Langlauf Safari von Interlaken nach Zürich - xc-ski.de Langlauf

Langlauf Safari von Interlaken nach Zürich

Lars unterwegs und seine Mama auf dem Begleitfahrrad © Thomas Ulrich

Für die Sommerferien 2020 hatte sich Lars, ein 10-jähriger Schüler aus Interlaken, ein besonderes Projekt vorgenommen: Anstatt im Sommer nur vom Schnee und vom Langlaufen zu träumen, würde er mit seinen Rollski quer durch die Schweiz laufen, von Interlaken bis nach Zürich, wo seine Großmutter wohnt. 6 Tage waren für diese spezielle Expedition nötig.

Lars Tagebuch © Thomas Ulrich

Lars hatte viel Zeit gebraucht, um seine Rollski Reise quer durch die Schweiz vorzubereiten, er hatte Ausrüstung und Begleitfahrzeug organisiert und – was am meisten Zeit in Anspruch nahm – die Route von Interlaken nach Zürich genau geplant. Den größten Teil der gut 200 Kilometer langen Strecke via Thun, Bern und Olten würde er Fahrradwegen von Schweiz Mobil folgen, von Solothurn aus verläuft gar eine eigens für Inline Skates ausgeschilderte Strecke in Richtung Zürich und Ostschweiz. Trotzdem galt es, die Abschnitte auf Google Maps zu überprüfen, um Wege mit Kies zu identifizieren und Alternativen zu finden. Mit dem Ende des Schuljahres war alles bereit – an einem strahlenden Sommersonntag fuhr Lars zuhause weg in Begleitung seiner Mama. Das schwer beladene Tandem war zwar etwas umständlich zu manövrieren, erwies sich aber als zuverlässiger Lastesel und auf ein paar kurzen, gefährlichen Abschnitten konnte Lars sogar selber auf dem zweiten Sitz Platz nehmen.

Tag 1
Zum Glück geht es endlich los! Mama schwankt mit dem ganzen Berg Gepäck, der auf das Tandem gebunden ist. Aber ich habe darauf bestanden, die Campingstühle einzupacken – das Beste wird sein, abends vor dem Zelt zu chillen. Ein Teil des Radwegs entlang des Thunersees ist wirklich sehr schön, man fährt direkt am Wasser, es ist fast wie auf einer Rollskibahn. In Faulensee springe ich das erste Mal in den See, in Thun natürlich dann gleich wieder.

Tag 2

Lars unterwegs © Thomas Ulrich

Am Morgen haben wir direkt am See gefrühstückt, bevor wir losfuhren warf ich noch einige Steine ins Wasser. Die Strecke bis nach Bern habe ich mir nicht so schlimm vorgestellt, es sollten nur etwas mehr als 30 Kilometer sein, aber es war schrecklich! Schon kurz außerhalb Thun wehte uns so ein starker Wind entgegen, dass ich kaum vom Fleck kam. Den ganzen Tag über musste ich gegen diesen Wind laufen, das war sehr anstrengend und irgendwie frustrierend. In Belp, kurz vor dem Flugplatz, stürzte ich noch, zwar nicht schlimm, aber Mama meinte, es passe zu dem Tag. Erst im Marzilibad in Bern war ich wieder glücklich, unser Zeltplatz war nicht weit davon entfernt an der Aare. Mit einigen Zeltnachbarn habe ich Fussball gespielt, bis es dunkel wurde. Das war cool.

Tag 3
Mama hatte mir ein gutes Frühstück in der Altstadt versprochen und so musste ich zuerst ein steiles Sträßchen hinaufklettern zum Bundeshaus, wo sie gerade Markt hatten. Weiß nicht, ob die Bundesräte auch da drinnen waren. Das Frühstück war echt gut, danach machten wir uns auf den Weg über die Kornhausbrücke und quer durch die Stadt hinaus in Richtung Zollikofen. Es ging erstaunlicherweise ganz einfach und wir spulten schnell viele Kilometer ab. Auch die Landschaft war schön, wir fuhren über kleine Sträßchen und kamen durch Dörfer mit großen Bauernhäusern. Auf Google-Maps hatten wir ein Gasthaus gesehen, bei dem wir links abbiegen mussten, und dort hätten wir so gerne etwas gegessen. Dummerweise hatten die Wirte gerade Ruhetag. So aßen wir halt auf der Treppe unser Picknick. Nach rund 47 Kilometern erreichten wir Solothurn, unser Etappenziel. Am Abend kamen mein Vater und mein Bruder zu Besuch auf dem Campingplatz.

Tag 4
Mein Bruder fuhr teilweise auf dem Tandem mit, teilweise ebenfalls auf den Rollski. Wegen ihm habe ich mit dem Langlaufen begonnen und meistens ist er viel schneller als ich. Aber er war überhaupt nicht motiviert. War auch recht heiß und es ging zwischendurch noch einige Male aufwärts. Aber ich musste durchhalten. Ganz weit weg am Horizont sah man die Berner Oberländer Berge, wir waren aber viel näher am Jura. Eigentlich noch ganz schön da, nur kommt man halt schon nicht so schnell vorwärts, wie wenn wir mit dem Auto nach Zürich fahren würden – wir kreuzten die Autobahn ein paar Mal, aber die Menschen da drinnen haben uns gar nicht bemerkt. Kurz vor unserem Etappenziel in Aarburg stieg ich für ungefähr einen Kilometer aufs Tandem, es war eine stark befahrene Straße und ging teilweise abwärts.

Tag 5

Lars unterwegs © Thomas Ulrich

Dieser Tag würde der längste werden: bis nach Brugg standen uns ungefähr 50 Kilometer bevor und es war schon am Morgen sehr heiß. Das schlimmste aber war: nach nur 15 Minuten unterwegs brach mein Stock! Mein schöner pinker Klaebo-Stock war futsch! Ich muss damit zu nahe an Mamas Tandem geraten sein, es gab einen Knall und der Stock war gebrochen. Wir telefonierten herum und konnten aber auf die Schnelle keinen Sporthändler in Olten ausmachen, bei dem wir einen neuen Stock hätten auftreiben können. Ersatzstöcke hatten wir keine dabei. So blieb nur, Papa zu alarmieren – er versprach, uns einen Stock zu bringen. Bis fast nach Aarau musste ich ohne Stöcke laufen, das war nicht angenehm, vor allem, weil ich ungefähr 100 Bahngeleise und Bordsteinkanten überqueren musste. In Schönenwerd trafen wir Papa, er brachte neue Stöcke. So lieb! Nach dem Mittagessen ging es weiter, aber irgendwie war der ganze Tag eine Qual, es hatte überall viel Verkehr, Fabriken und Straßen, ich war müde und meine Nase lief, irgendwo musste ich mich erkältet haben.

Tag 6
Wir hatten einen Umweg gemacht nach Brugg, deshalb entschieden wir, dass ich die erste Strecke durch die Stadt aufs Tandem sitzen konnte. In einer Apotheke kauften wir Nasentropfen und Taschentücher. Es war nicht angenehm, mit der laufenden Nase auf den Rollski unterwegs zu sein, aber bis nach Zürich war es nicht mehr so weit. Leider war es noch grauenhaft heiß und so kamen wir wirklich nur im Schneckentempo voran. So hatte ich mir den Abschluss der Reise nicht vorgestellt, und im ersten Augenblick konnte ich mich gar nicht so richtig freuen, es geschafft zu haben. Wir schliefen bei Freunden mitten in der Stadt und am nächsten Morgen ging es mir besser. Jetzt kam die Strecke, auf die ich mich am meisten gefreut hatte: Mit den Rollski durch die Bahnhofstraße und über den Paradeplatz. Das war echt cool, die Leute haben ein bisschen komisch geschaut, aber zum Glück hat sich niemand beschwert. Zum Abschluss ging es noch ein Stück dem See entlang und dann den Hang hinauf – endlich war ich bei meiner Großmutter, die sich sehr freute, mich zu sehen. Ich natürlich auch!

Autoren: Lars und Annette Marti

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