Der jährlich am zweiten Februar-Wochenende stattfindende Volkslauf Toblach-Cortina zählt sicherlich zu den Klassikern der Skilanglauf Marathons und ist mittlerweile auch Teil der Visma Ski Classics Rennserie. Südtiroler Freundlichkeit, eine traumhafte Landschaft und ein Wettkampf auf der Originalstrecke waren für die mehr als 1.000 Teilnehmer aus der ganzen Welt Ansporn und Herausforderung zugleich. Die 50 km Strecke mit Start in Prags über Toblach nach Cortina ist alles andere als einfach. Von Prags bis Toblach sind bereits einige langgezogene Steigungen zu absolvieren bis in Toblach die FIS-Strecke auf die Teilnehmer wartet. Schwere Anstiege und schnelle Abfahrten fordern nicht nur das Gros der Volkslangläufer sondern auch die Spitzenathleten. Wer hier überpowert, wird beim nachfolgenden 19 km langen Anstieg auf die Passhöhe Cimabanche schwer zu kämpfen haben.
Für das Skimarathon Team Austria war es bereits das 7. Ski Classics Rennen der Saison. Mit großen Ambitionen reiste die österreichische Mannschaft am Donnerstag bzw. Freitag nach Südtirol. Geplant war mit 6 Herren und 2 Damen um wertvolle Ski Classics Punkte zu kämpfen. Krankheits- beziehungsweise verletzungsbedingt mussten jedoch Petra Tanner, Eric Thomas und Michael Golob kurzfristig auf einen Start verzichten. Nach dem Ausfall der beiden Leistungsträger Petra Tanner und Eric Thomas ruhten somit die Erwartungen der Teamleitung auf der erst 20-jährigen Magdalena Maierhofer, die vor kurzem das Dolomitenlauf Classic Race gewinnen konnte, sowie dem ehemaligen ÖSV-Läufer Philipp Bachl. Wie sich bereits freitags abzeichnete war ein schwieriges Rennen zu erwarten. Einsetzender Schneefall und relativ warme Temperaturen um die 0 Grad machten die Spur langsam. Samstag früh morgens zeigte das Thermometer – 6 Grad und der Himmel wurde zusehends wolkenloser. Alles andere als einfach war die Skiwahl, auf der ersten Streckenhälfte erwartete die Läufer feiner Pulverschnee der phasenweise mit Kunstschnee vermischt war, während auf dem zweiten Streckenabschnitt mit feuchtem Naturschnee und immer wärmeren Temperaturen zu rechnen war. Um 9:30 Uhr erfolgte der Startschuss für die Elite Damen – fast alle machten sich im Double Pole auf den Weg nach Cortina, nur wenige Profi-Läuferinnen vertrauten auf Steigwachs, so auch die Österreicherin Magdalena Maierhofer. Eine halbe Stunde später starteten die Elite Herren und das große Feld der Volkslangläufer. Die Startphase war gekennzeichnet durch mehrere Stürze und Stockbrüche im Elitefeld, bereits wenige hundert Meter nach dem Start waren nur mehr 4 Spuren verfügbar und Kollisionen im Kampf um die besten Positionen in der Spitzengruppe unvermeidlich. Durch die schmale Streckenführung, großteils nur mehr zwei Spuren, zog sich das Feld relativ schnell in die Länge.
Während sich Skimarathon Team Austria Athlet Philipp Bachl bereits von Anfang an sehr gut im erweiterten Spitzenfeld positionieren konnte, versuchten seine Teamkollegen Thomas Stöggl, Stefan Petritsch und Peter Kiene den Rückstand zur Spitze in Grenzen zu halten. Entscheidend für den weiteren Verlauf des Rennens war der Streckenabschnitt in Toblach der über die FIS-Loipe führte. Die Spitzengruppe teilte sich rasch in viele kleinere Grüppchen. Auf dem selektiven Teilstück im Toblacher Wald wurde kräftig attackiert. So versuchte auch Thomas Stöggl, Langlauf-Professor und Athlet des österreichischen Ski Classics Pro Teams, durch einen Stockdefekt verlorene Zeit, mittels Tempoverschärfung auf der Weltcup-Loipe wieder gutzumachen. Doch das eigentliche Kriterium vom Volkslauf Toblach-Cortina ist der 19 km lange Anstieg auf die Passhöhe Cimabanche. Die Steigung erscheint auf den ersten Blick nicht schwierig, laut Höhenprofil sind nur ca. 300 Höhenmeter zu überwinden. Kräftezehrend sind die endlos langen leicht ansteigenden Geradeausstücke entlang der Straße. Wie etliche andere Läufer mussten auch die Skimarathon Team Austria Athleten Thomas Stöggl und Stefan Petritsch dem hohen Anfangstempo Tribut zollen. Mit zusammen gebissenen Zähnen und Tunnelblick schob man sich Meter für Meter Richtung Passhöhe, die nach jeder Kurve erhoffte letzte Labestation am Pass wollte und wollte nicht erscheinen. Die Naturschönheiten Toblacher See und Drei Zinnen Blick werden in diesen Momenten zu Nebensache – nur mehr der Kampf mit der Konkurrenz und sich selbst bestimmen die eigene Wahrnehmung. Eine tiefe Stockspur und zunehmend feuchte Schneeverhältnisse auf den letzten Steigungskilometern forderten nicht nur die beiden Österreicher bis an ihre Leistungsgrenzen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Teamkollegin Magdalena Maierhofer ihr Rennen bereits vorzeitig beendet. Von Magenkrämpfen geplagt und völlig entkräftet musste die junge Läuferin aus Leogang im Salzburger Land 11 km vor dem Ziel aufgeben. Wesentlich besser erging es dem an diesem Tag stärksten Skimarathon Team Austria Athleten Philipp Bachl. Der Sportstudent aus Oberösterreich hatte sich seine Kräfte bestens eingeteilt und konnte während des gesamten Rennens überaus gut mit den internationalen Langdistanz-Profis mithalten. Am höchsten Punkt der Strecke knapp außerhalb der Top 50 gelegen, hatte der ehemalige ÖSV-Läufer noch genügend Kraft um sich auf den letzten 10 Kilometern hinunter nach Cortina in die Punkteränge zu schieben. Auch der „Älteste“ im Team Peter Kiene konnte mit seinem Wettkampf zufrieden sein. Trotz verpatztem Start konnte der Pinzgauer in den langen Steigungen Platz um Platz gutmachen und auf den letzten Kilometern talabwärts den Wettkampf sogar ein bisschen genießen. Wobei man talabwärts nicht wörtlich nehmen sollte, was im Streckenprofil wie eine gemütliche Abfahrt ins Ziel ausschaute, war wiederum im Doppelstock zu absolvieren. Geringes Gefälle und langsamer Schnee ließen ein Gleiten in der Abfahrtshocke nur sporadisch zu. Vielmehr musste man auch hinunter ins Ziel nach Fiames bei Cortina viel Körperkraft investieren, um nicht hart erkämpfte Positionen und wertvolle Zeit zu verlieren.
Trotz aller Widrigkeiten konnte die Teamleitung des Skimarathon Team Austria positiv bilanzieren. Zukunftshoffnung Philipp Bachl erreichte das Ziel als 49. gesamt und wurde mit 2 Visma Ski Classics Punkten belohnt. Speziell bei den skandinavischen „Frühjahrsklassikern“ Arefjälls- und Reistadloppet sollte der begnadete Techniker aus dem Mühlviertel wiederum in der Lage sein zu punkten. Die Plätze 78, 85, 97 für Peter Kiene, Tom Stöggl und Stefan Petritsch sind angesichts der Ski Classics Top Besetzung und nicht perfekter Rennverläufe durchaus zufriedenstellend – hinsichtlich der Saisonhighlights Vasaloppet und Skimarathon EM in Vuokatti verläuft der Formaufbau planmäßig. Für Magdalena Maierhofer war es ein hartes Rennwochenende. Nach den Erfolgen der letzten Wochen musste sie bei ihrem dritten Ski Classics Rennen eine herbe Enttäuschung hinnehmen. Von Anfang an mit körperlichen Beschwerden kämpfend war sie auf dieser schwierigen Strecke chancenlos und der angestrebte Punktegewinn außer Reichweite. Trotzdem konnte sie wertvolle Erfahrungen sammeln und wird sicherlich demnächst wieder in die Erfolgsspur zurückkehren.