Niederthai: Die Langlauf-Hochburg des Ötztals

Verlässt man die Hochfläche warten kurze, giftige Anstiege © Felgenhauer / xc-ski.de

Wir schreiben das Jahr 2018. Das ganze Ötztal ist von Alpinskifahrern besetzt … das ganze Ötztal? Nein! Ein von unbeugsamen Langläufern bevölkertes Dorf hört nicht auf, der Alpinisierung Widerstand zu leisten: Niederthai.

So oder so ähnlich hätte wohl der Comic „Asterix bei den Langläufern“ begonnen. Aber zurück in die Realität: Mit was bringt ihr Sölden und das Ötztal als Erstes in Verbindung? Sicherlich mit dem Alpinen Skisport, oder? Fast unbemerkt hat sich aber das kleine Dorf Niederthai (circa 400 Einwohner) zu einer echten Langlaufdestination im Ötztal gemausert. Grund genug für uns, dem auf 1.550 Metern Höhe gelegenen Ausgangspunkt für zahlreiche Outdoor-Aktivitäten einen Besuch abzustatten. Ungefähr zehn Minuten dauert die Anfahrt vom im Tal gelegenen Umhausen, zu dem Niederthai gehört, hinauf in das Bergdorf mit einzigartiger Topographie. Einquartiert haben wir uns im Hotel Tauferberg, dem wir sicherlich guten Gewissens vier Sterne verleihen würden und das direkt an der Loipe gelegen ist.

Wie aus dem nichts taucht ein Biathlonstand auf. © Felgenhauer / xc-ski.de

Nach dem Einchecken treffen wir uns mit Local Michl, der mir die Loipen und sonstigen Aktivitäten in Niederthai zeigen will. Von ihm lassen wir uns auch aufklären, was es mit den speziellen Geländeformen in und um das Dorf auf sich hat. Nach der letzten Eiszeit war das Gebiet nämlich ein großer Bergsee, in dem sich Sandbänke abgelagert haben. Diese schufen nach dem Abfluss des Wassers eine ganz besondere Landschaft mit einer weitläufig flachen Geländestufe und perfekt modellierten Anstiegen. Unsere Besichtigungstour führt uns zunächst vom Hotel zum Laser-Biathlonstand. Hier kann mit Anschütz-Lasergewehren der neuesten Generation auf original HORA-Biathlonscheiben geschossen werden, wie sie im Weltcup verwendet werden, entsprechender Sound inklusive. Mit der Niederthai-Card, die ihr für euren Aufenthalt bei allen Gastgebern des Ortes erhaltet, ist dieses ganz besondere Erlebnis sogar gratis.

Dank der Niederthai-Card sind viele Leistungen bereits inklusive © Felgenhauer / xc-ski.de

Die Card bietet aber noch weitere Vorteile. Ihr könnt zum Beispiel die drei Lifte in Niederthai kostenlos nutzen, um ein paar Schwünge auf Alpinskiern zu absolvieren. Laternenwanderung zum Stuibenfall, geführte Schneeschuh-Tour und die Nutzung des Schneespielplatzes für Kids ist ebenfalls inkludiert. So dreht ihr in Ruhe eure Runde, während sich der Nachwuchs beim Snowtubing vergnügt. Wir laufen vom Biathlon-Schießstand erstmal weiter entlang der Sonnenplateauloipe bis zum neu errichteten Skiverleih und Verkauf von Sport Grüner. Hier gibt’s den entsprechenden Service für die Ski und neuestes Material. In der angeschlossenen Gastronomie könnt ihr euch eine Apfelschorle, einen Kaffee oder auch ein Bier genehmigen. Und genau das machen Michl und ich jetzt. Auf der Terrasse lassen wir uns von der Sonne wärmen und gleichen unseren Flüssigkeitshaushalt aus.

Anschließend geht es weiter über die Geländestufe hinunter zum Dorfzentrum. Hier zeigt mir mein Guide, wo ich am nächsten Tag unbedingt ins Horlachtal abbiegen soll. Die Strecke zur Schweinfurter Hütte wird eigentlich meist von Skitourengehern genutzt und ist durchaus als anspruchsvoll zu bewerten. Damit hat er mich angefixt und die Tour ist fest eingeplant. Nun heißt es aber kehrt zu machen, denn die Sonne verschwindet bald hinter den Gipfeln. Auf dem Rückweg schaue ich dann noch einmal am Biathlonschießstand vorbei. Hier wurde bereits das Flutlicht eingeschaltet und man kann auch ohne Tageslicht seine Runden auf der 1,7 Kilometer langen Loipe drehen. Jetzt haben wir uns das Abendessen aber redlich verdient, das wir in unserem Hotel genießen.

Weiter gehts ständig bergan zur Schweinfurter Hütte © Felgenhauer / xc-ski.de

Früh am nächsten Morgen brechen wir vom Parkplatz im Ortszentrum auf und nehmen die stetig ansteigende Tour ins Horlachtal unter die Ski. Als Tour ist sie deshalb ausgeschrieben, weil sie als Loipe für Hin- und Rückweg zu schmal wäre. Mit etwas Rücksicht auf den Gegenverkehr kann man hier aber ohne Probleme skaten. Einmal pro Woche wird sie auch klassisch präpariert. Entlang des Horlachbaches schrauben wir uns Meter um Meter nach oben. Ungefähr bei Halbzeit der knapp sechs Kilometer langen Strecke erreichen wir den Larstighof. Noch ist er geschlossen, aber nach Weihnachten kann man sich hier für den weiteren Weg stärken oder auf dem Rückweg einkehren. Nach 475 Höhenmetern erreichen wir die Schweinfurter Hütte und damit den höchsten Punkt der Tour. Voller Vorfreude stürze ich mich nun in die verdiente Abfahrt. Ungefähr auf Höhe der Jausenstation begegnen wir der ersten Skitourengeherin an diesem Tag. Nach einem kurzen Plausch geht es weiter und bis wir zurück am Ausgangspunkt sind, passieren wir weitere Berggeher mit Tourenskiern. Nach etwas mehr als einer Stunde sind wir wieder an unserem Startpunkt angekommen.

Leider endet mit dieser Tour unser Aufenthalt im Ötztal schon wieder. Als Fazit bleibt jedoch festzuhalten: Unterschätze nie die Gallier, äh Niederthaier! Und wer weiß, vielleicht gelingt es ihnen ja, ein ganzes Tal vom Skilanglauf zu überzeugen? Der Anfang ist jedenfalls vielversprechend und Niederthai definitiv eine Reise wert!

Weitere Infos zum Langlaufen in Niederthai findet ihr hier: www.umhausen.com

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