Seiser Alm: Das Dolomiten-Panorama als ständiger Begleiter

Unterwegs auf der Wolfsbühl-Loipe © @TOBIAS BURGER

Der wichtigste Tipp für einen Langlauf-Aufenthalt auf der Seiser Alm? Bleibe nicht bei jedem möglichen Fotopunkt stehen, denn sonst wird selbst die kürzeste Runde zu einer Tagestour! 😉

Es ist Frühwinter. In höheren Lagen liegt schon Schnee, während im Tal noch grüne Wiesen vorherrschen. Ich habe mich aufgemacht Richtung Seiser Alm, dem weltbekannten Hochplateau zwischen Schlern und Langkofel in den Dolomiten. Hier machen die norwegischen Langläufer regelmäßig im Sommer Station für einen Trainingslehrgang und im Winter locken Moonlight-Classics sowie Schneesicherheit die Hobby-Langläufer in dieses Langlaufparadies. Bei meiner Ankunft in Kastelruth am Abend leuchtet der Schlern jedenfalls verheißungsvoll im Abendrot und ich kann es kaum erwarten, am nächsten Tag die Loipen unter die Ski zu nehmen.

Unterwegs auf der Panorama-Loipe © TOBIAS BURGER

Die Seiser Alm ist ein Naturschutzgebiet, das nur eingeschränkt mit dem Auto angefahren werden darf. Während der Betriebstage der Gondelbahn ist die Zufahrtsstraße zwischen Seis und Compatsch nur vor 9 und nach 17 Uhr für den Verkehr geöffnet. Wer die Gondel nimmt, kann seine zusätzliche Ausrüstung an der Bergstation in verschließbaren Schränken deponieren und sich sogar bei der Rückkehr von der Loipe umziehen und duschen. Der Preis für Berg- und Talfahrt entspricht im Übrigen exakt der Parkgebühr für das Auto auf dem großen Parkplatz am Ortseingang von Compatsch. Da kann man also getrost einmal das KFZ im Tal lassen und seine Langlauftour unmotorisiert in Angriff nehmen.

Am Parkplatz treffe ich mich mit Michael Malfertheiner. Der Juniorchef des Hotel Ritsch ist selbst begeisterter Langläufer und kennt hier oben jeden Meter Loipe. Er wird mich heute begleiten. Eigentlich könnten wir direkt am Parkplatz beziehungsweise an der Bergstation der Gondelbahn in die Loipe einsteigen. Da wir uns aber für den Tag viel vorgenommen haben, bringt mich Michael zum Hotel seiner Eltern, wo sich zudem der Startpunkt der meisten Loipen der Seiser Alm befindet. Für die Gäste der Familie Malfertheiner bedeutet dies Luxus pur. Keine zwei Meter vom Hoteleingang entfernt können sie die Ski anschnallen. Und genau das tun wir nun auch, schließlich wollen wir möglichst viel Zeit bei diesem Traumwetter in der Loipe verbringen.

Unterwegs auf der Wolfsbühl-Loipe © TOBIAS BURGER

Für den Vormittag hat Michael die Wolfsbühl-Loipe ausgesucht. Sie liegt schon größtenteils in der Sonne und führt uns durch leicht welliges Gelände mit zwei etwas längeren Anstiegen vorbei an den Alpin-Liften bis zum Ausblick ins Grödnertal. Immer wieder bleiben wir stehen und genießen das unbeschreibliche Panorama der Dolomiten. Am hinteren Wendepunkt der Runde bei Kilometer vier könnte man nun eigentlich noch die Hartl-Schleife anhängen. Wir machen uns aber lieber auf den Rückweg, um rechtzeitig zum Mittagessen wieder im Hotel Ritsch zu sein. Die längere Abfahrt vom höchsten Punkt macht richtig Laune und am unteren Ende überholen uns schließlich die norwegischen Biathleten des IBU-Cup Teams. Skandinavier trifft man hier oben während des Winters immer wieder, insbesondere im Vorfeld des Marcialonga verbringen viele Skimarathonläufer ihren Winterurlaub auf der Seiser Alm. Wer kann es ihnen verdenken?

Mittagsverpflegung © TOBIAS BURGER

Wenig später sind wir zurück und Michael bewirtet uns mit Südtiroler Speckknödel. Mhhh, lecker! Da ist die verbrauchte Energie schnell wieder aufgefüllt! Lange hält es uns aber nicht drinnen und wenig später stehen wir schon wieder auf der Loipe. Ich habe meine Ausrüstung gewechselt und gehe nun wie Michael in klassischer Technik auf die Panorama-Runde. Die ist als schwarze Loipe gekennzeichnet und warum das so ist, bekommt man direkt vom Start weg zu spüren. 140 Höhenmeter gilt es auf den ersten drei Kilometern zu überwinden und nach einem kurzen Flachstück folgen weitere 60 Höhenmeter bis zum höchsten Punkt unterhalb des Goldknopf. Auch die Abfahrten sind nicht zu unterschätzen, entlocken dem geübten Langläufer aber durchaus einen Juchzer, wenn er um die Kurven schießt. Nach zwei kurzen Gegenanstiegen wartet schließlich die knapp drei Kilometer lange Schlussabfahrt zurück zum Ausgangspunkt. 11,3 Kilometer zeigt die GPS-Uhr an. Da hätte ich mich jetzt aber total verschätzt, so kurzweilig und schnell waren wir unterwegs.

Die Sonne nähert sich trotzdem schon der Gebirgskante des Schlern und die Schatten werden langsam länger. Für mich heißt es deshalb leider schon Abschied nehmen von der Seiser Alm. Gerne wäre ich noch einige Tage länger in diesem Langlauf-Paradies geblieben, aber die Arbeit ruft mich zurück ins Büro. Mit Sicherheit wird dies aber nicht mein letzter Besuch hier oben gewesen sein, denke ich mir, als ich dem Sonnenuntergang entgegen Richtung Brennerautobahn fahre.

Aktuelle Infos zur Seiser Alm findet ihr in unserem Special Seiser Alm und unter www.seiseralm.it/de/winter-suedtirol/langlauf.html

Bildergalerie