Nach drei Kilometern folgt der erste Richtungswechsel und es geht auf Asphalt weg von der Ache hinüber zur anderen Talseite. Von der Streckenbesichtigung am Vortag weiß ich, dass nun der Teil der Strecke folgt, der mir eigentlich liegen sollte. Ab der Verpflegungsstation bei Kilometer vier geht es nämlich zunächst bergauf und dann wellig dahin. Davor greife ich aber erst mal nach einem Becher Wasser. Weniger um es zu trinken, vielmehr um es mir über den Kopf zu schütten. Es herrschen zwar eigentlich ideale Laufbedingungen bei 18 Grad, aber die Abkühlung tut trotzdem gut. Dann nehme ich die Steigung in Angriff, merke aber schnell, dass mein Atem nicht reicht, um groß aufs Tempo zu drücken. Und so überholen mich zunächst ein älterer und ein jüngerer Konkurrent, mit denen ich mir bis zum Ziel einen harten Fight liefern sollte.
Eigentlich beinhaltet die acht Kilometer Strecke nicht viele Höhenmeter, aber irgendwie sehne ich mir das nächste Gefälle herbei. Ich muss irgendwie wieder zu Atem kommen, sonst halte ich das Tempo nicht mehr lange durch. Und schließlich werde ich erlöst. Ich erreiche die Wellen, die den 21 Kilometer Läufern noch ganz schön Körner rauben werden. Nun kommt plötzlich der jüngere Läufer wieder in Sicht, der merklich langsamer geworden ist. Das beschert mir frische Motivation, ebenso wie der Anblick des drei Kilometer Schildes und der Kontrollblick zur Uhr. Im längeren Bergabstück hinunter zum Weidachsee, wo die Angler aufgereiht am Steg stehen und auf den großen Fang hoffen, kann ich schließlich den einen Läufer passieren und zudem in Schlagdistanz zum älteren Konkurrenten bleiben. Doch der jüngere Lokalmatador gibt sich noch nicht geschlagen und sprintet, angefeuert von seinen Supportern am Streckenrand plötzlich wie Usain Bolt an mir vorbei. Meine Erfahrung sagt mir allerdings, dass er dieses Tempo nicht lange durchhalten wird und tatsächlich kann ich 500 Meter vor dem Ziel wieder aufschließen. Etwas verwundert blickt der sich um und versucht erneut das Tempo zu erhöhen, doch sein Pulver ist verschossen. Ich klebe im Windschatten und lasse mir Zeit bis zu meinem Zielspurt, den ich 150 Meter vor dem Ziel ansetze. Schnell kann ich mich lösen und plötzlich ist auch der ältere Konkurrent, der mit konstanter Geschwindigkeit läuft, in Reichweite. Auch ihn überlaufe ich noch wenige Meter vor der Ziellinie, die ich nach 38:38 Minuten überquere.
Zufrieden mit meiner Leistung nehme ich die Finisher-Medaille in Empfang und stütze mich erstmal auf meinen Knien ab. Das war ganz schön hart heute für einen „Lauf-Verweigerer“ wie mich. Es hat aber auch richtig Spaß gemacht, das Leutaschtal mal im Sommer unter Wettkampftempo kennenzulernen. Den Ganghofer Trail kann ich allen Langläufern als scharfen Test in der Vorbereitung auf den Winter nur empfehlen.
Alle Infos zum Ganghofer Trail findet ihr hier: www.ganghofertrail.at