Schneemanagement: Wie man in Seefeld die Loipenpräparierung ökonomisiert - xc-ski.de Langlauf

Schneemanagement: Wie man in Seefeld die Loipenpräparierung ökonomisiert

Loipen Präparierung mit Snow-Farming-Schnee © Felgenhauer / xc-ski.de

Eigentlich wollen wir doch alle nur das Eine: Sobald als möglich und den ganzen Winter hindurch auf Schnee, um unserem liebsten Hobby Skilanglauf nachzugehen. Dass das nicht immer ökonomisch und auch für uns Skilangläufer nicht das Optimum ist, hat man in der Olympiaregion Seefeld erkannt und darauf reagiert. 

Snowfarming vs. Schnee aus der Kanone

Snowfarming Loipe Leutasch © Felgenhauer / xc-ski.de

Seit 9. November ist in der Olympiaregion Seefeld eine Loipe präpariert. Das hat natürlich auch unser Interesse geweckt und wir haben uns auf den Weg nach Seefeld und Leutasch gemacht, um die ersten Kilometer der Saison auf Normalhöhe und unter freiem Himmel zu absolvieren. Diese erste Loipe, die wir Mitte November in Leutasch vorfinden, ist knapp einen Kilometer lang und perfekt präpariert. Doch wie geht das, wenn es zwar Nachts schon gefriert, aber am Tag teilweise noch deutliche Plusgrade hat? Wir fragen den Verantwortlichen für die Infrastruktur Nordisch in der Olympiaregion, Martin Tauber. Der ehemalige Weltklasse-Langläufer erklärt uns zunächst, warum nur hier in Leutasch und nicht drüben in Seefeld ein Schneedepot mit weißem Gold aus der vergangenen Saison angelegt wurde. Das hänge nämlich von den Möglichkeiten ab, den Schnee auch bei Bedarf auszubringen. Hier in Leutasch hat man dafür das ideale Gelände. Direkt neben der Loipentrasse, die am Alpenbad startet, wurde ein Fahrweg angelegt. Von dort aus kann der Schnee aus dem Depot mit einem Seitenmiststreuer optimal auf der Trasse verteilt werden. So seien auch geringe Schichthöhen möglich und nur das garantiere am Ende ein perfektes Ergebnis. Anders sieht es ein paar Kilometer weiter im WM-Stadion von Seefeld aus. Dort ist der Boden sehr weich, was eine Anlieferung des Schnees per LKWs deutlich erschwert. Deshalb macht dort eine dezentrale Produktion per Schneekanone mehr Sinn. Und schon sind wir mitten im Themenkomplex Schneemanagement. 

Grundpräparierung vor Öffnung der Loipe

Loipen Präparierung mit Snow-Farming-Schnee © Felgenhauer / xc-ski.de

Woher man den Schnee nimmt, ist aber bei weitem nicht das Wichtigste am Schneemanagement. Vielmehr kommt es auf die Verarbeitung an. Und das beginnt bereits bei der Grundpräparierung vor dem eigentlichen Saisonstart. „Das Wichtigste bei der Grundpräparierung ist, dass man den Schnee nicht sofort nach der Produktion ausschiebt, sondern erstmal liegen lässt. Wenn er aus der Schneekanone kommt, ist extrem viel Wasser drin. Das muss man zunächst ablaufen lassen, damit er beim Ausschieben im Schild nicht zu einem pappigen Klumpen wird, sondern sich schön ausbreiten lässt“, so Tauber. Hat man den Schnee dann erstmal gut „gelüftet“, beginnt die Verteilung. „Beim Ausbreiten wird dann eine erste Schicht aufgebracht, aber nicht mit der Fräse oder dem Finisher bearbeitet, also nicht geglättet. Denn sobald diese beiden Werkzeuge zum Einsatz kommen, wird der Boden versiegelt, Luft wird als Wärmepolster eingeschlossen und es können mit der Zeit Löcher entstehen. Außerdem kann dann der Boden nicht durchfrieren. Solange die „Isolierschicht“ noch nicht geschlossen ist, kann der Boden noch Wärme abgeben und wird runtergekühlt. Das gilt immer für die Grundpräparierung, egal ob mit Kunst- oder Naturschnee. Zunächst nur mit der Kette und dem Schild verteilen, dann 48 Stunden liegen lassen und erst danach präparieren.“ Das bedeutet im Umkehrschluss für uns Langläufer, sich etwas in Geduld zu üben. Klar würden wir gerne sofort loslaufen, sobald der Schnee auf der Loipe liegt. Doch die zwei Tage Wartezeit lohnen sich, um anschließend über die perfekte Loipe gleiten zu können.

Schneehöhenmessung im Loipenspurgerät

Martin Tauber im Gespräch zum Thema Schneemanagement © Felgenhauer / xc-ski.de

Und wie viel Schnee liegt jetzt eigentlich an einer bestimmten Stelle einer Loipe? Diese Information ist nicht ganz unerheblich, soll schließlich nicht zu viel, aber auf gar keinen Fall zu wenig des weißen Goldes den Loipenboden bedecken. „Wir haben jedes Loipenspurgerät mit Schneehöhenmessung ausgestattet“, so Tauber. Das „Snowsat“ genannte System der Marke Pistenbully bestimmt mit extrem genauer GPS-Vermessung die Schneehöhe über dem Boden. So kann die Höhe exakt „gemanagt“ werden. „Wir wissen, dass wir in der Grundpräparierung 30 Zentimeter Schnee brauchen. Bei einem normalen Winter kommen wir damit bis 31. März und dann ist die Saison eh vorbei. Viele denken, lieber mehr Schnee produziert, als zu wenig Schnee, aber dann hast du nach dem 31. März noch einen Schneestock von einem Meter und das ist ja bares Geld.“ Im WM-Stadion dient dieses Schneehöhenmanagement noch einem ganz anderen Zweck. Hier wurden im temporären Langlaufstadion für die Nordische Ski-WM in diesem Winter nämlich keine extremen Erdbewegungen durchgeführt. Die Höhendifferenzen werden vielmehr mit Schnee ausgeglichen. Dazu fand eine Vermessung des Stadionbereichs statt und es wurde ein Null-Level festgelegt. Dieses ist an unterschiedlichen Stellen an Holzpflöcken ersichtlich. So können sich die Stadionarbeiter daran orientieren und die Fläche nivellieren. Zwei weitere Markierungen an den Pflöcken zeigen die minimal notwendige, sowie die maximal mögliche Schneehöhe an. „Wenn der Schnee darüber hinausgeht, dann schieben wir ihn raus.“ So bleibt die Sicht auf das Geschehen für alle Zuschauer gewahrt und die Athleten müssen keine Bodenwellen fürchten.

Nach so viel neuem Wissen über das Schneemanagement genieße ich nun noch ein paar Runden auf der Snowfarming-Loipe und freue mich schon auf die WM im Februar! An Schnee sollte es dann dank professioneller Planung nicht mangeln.

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