Früh um 5 Uhr ging es los, um vom Urlaubsort Gardasee zu meinem abschließenden großen Rollskievent für dieses Jahr anzureisen, dem Fiemme Rollski Cup im Rahmen der Guide World Classic Tour, ein 20 oder 50km Klassikrennen in den schönen Dolomiten auf eigenen Rollern im Hobbylauf oder mit gestellten Rollern im Elitelauf.
Aufmerksam auf den Wettkampf bin ich über Facebook geworden, da ich, gefühlt zum 20. Mal, die Werbung gesehen habe. Ich wusste, dass es die World Classic Tour gab und wollte eigentlich auch zum Alliansloppet und dort das Rennen bestreiten, jedoch war die Rollski-WM in Schweden nicht gerade nervenschonend, zusätzlich zu den Wettkämpfen und den vielen Strapazen mit Organisation, An und Abreise usw. Was nicht heißt, dass die WM nicht schön war! Ich informierte mich über das Rennen und realisierte, dass es genau eine Woche nach dem letzten Rollskiweltcup in Trient stattfinden sollte und somit war der Urlaub dazwischen schon fest geplant. Schnell noch gefragt, wer Zeit hat, und somit verbrachten Anna Rockstroh und ich die Zeit am Gardasee mit unter anderem schönen Wandertouren.
Nach etwas müder Fahrt waren Anna und ich im Val di Fiemme angekommen und begutachteten den Startbereich, wo einen Tag zuvor die Sprinter unterwegs waren. Überraschend war, dass wir die einzigen Junioren der Elite im 50km Klassikrennen waren, so dass wir aufgrund der Ergebnisse der vorherigen World-Classic-Tour das Führungstrikot tragen durften, da alle teilnehmenden Junioren und Juniorinnen jeweils nur einen der vier Wettkämpfe mitgelaufen sind. Zusätzlich haben wir von Baptiste Noel, einem der freundlichen und hilfsbereiten Organisatoren, erfahren, dass wenn wir ins Ziel kommen, beide ein Paar Roller gewinnen, da wir somit die Guide World Classic Tour im Juniorenbereich gewonnen hätten. Anreiz pur, alles durch zu ziehen, besonders wenn es wie bei mir der erste 50km Lauf in der klassischen Technik ist.
Mit noch mehr Aufregung wurde sich warm gemacht, andere deutsche Starter begrüßt, Kleidungssack für das Ziel an der aus dem Winter berühmten Alpe Cermis abgegeben und sich mit den gestellten Rollern der norwegischen Marke IDT Sports vertraut gemacht. So langsam versammelten sich alle Starter und der Ernst sollte beginnen. Pünktlich 8:30 Uhr startete die Elite, das Feld sortierte sich schnell und Gruppen entstanden. Es war wie bei der Tour de France, da die ersten 5km von einem Helikopter begleitet wurden und die Trainer auf Fahrrädern hinter ihren Sportlern herfuhren. Einfach genial! Bei mir ging es behutsam los, es ist schließlich eine lange Distanz. Am Anfang war das Wetter schön, es sollte sich aber nach 10km ändern. Es begann der Regen, der das gesamte Rennen nicht endete. Da hieß es noch mehr durchbeißen. Das Rennen führte auf Straßen, Radwegen, einer kurzen Holzbrücke und kurzer Pflasterfläche berghoch, also alles im Rahmen. Der Asphalt war zwar zum Teil schlecht, aber die gestellten Roller federten es erstaunlich gut weg. Man spulte also Kilometer um Kilometer ab, und versuchte die gesamte Zeit zu erahnen, wo man ist und wann Anstiege oder Wendepunkte etc. kommen.
Ich musste ab Kilometer 32 meine Gruppe ziehen lassen, da nach etwas zu zeitintensiver Gel-Aufnahme eine zu große Lücke entstand, die ich nicht mehr zulaufen konnte. Das hieß nun alleine im Wind kämpfen. Der Regen hörte nicht auf und es wurde immer nasser auf der Straße, in den Klamotten und Schuhen und dadurch immer kälter. Irgendwann, nach endlosen Doppelstockschüben und Überholungen der Hobby-Leute mit Rennrollern (nicht motivationsfördernd wohl bemerkt), die nach uns gestartet sind, war man beim Abzweig auf die Alpe Cermis und es begann der harte Schlussanstieg. 5km langer Anstieg, wovon 4 km sehr steil nach oben gehen. Da hieß es nur noch, einfach irgendwie ohne Krämpfe hoch, egal wie man aussieht, welche Technik, egal, einfach ankommen. Ich als leidenschaftlicher-langsam Bergfahrer bin nur noch hoch „gewandert“. Nur noch 2 km bis zum Ziel, man hörte schon den Zielkommentator, endlich hat es ein Ende. Nach gefühlten 20 Minuten für die letzten 2 km war man endlich oben. Realisiert hatte ich es kaum, ich wollte einfach in trockene Klamotten und sitzen, liegen und Essen/Trinken auf einmal. Aber so langsam kam die Freude, man hat es geschafft! Kurze Auswertung mit den anderen und ab runter zu den Duschen, zu denen man via Gondelbahn und Shuttlebus kam, und in das Pasta-Zelt, wo eine leckere kostenlose Mahlzeit auf einen wartete.
Was kann man abschließend sagen: Auf jeden Fall hat das Rennen Wiederholungsbedarf und ich kann es nur empfehlen. Ein richtiges Rennen, um sich auf den Winter einzustimmen oder einfach in der Masse zu rollern auf mal anderen Straßen. Top organisiert. Am besten ist es aber, ein paar Tage vorher nach Italien zu fahren, um sich an die Höhe zu gewöhnen, so als Flachländer. Ich habe jetzt noch mehr Lust auf die anderen Guide World Classic Tour Wettkämpfe! Und die Roller haben Anna und ich zusammen mit dem Führungstrikot dann tatsächlich überreicht bekommen.
Autor: Marcel Bund (SG Klotzsche)