Ob sich so ein Tag wie heute nochmals wiederholen lässt? Ich bin mir wirklich nicht sicher! Denn diese 60 Kilometer in der Olympiaregion Seefeld waren ein einziger, herrlicher Traum. Zugegeben, ein Traum mit hohem Puls und zum Teil sehr übersäuerten Beinen. Und doch irgendwo auch Genuss vom ersten bis zum letzten Kilometer auf dieser anspruchsvollen Kaiser-Strecke mit ihren zahlreichen Anstiegen und rasanten Abfahrten. Gerne nehme ich Euch mit auf diese für mich beispiellose Traumreise:
Als Auftakt feuerte ich am Samstag meine Kollegen des XC-Ski.de A|N Skimarathon Teams an, die am Hauptlauf teilnahmen. Dieser bildet einen Teil der Visma Ski Classics Serie und weist ein entsprechend großes, internationales Teilnehmerfeld auf. Florian Göbel, Josef Windorfer, Sascha Moehrs und Michael Förster zogen das Rennen allesamt im Doppelstock durch – höchsten Respekt dafür! Dank Reini Kronbichler von HWK musste ich mir um das Wachsen meiner Ski keine Sorgen machen, ihm vertraue ich blind! Und so stand ich denn auch guter Dinge am nächsten Morgen am Start in der neuen WM-Arena Seefelds.
Wo sind denn alle? Ich fragte mich das im Ernst. Nachdem am Tag zuvor über 500 Klassik-Läufer und auf der Kurzdistanz 120 Skater am Start gestanden hatten, war das Feld des 60 Kilometer Skatingrennens mit nur gut 80 Startern tatsächlich überschaubar. Gerade einmal zehn Frauen machte ich in den Startreihen aus. Umso besser, so blieb einem das übliche Hauen und Stechen am Start schon einmal erspart. Bei eisigen minus 9 Grad ging sie los, die lange Jagd. Sigrid Mutscheller, die Favoritin bei den Damen, schlug vom Start weg ein gewohnt hohes Tempo an. Ich versuchte Sichtkontakt zu halten, was die ersten Kilometer gelang. Doch mit dem ersten großen Anstieg hinauf zur Wildmoos Alm siegte die Vernunft. Die Beine gaben recht klar und deutlich Zeichen, dass sie so nicht bereit waren, weitere 55 Kilometer durchzuhalten. Eisige Kälte von außen und übersäuerte Beine im dünnen Rennanzug, Wohlfühlfaktor entsprechend ebenfalls im Minusbereich! Und so fand ich in meinen eigenen Rhythmus, was sich auszahlen sollte. Auf Höhe Lottensee hatte ich den Puls wieder in einen humanen Bereich gebracht und schloss mich einer vierköpfigen Männergruppe an. Durch einen Seefelder Freund war ich vorgewarnt worden: „Pass gut auf nach den zwei Linkskurven auf der Abfahrt hinunter nach Leutasch! Es gibt dort eine extrem eisige Kurve.“ Ja da denke ich doch im Eifer des Gefechts nicht mehr dran! Wie ein Blitz schossen mir seine Worte dann aber doch noch durch den Kopf: Nämlich als die eben erwähnte vierköpfige Männergruppe vor mir zu Boden ging. Ich hätte an dieser Stelle gerne erzählt, wie ich elegant an ihnen vorbeizog. Doch ich will bei der Wahrheit bleiben: Mich hat’s auch hingehauen! Die Herren waren unerschrocken – in den nächsten rasanten Kurven wurde das Tempo keinesfalls gedrosselt. Resigniert beschloss ich, ebenfalls den Kopf auszuschalten und sauste hinterher. Nun ging’s im Vollspeed hinein in die schöne Leutaschregion. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, … dass die Zeit stehen geblieben ist. So ist das eben in einem Wintertraum… Schön wär’s. Vermutlich bin ich einfach beim Sturz auf den Pausenknopf gekommen, die Rennzeit lief selbstverständlich unbarmherzig weiter. Aber glücklicherweise gab es die wunderbaren Kilometerangaben entlang der Strecke mit herrlich aufbauenden Sprüchen darauf, wie: „You are a hero!“ Na wer da nicht erhobenen Hauptes die Anstiege hinauf prescht… Überhaupt war das Rennen von A-Z hervorragend organisiert. Ein ganz herzliches Dankeschön an die Organisatoren und die zahlreichen Helfer entlang der Strecke.
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