Es sprachen eigentlich gleich zwei persönliche Gründe gegen einen Start beim Skinfit Mountain Race: Zu wenig Training und siebenwöchiger Nachwuchs im Hause Felgenhauer. Dennoch wollte ich mir das Rennen nicht entgehen lassen und bin nach Eidenberg gereist.
Schon die Anfahrt gestaltete sich als … interessant. Vom Bayerischen Wald aus lohnt es sich nicht, über die Autobahn Richtung Linz zu breschen, sondern den Weg über das Hinterland zu wählen. Dabei wurden die Straßen schließlich immer enger und der Verkehr immer weniger, bis ich schließlich zusammen mit einigen Nachwuchsläufern aus meiner Heimatregion am Fuße des Anstiegs hinauf zur Eidenberger Alm angekommen war. Noch war auf der Laufstrecke nichts los und wir entschieden uns für eine Streckenbesichtigung. „Des lost se ois schuim (Das lässt sich alles schieben)“, war der einzige Kommentar unseres Betreuers Sepp Stadler. Mir war aber von vornherein klar, dass das nicht auf mich zutreffen wird. Zum Glück hatten wir alle schnelle Klassik-Rennroller dabei, die dank Rücklaufsperre perfekten Halt boten. Schon beim Warmlaufen wurde dann klar, dass der härteste Gegner heute nicht der Berg, sondern die Hitze sein würde. Zum Start um 17 Uhr herrschten über 30 Grad und nur ein Teil der Strecke lag im Schatten. Und für 5,7 Kilometer nimmt man doch auch keine Trinkflasche mit, oder? Eine Fehlentscheidung, wie sich bald herausstellen sollte.
Mit am Start standen neben meinem langjährigen Weggefährten Thomas Freimuth auch der Vorjahressieger Philipp Bachl und als Hauptattraktion Ex-Weltmeister Martin Koukal. Alle drei starten in dieser Saison für das unter anderem in Eidenberg beheimatete Skinfit Racing Team und werteten das Event gehörig auf. Insgesamt 50 Starter hatten sich für den Hauptlauf und die Kinderstrecke gemeldet. Ich reihte mich in der dritten Startreihe ein und musste Markus Keplinger (ebenfalls Athlet des Skinfit Racing Teams) noch kurz vor dem Start leider meinen schnellen Roller verwehren. Er war nur mit Trainingsrollern angereist und hätte sicher mit schnelleren Geräten mehr ausgerichtet, als ich. Aber ich selbst wäre mit langsamen Rollern wohl nicht ins Ziel gekommen.
Dann fällt der Startschuss. Ich reihe mich irgendwo an 15. Position ein und behalte dank meiner schnellen Roller tatsächlich bis Kilometer eins die Spitze des Feldes im Blick. Nach einem etwas stärker ansteigenden Abschnitt zu Beginn folgt ein flacheres Stück auf dem ich aber schließlich den Anschluss verliere. Auch eine drei Mann starke Gruppe, die von hinten an mir vorbeigeht, kann ich nicht halten. Schnell wird mein Schritt kürzer und kürzer. Ich merke, wie ich langsam austrockne. Jetzt wäre eine Trinkflasche Gold wert. Die führenden Damen schließen zu mir auf. Auch hier versuche ich dranzubleiben. Es gelingt mir beim Doppelstockschieben, aber im Diagonalschritt ziehen sie davon. Als der Ort Eidenberg und damit der Zwischensprint bei Kilometer 3,3 in Sicht kommt, ist es mehr ein Gehen als ein Laufen. Aber die Zuschauer motivieren mich noch einmal. Noch immer habe ich nichts zu trinken bekommen. 1,5 Kilometer vor dem Ziel erblicke ich dann plötzlich einen kleinen Jungen mit Gartenschlauch vor mir. Als er mir anbietet, mich abzuspritzen, nehme ich natürlich gerne an. Das kühlt fürs erste, aber bis zum Ende hält das nicht. Gott sei Dank steht noch die Mutter eines unserer Nachwuchsathleten am Streckenrand und reicht mir eine Trinkflasche. Gleich wird mein Schritt wieder etwas länger, aber von hinten höre ich entfernte Rollskigeräusche. Jetzt nur nicht noch einen Platz verlieren. Den letzten Doppelstockabschnitt vor dem Ziel gebe ich noch einmal Vollgas (oder was ich in diesem Moment noch als Vollgas bezeichnen kann). Auf etwas rauhem Teer 100 Meter vor dem Ziel baue ich dann fast noch einen Sturz, rette mich aber ohne Bodenkontakt über die Linie. Ich bin total fertig und brauche erstmal einige Becher Wasser, bis ich wieder klar denken kann.
Im Ziel lagen bereits die Läufer, die vor mir dort angekommen waren. Einfach war es an diesem Tag wohl für niemanden. Ich habe es knapp unter 30 Minuten ins Ziel geschafft. Thomas als Sieger war knapp zwölf Minuten schneller. Nach kurzer Erholung habe ich mich dann noch am riesigen Kuchenbuffet gestärkt und nach einem Interview mit Martin Koukal sowie Thomas Freimuth die Heimreise angetreten. Stellt sich wie so oft die Frage: „Braucht’s das?“ Ganz klare Antwort: „Ja, ab und zu braucht es so eine Belastungsprobe. Zeigt sie einem schließlich seine Grenzen auf und bringt einen zu wirklich schönen Wettbewerben und Events.“