„Mama, da sind Berge! … mit Schnee!“ Manche Aussagen sind so universell wie selbsterklärend. Und kaum eine Begeisterung erfasst die Menschen, egal welchen Alters, so sehr wie der Anblick von frischem Schnee, verteilt auf Pisten und Loipen. Die Faszination für Wintersport ist vererbbar, keine Frage. Da stehen sie also, Heidi, Amelie und Paula, am Fenster der kleinen Ferienwohnung im Schütterhof in Ramsau am Dachstein und lassen sich vom Anblick der Winterlandschaft verzaubern. Der perfekte Einstieg in ein Wochenende voller winterlicher Erlebnisse rund um den nordischen Skisport.
Das erste Skilager, der erste Skikurs oder die ersten Ski unter dem Weihnachtsbaum – die meisten von uns werden sich an derartige Erlebnisse erinnern. Weil man sich generell gerne an die Kindheit erinnert, weil Geschenke und Gruppenerfahrungen leichter im Gedächtnis bleiben aber vor allem weil der Winter in seiner Einzigartigkeit kaum zu erklären ist. Acht Monate lang dämmert das Jahr vor sich hin, wir verlieren uns in allerlei Tätigkeiten, verlieren uns vielleicht kurzzeitig aus den Augen. Doch nur bis der erste Schnee fällt. Dann rufen die großen Wintersportzentren zum Stelldichein. Und wie von Zauberhand treffen wir uns dann dort, wo der nordische Skisport nicht nur statt findet, sondern gelebt wird. Für die einen ist es ein alljährliches Event, für die anderen der perfekte Einstieg in den Langlaufsport. Legt man beides zusammen ist die Reise zum Nordic Opening in Ramsau am Dachstein der ideale Familienurlaub. Drei Tage lang erwartet die rund 300 Teilnehmer ein volles Programm im WM-Langlaufzentrum.
Schon kurz nachdem sich die Kinder am Anblick der Berge satt gesehen und am Frühstück satt gegessen haben steht Paula mit großen Augen am Fischer Zelt in der Expo-Area, eben dort, wo es die schönen neuen Sachen zum Testen gibt. Skating-Ski sollen es sein, die ersten in ihrem Leben. Nach langen Jahren, genauer gesagt drei, auf gut geschuppten Kinderski ist es Zeit für den ersten Skikurs im Skating Stil. Conny übernimmt das Kommando. Richtig, die Conny, die Skilehrerin, an die sich jeder von uns wohl noch erinnern kann (selbstverständlich könnte das auch ein Skilehrer sein). Und was mit den Eltern vielleicht nicht auf Anhieb klappt funktioniert unter Anleitung einer sympathischen Autoritätsperson gleich viel besser.
Die Größte im Bunde ist also beschäftigt, genauer gesagt mit Feuereifer bei der Sache. Zeit für uns, sich mit Amelie im Kinderanhänger und Heidi auf ihren ultrakurzen Langlaufski davon zu machen. Rund ums Stadion gibt es genug flache Strecken, die auch für Vierjährige geeignet sind. Bei aufkommender Müdigkeit steigt Heidi dann einfach in den Anhänger und ab diesem Zeitpunkt dürfen sich dann auch die Eltern endlich richtig austoben. Das Prinzip des Nordic Openings geht damit vollends auf. Für jeden ist etwas dabei und sei es nur die Freizeit für die Eltern. Daneben bieten die wichtigsten Firmen der Branche ihre Produkte zum Test, es gibt Laser-Biathlon für Jedermann, Kurse in diversen Techniken und Fertigkeitsstufen und abends dann noch spannende Vorträge weltgewandter Sportgrößen. Doch soweit sollte es für uns nicht mehr kommen. Für Heidi gipfelt die erste Runde in Ramsau mit einer Abfahrt von der Stadionbrücke. Geschwindigkeit, die im Gedächtnis bleiben wird. Verbunden mit der Müdigkeit der Tüchtigen, die sich langsam breit macht und schon jetzt von jeglicher abendlichen Tätigkeit abrücken lässt. Sei’s drum, wir sind für die Kinder hier.
Als der Vormittag rum ist fehlt zunächst einmal noch die wichtige Einkehr und das am besten in einer Hütte. Nun ja, Hütte ist wohl der falsche Begriff, auch wenn es extrem urig zu geht auf dem Frienerhof von Georg und Claudia Berger. Erst im Winter, wenn die Arbeit auf dem Hof weniger wird, öffnen die Bio-Bauern die Frienerstub’n für Wintersportler und -genießer und werden so zu Gastwirten. In der rund 400 Jahre alten (ja, richtig gelesen) Stube gibt es dann die Spezialitäten vom eigenen Hof. Besser könnten wir fünf ausgehungerten Langläufer es gar nicht erwischen. Sogar die Loipe führt direkt am Haus vorbei, wobei die halbe Umrundung des Kulm dann doch etwas zu viel gewesen wäre. Mit dem Auto angekommen genießen wir die Zeit auf den alten Holzbänken umso mehr. Um es vorweg zu nehmen: wir kommen wieder, tags darauf, und erleben dabei auch noch einen der ehemals weltbesten Kombinierer hautnah. Felix Gottwald brachte seine Gruppe als Teil des Opening-Programms auf den Frienerhof zum Essen. Auch an Stars mangelt es selten in Ramsau am Dachstein.
Nachmittags ist das Programm für gewöhnlich entspannter. Paula kommt wieder bei Conny unter, testet ein erstes mal den Laser-Schießstand und wir sehen uns die Schlittenhunde genauer an. Heidi streichelt, Amelie schläft und wir testen eine Runde Skijöring mit Hund. Wann bietet sich sonst so eine Gelegenheit? Als die Hunde dann wieder nach Hause müssen und sich langsam die Dämmerung über Ramsau legt, wartet noch ein neuer Programmpunkt auf die Eltern: Skiletics. Eine Trainingsvariante, entwickelt von Fischer, die intensives Ausdauertraining mit koordinativen Übungen verbindet und so den ultimativen Ausklang des Tages auf der Loipe bietet. Schneefall setzt ein, Flutlicht erhellt das Stadion und wir versuchen Instruktor Philipp bei Doppelstock-Sprung-Kombinationen, Einbein-Gleiten und etlichen kniffligen Übungen mehr zu folgen. Die Runde ist kurz und überschaubar, die Kleinste schläft im Kinderwagen und die zwei großen Mädels drehen noch immer ihre Runden. Seit sieben Stunden auf den Beinen, unterbrochen nur vom Mittagessen, scheint die Magie des winterlichen WM-Stadions zu wirken. „Fahren wir wirklich schon ganz nach Hause?“, fragt Heidi mit diesem leicht weinerlichen Unterton, den sie erst ablegt als wir ihr erklären dass wir nur in die Ferienwohnung in Ramsau fahren.
Echte Tränen gibt es dann aber doch noch, zwei Tage später, als wir tatsächlich in die Heimat aufbrechen. Aber auch das gehört wohl zu den Kindheitserinnerungen, die wir mit Wintersport verknüpfen.