Sertig Classic: Wo Natur, Wettkampf und Leidenschaft aufeinandertreffen - xc-ski.de Langlauf

Sertig Classic: Wo Natur, Wettkampf und Leidenschaft aufeinandertreffen

Sertig Classic 2025 © Marco Felgenhauer/Woidlife Photography

Was mit der Idee eines Clubrennens des Nordic Team Davos im Sommer 2015 begann, hat sich inzwischen zu einem festen Bestandteil im Kalender vieler Langläuferinnen und Langläufer entwickelt. Dennoch habe ich es bisher noch nicht geschafft, an der Sertig Classic teilzunehmen, was meinem vollen Rennkalender im Winter geschuldet ist. In diesem Jahr hat sich jedoch endlich die Möglichkeit ergeben und ich kann beim zehnjährigen Jubiläum der Sertig Classic an den Start gehen.

Startnummernausgabe bei den Sertig Classic 2025 © Marco Felgenhauer/Woidlife Photography

Ich reise am Samstag Nachmittag bereits an und habe somit Zeit, um mich entspannt auf das Rennen am Sonntag vorzubereiten. Mit Sonnenschein und einer guten Menge Schnee erwartet mich Davos – das verspricht perfekte Bedingungen für den Wettkampf. Nach dem Check-in im Hotel Bünda hole ich noch meine Startunterlagen vom Langlaufzentrum ab, wo am nächsten Morgen auch der Start erfolgen wird. Fußläufig bin ich innerhalb weniger Minuten dort angekommen und bekomme auch sofort einen Turnbeutel mit Startnummer und einigen Teilnehmergeschenken überreicht. Das ging schon mal schnell! Neben mir holt gerade ein weiterer Läufer seine Startnummer ab. Wie ich später herausfinde, handelt es sich dabei um Nick Lau. Er vertritt Trinidad und Tobago bei den kommenden Weltmeisterschaften in Trondheim und verleiht der Veranstaltung den wahren internationalen Flair. Nach dem Besuch im Langlaufzentrum habe ich sogar noch Zeit, um im letzten Tageslicht eine kurze Runde auf den Ski zu drehen. Viel ist nicht mehr los, bald wird es aber auch kalt, sodass ich mich nach einer Stunde wieder in Richtung Hotel begebe. 

Rennvorbereitung Sertig Classic 2025 © Marco Felgenhauer/Woidlife Photography

Am Sonntag kann ich den Tag ganz entspannt starten, da das Rennen erst um 10 Uhr los geht. Wie vor jedem Wettkampf gehe ich vor dem Frühstück kurz an die frische Luft und jogge eine kurze Runde, um mich von der kalten Morgenluft aufwecken zu lassen. Während ich anschließend beim Frühstück sitze, kann ich aus dem Fenster bereits die ersten Langläuferinnen und Langläufer auf der Loipe sehen. Wenn ich nicht wüsste, dass ich das auch gleich mache, würde ich glatt neidisch werden… Nach dem Frühstück, was vor dem Rennen leider etwas spärlich ausfallen muss, packe ich alle meine Sachen, ziehe schon meine Startnummer an und laufe dann auf den Ski zum Startgelände beim Langlaufzentrum. Dort herrscht schon reger Betrieb. Während sich die einen noch nachmelden, laufen sich die anderen schon warm. Ich treffe auch einige bekannte Gesichter. Unter anderem Marlies aus meinem Team, die wahrscheinlich die Rekordläuferin bei der Sertig Classic ist, da sie seit der Erstauflage an allen neun Austragungen teilgenommen hat und somit in diesem Jahr zusammen mit der Sertig Classic ihr persönliches zehnjähriges Jubiläum feiert.
Da ich nicht nur als „Reporter“, sondern auch als ambitionierter Langläufer an der Sertig Classic teilnehme, lege ich meine Ski in die erste Reihe des Startfeldes. Anschließend laufe ich noch ein paar Minuten auf der Runde, die auch im Rennen die Startrunde bilden wird. 20 Minuten vor dem Start gebe ich meinen Effektensack ab, damit ich im Ziel auch frische und warme Kleidung habe. Noch ist der Himmel mit ein paar Wolken bedeckt, aber ich vertraue in den Wetterbericht, der für den weiteren Tagesverlauf Sonnenschein vorausgesagt hat.

Start zur Sertig Classic 2025 © Marco Felgenhauer/Woidlife Photography

Wie es dann so vor einem Rennen ist, vergehen die letzten Minuten ruck zuck und alle Teilnehmenden stehen startbereit im Startblock und warten auf den Startschuss. Kaum ist dieser ertönt geht es Vollgas los und über eine kleine Welle auf die Startrunde im Langlaufzentrum. Ich finde schnell eine ideale Position in der zweiten Reihe, muss mich am Ende der Runde aber beeilen, weil ein Läufer bereits das Tempo erhöht. Als ich zu ihm aufgeschlossen habe und wir das Langlaufzentrum talabwärts in Richtung Islen verlasse, stellen wir nach einem Blick über die Schulter fest, dass wir bereits eine Lücke zur nächsten Gruppe. Davon, ebenso wie von den Zuschauer, die immer wieder an der Strecke stehen, motiviert, halten wir das Tempo hoch und wechseln uns bei der Führungsarbeit gut ab. Die Strecke verläuft nun wellig über Islen und den Wildboden bis zum Sertiger Talboden. Beim Drizehner läuft man hier gleich geradeaus, das Tal bergauf. Mein Mitläufer und ich haben uns allerdings für die längere Strecke entschieden, deshalb biegen wir scharf rechts ab nach Frauenkirch, wo eine flache Runde zu laufen ist. Bevor es wieder bergauf geht nehme ich noch schnell einen Becher an der ersten Verpflegungsstation. Trinken im Rennen will jedoch gelernt sein, denn ich schütte mir die Hälfte über die Brille. Zum Glück ist das Getränk warm und die Außentemperaturen nicht zu kalt…

Sertig Classic 2025 © Marco Felgenhauer/Woidlife Photography

Anschließend geht es über einen kurzen, aber recht knackigen Anstieg zum Junkerboden, eine weitere flache Schlaufe auf einer sehr schönen Freifläche. Vom Junkerboden führt uns die Strecke über einen weiteren etwas steileren Anstieg und eine kurze, aber rasante Abfahrt wieder auf den Sertiger Talboden. Ab hier verlaufen nun wieder beide Strecken zusammen bis zum Ziel. Nachdem es bisher einen stetigen Wechsel zwischen Anstieg, Abfahrt und Flachstücken gab, geht es im unteren Teil des Tals leicht ansteigend bergauf. Schnell finde ich einen guten und Rhythmus und bemerke, dass zwischen mir und meinem Kollegen aus unserer kleinen Spitzengruppe eine Lücke aufgeht. Davon und von den Anfeuerungen einiger Läufern des Drizehners, die ich überhole, motiviert, drücke ich weiter aufs Tempo und kann den Abstand vergrößern. Jetzt komme ich in einen richtigen Flow! Und als wäre es geskriptet, verziehen sich in diesem Moment auch noch die letzten Wolken, sodass mir die Sonne ins Gesicht lacht. Für einen kurzen Moment gönne ich mir sogar einen Blick auf das atemberaubende Panorama im Sertig Tal. Dann muss ich mich aber wieder konzentrieren, denn auf den letzten drei Kilometern wartet noch die ein oder andere steile Rampe auf uns Läuferinnen und Läufer. Allerdings habe ich es mir auch selber schwerer als nötig gemacht, da ich mich dazu entschieden habe, ausschließlich Doppelstock zu schieben – oder wie man es in der Schweiz sagt: zu stoßen. Mit Steigwachs unter den Ski lassen sich die letzten Kilometer bergauf sicherlich etwas entspannter laufen.
Zum Glück habe ich noch ein paar Kraftreserven in den Armen und einen knappen Kilometer vor dem Ziel ist das letzte Steilstück geschafft. Ab jetzt geht es leicht bergab ins Ziel, welches in der Ferne schon zu erkennen ist. Was eine einmalige Zielankunft: eine verschneite Landschaft, beeindruckende Berge im Hintergrund und strahlender Sonnenschein. Da mein Vorsprung auf den nächsten Läufer groß genug ist, kann ich die letzten Meter so richtig genießen.

Sertig Classic 2025: Das Ziel vor perfekter Kulisse © Marco Felgenhauer/Woidlife Photography

Auch nach dem Rennen ist alles bestens organisiert. Nach einem kurzen Auslaufen findet gleich schon die Siegerehrung statt und direkt im Anschluss daran gehen wir alle ins Walserhuus, wo sich alle Teilnehmenden bei der Pasta-Party stärken können. Nach der Anstrengung gehen auch ganz schnell mal zwei Teller Nudeln runter. Als ich mit dem Shuttle-Bus das Tal in Richtung Davos herunter fahre, fällt mir auf, dass ich nochmal wieder kommen muss, denn ich habe etwas wesentliches in diesem Jahr nicht gemacht: das Tal nach dem Rennen auch auf Ski runter zu fahren. Im Bus sitzend werden wir teilweise von Langläuferinnen und Langläufern auf Ski überholt. Aber noch einmal bei der Sertig Classic mitzulaufen wird mir sowieso nicht schwer fallen. Denn was bleibt sind Erinnerungen an ein perfekt organisiertes Rennen mit fast schon familiärem Flair, dennoch internationalem Touch und natürlich einer Strecke in einmaliger Kulisse.

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