„Da schau mal, am Endpunkt dieser Verbindungsloipe sind wir gestern vorbeigekommen“, rufe ich Aapo zu bevor ich an dem Abzweig vorbeilaufe. In Seefeld ist es schon was Besonderes, wenn man zumindest gedanklich eine Verbindung zu der Strecke herstellen kann, die man am Vortag absolviert hat. Denn wer kann schon 279 Loipenkilometer bildhaft im Kopf abspeichern?
Es ist später Nachmittag, als Aapo, mein langlaufender Fotograf aus Finnland, und ich in Seefeld eintreffen. Für eine Feierabendrunde ist es uns schon zu spät und deswegen lassen wir den Tag im Nordic Spa unseres Quartiers ausklingen. Das vier Sterne Hotel Bergland aber einfach nur als Unterkunft zu bezeichnen, würde der Sache nicht gerecht werden. Nennen wir es besser unsere nordische Heimat für die kommenden zwei Tage. Modern eingerichtet, hat es doch auch den Tiroler Scharm bewahrt. In der Sauna besprechen wir, welche Touren wir in Angriff nehmen wollen. Mit in die Planung einfließen lassen wir die Informationen von Martin Tauber, Ex-Rennläufer und inzwischen Betreiber der Cross Country Academy hier in Seefeld, die wir uns bei der Anreise noch kurz von ihm eingeholt haben. Vereinfacht hat das unsere Streckenwahl nur geringfügig, schließlich ist die Auswahl an Routen hier so groß, wie sonst nur in Skandinavien üblich. Muss ich erwähnen, dass wir uns im Anschluss an unseren Saunagang noch bei einem fünf Gänge Menü köstlich für den kommenden Tag gestärkt haben? Ich denke schon. Und um ausreichend Flüssigkeitszufuhr brauchen wir uns aufgrund des All Inclusive Angebots unseres Hotels auch keine Sorgen zu machen.
Der erste Langlauftag beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück, das alles zu bieten hat, was man sich als Sportler wünscht. Dann machen wir uns mit den Skiern unterm Arm auf durch die Fußgängerzone von Seefeld bis zum Seekirchl, wo sich der Loipeneinstieg befindet. Direkt davor hat die Cross Country Academy ihren Sitz und auf dem Übungsfeld ist schon ganz schön Betrieb. Wir lassen das flachere Gelände und die Casino Arena schnell hinter uns und orientieren uns in Richtung Wildmoos. Den Anstieg zu diesem Hochplateau kenne ich noch von meinem letzten Aufenthalt vor einigen Jahren. Damals hatte ich aufgrund des Wettkampfs, in dem ich mich befand, jedoch keine Muse, diese schöne Steigung zu genießen. Heute ist das anders.
Gemütlich skaten wir immer weiter nach oben. Die Loipe ist perfekt präpariert und schön fest. So macht Langlaufen Spaß! Eine halbe Stunde nach dem Start erreichen wir die Wildmoosalm. Hier könnte man gemütlich einkehren, aber wir müssen weiter, wenn wir unseren Zeitplan einhalten wollen. Von hier oben gibt es mehrere Varianten, die man sich erlaufen kann. Zum Beispiel geht es von hier nach Neuleutasch, zur Katzenkopfhütte oder, und darauf fällt unsere Wahl, zum Lottensee. Dieser See ist wie der benachbarte Wildmoossee ein Naturphänomen, da er sich nur unregelmäßig im Frühjahr bildet und im Herbst wieder komplett ausläuft. Momentan ist davon sowieso nur eine Mulde zu sehen, die wir auf der Lottenseeloipe umrunden. Nach einem welligen Abschnitt folgt eine schnelle Abfahrt hinunter zum Wendepunkt der Runde. Auch hier könnte man sich für weitere Varianten entscheiden und zum Beispiel über Mösern zurück nach Seefeld laufen. Wir machen uns dagegen auf den Rückweg Richtung Wildmoosalm und erklimmen den parallel zur vorherigen Abfahrt verlaufenden Anstieg. Oben angekommen bleibt mir ein Hinweisschild auf eine Verbindungsloipe im Gedächtnis, die uns am nächsten Tag noch einmal „begegnen“ wird. Apropos Hinweisschilder: Die sind hier in der Olympiaregion Seefeld wirklich perfekt. Sie finden sich an jedem Abzweig, zeigen den Loipennamen, die Schwierigkeit der Strecke, die Gesamtlänge der Runde, die Gesamthöhenmeter, ein Höhenprofil, die noch verbleibenden Kilometer und in welcher Technik die Runde belaufen werden darf. Mehr Information und Orientierungshilfe geht nicht. Wer sich hier verläuft oder eine falsche Runde wählt, ist selber schuld.
Am Ausgangspunkt der Lottenseerunde angekommen wartet nun noch der Höhepunkt des Tages auf uns. In rasanter Fahrt geht es die lange Abfahrt von Wildmoos bis nach Seefeld zurück. Was positiv auffällt ist die Streckenführung, die es auch weniger gut trainierten Langläufern ermöglichen sollte, das Gefälle zu meistern. Die eine oder andere Serpentine lässt sich dank perfekter Präparierung mühelos umkurven und so kommen wir voller Glückshormone unten im flachen Gelände an. Wenig später sind wir zurück am Seekirchl. Die Nachmittagspause versüßen wir uns dann mit Kuchen und Spezi in unserem Hotel, ehe wir im eigens eingerichteten Wachsraum die Klassik-Skier für eine Nachtsession vorbereiten. Vom Seekirchl bis hinter die Casino Arena ist nämlich eine etwa drei Kilometer lange Runde beleuchtet. Auf der tummeln sich schon viele Einheimische und Gäste. Außerdem finden noch immer Langlaufkurse statt. Wir drehen ein paar kürzere Runden ehe wir uns für den heutigen Tag endgültig von den Loipen verabschieden.
Der zweite Langlauftag ist zugleich Abreisetag für uns. Bevor wir jedoch in Richtung Heimat aufbrechen, wollen wir noch eine Runde in Leutasch absolvieren. Wir packen unsere Klassik-Ski ins Auto und fahren die fünf Kilometer in den Startort des bekannten Ganghoferlaufs, einem Skimarathon der jedes Jahr Anfang März stattfindet und circa 2.000 Teilnehmer in die Olympiaregion Seefeld lockt. Wir passieren das Startgelände und fahren noch ein paar Kilometer weiter in den Ortsteil Moos. Dann steigen wir in die Loipe ein und folgen zunächst der B5 (die Loipen der Olympiaregion Seefeld sind mit Buchstaben und Zahlen markiert) bis uns ein Ausblick über das Inntal fast die Sprache verschlägt. Auf einer Kuppe genießen wir das Panorama, ehe wir zurück zum Ausgangspunkt laufen.
Wir wollen unbedingt noch nach Muggenmoos, ein Ort den uns einer der Spurgerätfahrer empfohlen hat. Die Loipe dorthin schlängelt sich sanft durch den Wald und wir geben richtig Gas. Schließlich erreichen wir über einen kurzen Anstieg eine Lichtung, auf der wir auch die Muggenmoosalm entdecken. Eine circa zwei Kilometer lange Loipe umrundet die Almwiese und plötzlich stehen wir vor dem Schild, das den Weg in Richtung Wildmoosalm weist. Zumindest im Kopf können wir nun die Verbindung bis hinüber nach Seefeld herstellen, für einen Erkundungslauf fehlt uns leider die Zeit. Ein Blick auf die Uhr und wir machen uns auf den Rückweg. Wenig später sitzen wir bereits im Auto und befinden uns auf dem Weg Richtung München. Es fällt schwer dieses weiße Paradies zurückzulassen. Aber wir kommen ja sicher bald wieder, schließlich haben wir ja erst einen Bruchteil der Loipenkilometer von Seefeld und Umgebung gesehen!
Informationen
Tourismusverband Olympiaregion Seefeld
www.seefeld.com
Tel.: +43(0)5 08800
FAX: +43(0)5 0880-51
E-Mail: region@seefeld.com
Cross Country Academy
www.xc-academy.com
Hotel Bergland
www.h-bergland.at
Weitere Infos
Loipen: Insgesamt 279 Kilometer (Klassik: 154,3/Skating:124,7)
Loipenbenutzung: mit Gästekarte 3 Euro pro Tag (ab drei Tagen: 9 Euro), ohne Gästekarte 6 Euro pro Tag.
Nachtloipe: 3 Kilometer zwischen Seefeld und Mösern
Biathlon: 30 Schießstände (Gästebiathlon über cross Country Academy buchbar)
Ski- und Langlaufschulen: 8 Schulen in der Olympiaregion Seefeld