„Hams an Schnee dabei“, war die erste Frage meiner Vermieterin, als ich zum Ramsauer Langlauf-Opening 2014 anreiste. „Leider nein“, war meine Antwort. „Aber zum Glück ham a an Gletscher“, folgte wie aus der Pistole geschossen. Der Gletscherloipe auf dem Dachstein-Gletscher in 2.600 Meter Höhe war es dann auch zu verdanken, damit das diesjährige Ramsauer Langlauf-Opening überhaupt stattfinden konnte.
Zehn Tage vor dem Termin habe man sich zusammengesetzt und überlegt, wie man das Opening durchziehen kann, wenn der erhoffte Schnee in der Tallage ausbleibt und auch keine technische Beschneiung möglich ist, so Organisator Dr. Alois Stadlober. Schließlich hatten sich zu diesem Zeitpunkt annähernd 300 Teilnehmer zum schon traditionellen Start in die Langlaufsaison angemeldet, was ein neuer Rekord gewesen wäre.
Novum: Langlauf-Opening auf dem Dachsteingletscher
Als klar war, dass Langlaufen nur auf dem Gletscher möglich sein wird, denn auf der knapp 800 Meter langen Loipe aus übersommerten Schnee im WM-Stadion wäre man sich auf den Füßen gestanden, sagten so mache Teilnehmer ihre Teilnahme ab. „Trotzdem kamen an den drei Opening-Tagen 190 Langläufer und Langläuferinnen zu uns“, so Stadlober. „Wir haben alles Menschenmögliche getan, um wieder ein gutes Opening durchführen zu können.“ Für die Veranstalter war es auch ein Sprung ins Ungewisse, denn erstmals ging es im Rahmen des seit dem Jahr 2000 veranstalteten Langlauf-Openings auf den Gletscher. So mussten an den einzelnen Kurstagen bis zu 150 Teilnehmer und Trainer auf den Gletscher gebracht werden (zum Vergleich: beim Herbst-Gletschercamp liegt die Teilnehmerzahl meist um die 60 Personen). Mit Sonderbussen ging es am ersten Kurstag dann schon im Morgengrauen vom Ramsau-Zentrum zur Dachstein-Südwandbahn, um möglichst vor den Alpinen und Snowboardern in die Gondel zu kommen.
Dementsprechend früh stand deshalb auch die versammelte Skiindustrie schon in der Dunkelheit im Raumsau-Zentrum parat, um die Opening-Teilnehmer mit dem neuesten Ski-, Schuh- und Stockmaterial auszurüsten. Alle, die sich diesem Logistikaufwand stellten, bekamen die Belohnung in Form von Topbedingungen am ersten Kurstag. Während im Tal Nebel angesagt war, wurden die Langläufer auf 2.700 Meter Meereshöhe mit Sonne und angenehmen 6 Grad Minus, sowie Windstille begrüßt.
Gletscher-Rookies schnappen nach Luft
Nach dem Abstieg bzw. der Abfahrt zur gut 100 Meter unter der Bergstation liegenden Ramsauer Gletscherloipe war dann endlich Praxisprogramm angesagt. Circa zweieinhalb Stunden Programm hatte man sich vorgenommen, das von den 17 anwesenden Langlauftrainern und -trainerinnen, darunter auch wieder so bekannte Namen wie Christian Hoffmann, durchgeführt wurde. Für viele war es der erste Schneekontakt des Winters – und dies auf 2.600 Meter Höhe. Viel Trinken und möglichst ökonomisch und ruhig laufen war die Devise. Zumal viele Teilnehmer hier erstmals in ihrer Langlaufkarriere, das galt auch für mich, auf dem Gletscher trainierten.
Und so raubten dann auch schon die kurzen Techniksequenzen ordentlich die Luft. Spätestens der nur mäßig steile Schlussanstieg der gut vier Kilometer langen Loipe, die wie ein Schlangen-Labyrinth in den Gletscher gelegt ist, sorgte endgültig für Schnappatmung und ließ das Laktat spürbar in Arme und Beine schießen. Deshalb war auch niemand richtig traurig, als es gegen Mittag, die Sonne hatte sich mittlerweile verzogen, wieder zurück ins immer noch grüne Ramsau ging.
Flatrate-Nudeln-Essen, Wachstipps, Shoppen und Olympiasieger-Talk im Ramsau-Zentrum
Vielmehr überwog die Freunde im Ramsau-Zentrum bei der „All you can eat“-Nudelparty die leeren Kohlenhydratspeicher für den nächsten Kurstag wieder aufzufüllen. Sich dann anschließend bei den angebotenen Wachsvorträgen Expertentipps zur Skipräparation zu holen oder sich auf der „Ski-Willy-Messe“ mit Topmaterial für die neue Saison einzudecken. Zum Abschluss des ersten Kurstages gab dann der dreifache Biathlon-Olympiasieger Michael Greis Einblicke in seine Karriere und plauderte dabei etwas aus dem Nähkästchen, bevor noch der Nachtisch in Form der Kaiserschmarrn-Party serviert wurde.
Der zweite Kurstag am Sonntag empfing uns zwar endlich mit weiß überzuckerten Wiesen und Wäldern. Was aber auch zu unwirtlicheren Bedingungen auf dem Gletscher führte. Sicht gleich Null, dafür waren der Schnee weiterhin top und die Temperaturen und der Wind ebenso kein Problem. Die Langläufer- und Langläuferinnen sah man zwar nur noch schemenhaft über den Gletscher gleiten, von nachlassendem Trainingseifer war bei den allermeisten Teilnehmern trotzdem nichts zu sehen. Auch ich selbst drehte zum Abschluss noch eine Zusatzrunde, mit dem Wissen am dritten Tag leider nicht mehr dabei sein zu können. Schließlich will man ja ein paar Skikilometer in der noch jungen Wintersaison mit nach Hause bringen.
Fortsetzung folgt: Ramsauer Langlauf-Opening von 3. – 6. Dezember 2015
Bevor es heim ging, traf ich mich noch mit Organisator Stadlober zum Resümee. Wirkte der frühere Toplangläufer vor dem ersten Kurstag noch sehr angespannt, so war nun auch ihm etwas Erleichterung anzumerken. „Wir hatten an beiden Tagen gute Bedingungen auf dem Gletscher. Es war nicht eisig, der Schnee hat gut geführt, die Kälte war kein Problem und die schlechte Sicht is guat für´s Gleichgewicht“, verriet Stadlober mit einem Augenzwinkern, der außerdem erfreut feststellte, dass der Zuspruch von Teilnehmern aus Deutschland immer größer werde. Für alle, die im kommenden Jahr in Ramsau in die Langlaufsaison starten wollen: Das Opening findet dann von 3. bis 6. Dezember 2015 statt.