Trondheim, die mit 175.000 Einwohnern drittgrößte Stadt in Norwegen, kann als eine der schönsten skandinavischen Städte bezeichnet werden. Gründe dafür sind neben der tollen städtischen Architektur vor allem die zahlreichen Möglichkeiten, die Trondheim jedem Besucher und Einwohner bietet. Letztere geben sich immer herzlich, offen und erfreuen ihre Gäste durch skandinavische Gelassenheit. So ergibt sich auch eine interessante Mischung, wenn das nächtliche Treiben, geprägt durch die ca. 34.000 Studenten in den zahlreichen Clubs und Bars, beginnt.
Vorrangig soll aber der Sport rund um Trondheim erwähnt sein, der auf eine lange Tradition zurückblickt. Dem Besucher kommt es vor, als würde jeder Einwohner sportlich aktiv sein. Läufer und auch Rollski-Sportler gehören zum Straßenbild dieser norwegischen Stadt. Zahlreiche skandinavische Schönheiten lassen durch ihre Körperform Grund zur Spekulation auf eine sportliche Lebensweise zu. Um jetzt aber nicht vom Thema abzuschweifen, soll sich dieser Artikel doch mehr auf das Rollski-Laufen in Trondheim fokussieren.
Sommer: Wenn man sie nicht sieht, hört man sie aus der Ferne durch ein rhythmisches „Klick … Klick … Klick …“ der Stöcke auf dem Asphalt, die Rollski-Läufer. Generell überrascht den durch Gesetzeswahn geprägten Deutschen, dass Skirollern auch auf der Straße möglich ist und von den ansässigen Gesetzeshütern toleriert wird. Selbst wenn sich der wartenden Autofahrer auf der Straße hinter dem Rollski-Läufer schlängeln muss, bringt das seine skandinavische Ruhe nicht aus dem Lot. Kein Hupen oder Faustgebären entgegnet einem auf einer Rollski-Tour. Undenkbar in Deutschland – hier hätten sich längst gestresste Autofahrer am Lenkrad verbissen. Nun gut, Skirollern auf der Straße ist ja auch im mitteleuropäischen Raum verboten. Besser ist es…
Letztendlich zuckt es jedem Skiläufer oder Rollskiläufer in den Fingern (bzw. Füßen), wenn er die Norweger rollern sieht. Gibt man sich diesem Gefühl hin und schnallt die Skiroller an, ergeben sich schier grenzenlose Möglichkeiten an Touren. Generell sollte man vorher abklären, ob auf der Tour steilere Berge kommen. Abfahrten mit 50 km/h auf Skiroller auf der Straße vor einem LKW sind keine Seltenheit. Die richtige Bremstechnik ist also eine Grundvoraussetzung, um in Trondheim auf Skirollern sicher mitzumischen. Aber keine Angst, die vielen Radwege geben auch dem weniger mutigen Rollski-Sportler gute Möglichkeiten, seine Runden zu drehen.
Am besten fährt man mit dem Bus aus der Stadt heraus und schnallt dann seine Skiroller an. Auf den Radwegen entlang des Byåsenveien kann man so zur Skisprunganlage von Trondheim rollern. Vorsicht allerdings verlangen die vielen Kreisverkehre, an denen auch der Radweg vorbeiführt. Niemand möchte den Norwegern etwas unterstellen, aber ab und an übersieht auch eine Frau mit rotem Wagen im gesetzten Alter einen Rollski-Läufer und darauf sollte man stets gefasst sein! So etwas kann unfotogen machen – nicht nur den PKW. Also runter mit dem Tempo!
Der skandinavische Asphalt unterscheidet sich merklich von dem deutschen. Er ist auf die starken Winter eingestellt und recht hart. Die grobe Porung gibt aber speziell den Stöcken guten Halt. Gut, wer auf weichen Walzen, wie beim Elpex Wasa montiert, unterwegs ist. So werden Unebenheiten gedämpft und man hat am Ende einer Tour nicht das Gefühl, 50 Kilometer auf einem Presslufthammer geritten zu sein.
An der Schanzenanlage von Trondheim, am Granåsen, führt eine Straße vorbei, die als ein guter Anstieg gedeutet werden kann. Mit dem Klassik Skiroller stellt das aber kein Problem dar und der erste Berg ist überwunden. Bei Temperaturen von 20°C gibt dann die anschließende Abfahrt auf der Smistadgrenda guten Fahrtwind zur Kühlung. Mit etwas Glück trifft man eventuell noch die norwegische U23 Nationalmannschaft der Frauen, die die kühlende Wirkung des Fahrtwindes kurzzeitig vergessen lassen.
Entlang der wenig befahrenen Straßen empfiehlt es sich trotzdem, immer ein Begleitfahrzeug hinter sich zu haben, da manche LKW-Fahrer gerade in den Kurven häufig zum Bleifuß tendieren. Besonders auf dem Ringvålveg nach Heimdal nimmt der Verkehr dann doch etwas zu. Belohnt wird man aber durch die tolle Aussicht auf den Trondheimsfjord, der sich mit Glück auch im Sonnengewand präsentiert. Auf dieser Strecke gibt das Terrain häufig die Möglichkeit, seine Lauftechnik zu wechseln. So sind lange Doppelstock-Einheiten auf einer schier endlosen Geraden genau so möglich, wie diagonales Laufen hoch nach Spongdal.
Auf dem Fylkesveg geht es dann wieder zurück Richtung Trondheim/Stadt. Zahlreiche natürliche Badeseen (ja, auch die gibt es in Norwegen – und mit recht milden Wassertemperaturen) wie der Hestsjøen erfordern bei sommerlichen Temperaturen eisernen Willen zur Weiterfahrt. Ist dies geschafft, wartet noch der letzte Anstieg wieder hoch zum Granåsen. Falls die norwegische U-23 Mannschaft der Mädels bereits ihre Trainingseinheit beendet hat, muss man(n) sich alleine auf den letzten Gipfel quälen. Oben angekommen erfolgt der Heimweg nach Trondheim entlang des Radweges. Nach einer 50 Kilometer-Tour auf den herrlichen Straßen rund um Trondheim bleibt bei einem letzten Schluck aus der Trinkflasche die Erinnerung an eine der schönsten Touren auf Skirollern – und der Wunsch, wiederzukommen!
Autor: Tim Tröschel/www.nordicx.com