des Wintersports zwar flächendeckend vertreten ist, jedoch mit Produkten, die im Sportfachhandel nicht zu kaufen sind“, erklärt Hans Hobi den Grundgedanken, der hinter dem Team adidas XCS steht. XCS, für „cross country skimarathon“. Das Team entstand quasi zeitgleich mit einer entsprechenden Kollektion für ambitionierte Skilangläufer, ganz ähnlich dem was im Fernsehen an den Topathleten zu besichtigen ist, dabei jedoch modischer, gefälliger und ja, im Design nicht dem Diktat der Landesverbände unterworfen. Ganz in diesem Sinne richtete sich die Gründung des Team im vergangenen Jahr an Langläufer, die sich genau in jener Masse ehrgeizigen Skimarathonis bewegen. „Für die Ski Classics haben wir Lukas Bauer und sein Team, das unter den vollprofessionellen Mannschaften der Weltserie bestehen kann. Das adidas XCS Team soll sich dagegen bei den mitteleuropäischen Skimarathons der Amateure bewähren.“ Mit diesem Auftrag schickte Hans Hobi dereinst Christian Völz auf die Suche nach den richtigen Teamläufern.
„Anfangs war es nicht ganz einfach Athleten zu finden, inzwischen wäre die Suche ein Selbstläufer, würden wir noch mehr Mitglieder brauchen,“ erzählt Chris nicht ohne Stolz. Zwei Athleten kamen dieses Jahr noch dazu, gerade die Damen-Sparte war einfach noch unterbesetzt, aber ansonsten hatte er bereits für die vergangene Saison ein glückliches Händchen bewiesen. „Das Ziel war eigentlich, eine sehr homogene Truppe zu formen, die gemeinsam auftritt und unsere Sponsoren damit positiv vertritt. Erfolge waren eigentlich zweitrangig.“ Doch es kam anders. Quasi aus dem Stand überrollte das adidas XCS Team die Konkurrenz bei den Klassikern unter den Skimaratons der Euro- und Worldloppet-Serie. Das Highlight war sicherlich der Sieg von Max Olex beim König Ludwig Lauf in Oberammergau, mit seinem sensationellen Schlusssprint. Doch die größte Teamleistung zeigte sich beim Ski-Trail im Tannheimer Tal: in allen fünf Herren-Rennen war man siegreich. Das Ziel, geschlossen bei den Rennen aufzutreten, wurde kurzerhand auch auf die Siegerehrungen ausgedehnt.
Mit der Erweiterung des Teams um die beiden Österreicher Sophie Schimpl und Urban Lentsch dürften sich diese Ambitionen noch verfestigen. Vor allem bei den Damen ist nun Valeria Cavelti nicht mehr alleine unterwegs und mit 21 und 23 Jahren bleibt den beiden Langläuferinnen nach einer kurzen Karriere bei FIS-Rennen nun auch genug Zeit, um die Skimarathon-Szene aufzumischen. Der Kaunertaler Urban Lentsch konnte dagegen schon bei Skimarathons siegen, wie in der vergangenen Saison bei Koasalauf über 46 Kilometer und in Saalfelden über die 42 Kilometer Distanz. Sagen wir es einmal so: eine kleinere Erfolgsbilanz für das adidas XCS Team wäre mit diesen Neuzugängen eine Überraschung.
Die Geschlossenheit zeigt sich jedoch nicht nur auf den Loipen, sondern auch und gerade im Umgang miteinander abseits der Rennstrecken. Es wird Abend in Ramsau und hinter den Athleten liegt ein langer Tag im Zentrum des nordischen Skisports (zumindest während der direkten Saisonvorbereitung). Den Vormittag verbrachten die neun (Max Olex weilte derzeit auf Mallorca) wie üblich auf dem Gletscher. Feinster Neuschnee versüßte die Runden durch die Serpentinen, die lediglich vom Fotografen jäh unterbrochen wurden, als die Sonne sich endlich zwischen den Gipfeln zeigte. Der Nachmittag stand im Zeichen einer Skiroller-Einheit, die, wie für Ramsau üblich, direkt am Hotel begonnen werden konnte und nach einem Ausflug auf die Rollerbahn auch hier wieder endete. Die Trainingseinheiten starten gemeinsam und werden auch so beendet, wenn auch mit unterschiedlichen Programmen. Tobias Rath übernahm hierfür die Leitung. Er gehört mit Christina Völz und Toni Escher zu den erfahrensten Athleten im Team und die geben ihr Wissen an die übrigen weiter. Das endet auch nicht nach dem gemeinsamen Abendessen. Skipräparation steht an und wird genauso gemeinsam erledigt wie die lockere Runde zum Ausklang des Tages, die dann tatsächlich mit einer Gesangseinlage endet. Sophie greift zur Gitarre und singt dazu mit einer Stimme, die durchaus auch eine andere Karriere hätte ermöglichen können. Doch in dem Metier ist man selten mit so einem starken Team unterwegs.