Tag drei begann für mich noch schlechter als Tag zwei. In kleinen Schritten schleppte ich mich zum Frühstück und wiederum konnte ich nur wenige Kohlenhydrate aufnehmen. Um 9 Uhr verabschiedeten wir uns von Frau Fuchs und starteten die letzte Etappe. Wie am Tag zuvor, war meine Müdigkeit an der frischen Luft schnell verflogen und auch das Doppelstockschieben gelang trotz verhärteten Trizeps’. Nach einem Flachstück, das sich hervorragend zum Warmlaufen eignete, begann der Anstieg hinauf nach Finsterau. 300 Höhenmeter später erreichten wir das Langlaufstadion, in dem ein kalter Wind wehte. So verzichteten wir auf eine längere Pause und folgten der Bayerwaldloipe in Richtung Deutsch-Tschechische Grenze. Das Wetter war deutlich besser als an den Tagen zuvor und als wir uns auf einem längeren Flachstück Richtung Hinterfirmiansreut bewegten, blitzte sogar die Sonne hinter den Wolken hervor und unser Glück war perfekt. Dass unsere Tour nicht immer dem kürzesten Weg folgte, war unsere nächste Erkenntnis. Statt zwei Kilometer bergab nach Mitterfirmiansreut, führte uns die Beschilderung auf einer Runde vier Kilometer um einen Berg herum. Der Vorteil dabei war, dass wir nicht an der Tal-, sondern an der Mittelstation eines der Skilifte ankamen und uns damit einen steilen Aufstieg ersparten. Die Alpinisten schauten doch etwas erstaunt, als sie uns auf den schmalen Latten entdeckten. Wir mussten aber weiter Richtung Philippsreut, dem Ort, der als Grenzübergang mit unzähligen Staumeldungen traurige Berühmtheit erlangt hatte. Unser Begleitfahrzeug mit meiner Frau am Steuer war schon da, wenn wir uns auch erst per Handy tatsächlich fanden und unsere Brotzeit genießen konnten.
Das Profil der Strecke wurde nun im weiteren Verlauf deutlich einfacher. Immer mehr Flachstücke folgten und nur noch beim Umrunden der Ortschaften mussten wir den einen oder anderen Hügel erklimmen. Vorbei ging’s an Bischofsreut und bei Auersbergsreut sahen wir die Grenzpfosten nur noch einen Steinwurf neben der Loipe. In der Ferne war schon der Dreisessel zu sehen, an dessen Fuß unser Ziel lag. Zuvor lag jedoch noch Haidmühle auf unserem Weg. Am Ortseingang mussten wir zwar die Ski abschnallen, dies ermöglichte uns aber eine letzte Rast mit Brezen und Cola vor dem Endspurt. Am Rande des Ortes bauten Helfer gerade die Markierungen für ein Hundeschlittenrennen ab, das an diesem Wochenende dort stattgefunden hatte. Zwar hatten die Gespanne die Loipen verwüstet, darunter war aber klar zu erkennen, dass noch am Morgen ein Spurgerät unterwegs gewesen sein musste. Langläufer sind hier also gern gesehene Gäste. Vom Ort weg folgten wir einer alten Bahntrasse, die nach Einstellung des Betriebs als Radweg und Loipe ausgebaut wurde. Konnte man auf den ersten Kilometern noch eine ganz leichte Steigung wahrnehmen, ging es ab Frauenberg merklich bergab. So nahmen wir auf dem letzten Abschnitt unserer Tour noch einmal deutlich an Tempo auf, rauschten an Altreichenau vorbei und standen nach einem kurzen Grätscher mitten in Neureichenau. Reichlich unspektakulär ohne Applaus, Zielbanner und Zeitnahme endete damit das Abenteuer Bayerwalddurchquerung. Lediglich ein Erinnerungsfoto wollten wir uns nicht nehmen lassen. Ein Blick auf das GPS-Gerät machte deutlich: Es waren auch am letzten Tag noch einmal 1.200 Höhenmeter verteilt auf 52 Kilometer und fünf Stunden Laufzeit zusammengekommen. Zehn Minuten später saßen wir frisch umgezogen, erschöpft, aber glücklich im Begleitfahrzeug und machten uns auf den Heimweg. In Gedanken ging ich die letzten drei Tage sowie die insgesamt 167 Kilometer und 4.200 Höhenmeter noch einmal durch. Kaum zu glauben, welches Abenteuer vor der Haustür auf einen wartet!
Ein großer Dank geht an meine Begleiter Horst, Michael, Sandra und Martin. Es hat trotz der Strapazen richtig Spaß gemacht mit euch! Vielen Dank an das Hotel Seebachschleife (www.seebachschleife.de) und das Gasthaus Fuchs (www.fuchs-mauth.de) für die erstklassige Unterbringung und Bewirtung! Und nicht zuletzt Danke an alle Loipenfahrer, die uns perfekte Bedingungen beschert haben!