Langlaufen für die Seele: Ein kulinarisch sportliches Wochenende in Ramsau am Dachstein

Unterwegs in Ramsau am Dachstein © Marco Felgenhauer / woidlife photography
Kürbisgemüse mit Bergkäsekrapferl in der Frienerstube © Marco Felgenhauer / woidlife photography

Die Loipe entschädigte mich aber sofort wieder und es ging weiter Richtung Skistadion Ramsau. Hier wollte ich es mir nicht nehmen lassen, alle möglichen Anstiege und Zusatzschleifen mitzunehmen die es gab. Schließlich sollte mir nach diesem gigantischen Mittagsmahl auch noch das Abendessen schmecken. Ramsau ist nicht umsonst einer der beliebtesten österreichischen Wintersportorte was das Langlaufen betrifft. So viel an einem Tag stand ich schon lang nicht mehr auf den schmalen Brettern. Nach einer kleinen Umziehpause im Hotel ging es dann nochmal auf die noch immer bestens gespurte Loipe und in Richtung Frienerstube. Bei jedem Besuch in Ramsau halte ich dort an, meist nur auf ein warmes Getränk. Aber heute wollte ich die kulinarischen Künste testen! Mein Lieblingsgemüse Kürbis als leckerer Eintopf mit Bergkäsekrapferl sollte es sein! Das klang schon mal mehr als verführerisch. Und in der alten Bauernstube der Ramsauer Bioniere, zu denen der Biobauernhof zählt, fühlt man sich wie zuhause. Hier kann man jeden Winter Köstlichkeiten aus regionalem Anbau und regionaler Herstellung genießen. Der Chef selbst legte natürlich auch Hand an und servierte mir meine Portion Kürbisgemüse mit Bergkäsekrapferl. Was soll ich sagen? Es war köstlich, eine Geschmacksexplosion! Genau was ich nach einem langen Tag auf der Loipe gebraucht habe! Da liefen die letzten Kilometer zum Hotel fast wie von selbst.

Mediterranes Dachsteinomlett in der Sattelberghütte © Marco Felgenhauer / woidlife photography

Als ich am Sonntag in aller Frühe für eine kleine Vorfrühstücksrunde die Ski in die frisch gespurte Loipe legte, war ich noch nicht ganz gefasst auf das was folgen würde. Ich laufe gern in der Stille der aufgehenden Sonne. Aber als die ersten Sonnenstrahlen die Spitzen des Dachsteinmassivs berührten, musste ich einfach stehen bleiben und innehalten. Es war einfach magisch. Langsam färbte sich der Schnee auf den Bergen rostrot und kündigte einen wahren Wintertraumtag an. Was für ein Sonnenaufgang! Nach einem kleinen Frühstück und dem Auschecken aus dem Hotel ging es wieder in die Spur. Lieber wäre ich noch länger geblieben aber leider hatte ich es nicht so einfach wie Wolfgang Ambros im Lied Skifoarn: „Und denk‘ ma ‚aber wo‘ I foar‘ no ned z’Haus, I bleib‘ am Montog a no do“. Also die letzten Kilometer im Winterwunderland nochmal ausgiebig genießen! Und das hatte ich vor. Als Belohnung winkte mir ein Mittagessen in der kleinen Sattelberghütte, direkt auf der Sonnenseite der Ramsau mit Blick über Schladming. Was für ein Ausblick! Trotz des Sonnenscheins entschied ich mich dann doch für einen Sitzplatz in der kleinen Hütte. Aber weniger verschwitzt hätte ich den Sonnentag definitiv auf der Terrasse genossen. Das Mediterrane Dachstein-Omelette servierte mir wieder der Chef persönlich. Die kleine Küche lässt nicht viele Mitarbeiter zu, erklärte er mir lachend. Seine Frau und er betreiben die gemütliche, neu eingerichtete Hütte mit wunderbarem Kinderspielplatz im Wald, Naturerlebnispfad und Streichelzoo. Ein absolutes Must See und Must Eat! Der Käse harmonierte perfekt mit den Eiern und dem Rucola, dazu gabs steirisches Kürbiskernöl. Dazu noch nette Gesellschaft und eine wunderbare Aussicht, für mich war es der perfekte Abschluss eines kulinarisch sportlichen Wochenendes!

Zu guter Letzt stellt sich aber dann doch die Frage: Wie funktioniert das System „Almkulinarik“ überhaupt? Die Chef/innen informierten mich sehr gern über die Zusammenarbeit mit dem Haubenkoch und man konnte ihnen den Stolz, die Begeisterung und die Leidenschaft, mit der sie mitmachen, direkt ansehen. Ich erfuhr, dass vorrangig Betriebe ausgewählt werden, die in der Küche verstärkt auf regionale Produkte setzen. Nur ein paar Betriebe wurden ausgewählt, anfangs 9, mittlerweile 14, aber es zählte bei der Auswahl vor allem Können und die Affinität zu regionalen Produkten. Von Richard Rauch wurde dann, zugeschnitten auf den jeweiligen Betrieb, ein Rezept ausgearbeitet und dieses vom jeweiligen Koch in großer Runde vorgekocht. Die Gerichte wechseln zur Sommer- und Wintersaison und werden immer vor allen Mitwirkenden präsentiert. Man trifft sich also mindestens zweimal im Jahr, probiert die Gerichte der anderen Betriebe und fachsimpelt mit dem Starkoch. Für die ausgewählten Betriebe ist es eine Ehre und Auszeichnung bei der Almkulinarik by Richard Rauch vertreten zu sein. Und für uns Gäste ist es ein wahrer Gaumenschmaus! Selten habe ich an einem Wochenende so lecker gegessen, mich so gut unterhalten und so viele nette, offene, mit der Heimat verwurzelte Leute kennen gelernt. Ein kulinarisch sportliches Wochenende für Körper und die Seele – ein wahrer Hochgenuss, danke Ramsau!

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