Dicht hintereinander aufgereiht skatet ein Teil des Braunschweiger Teams den anspruchsvollen Anstieg der Klingenthaler Skirollerbahn hinauf. Man merkt es ihnen kaum an, dass es bereits die zweite Trainingseinheit des Tages ist. Es weist nichts darauf hin, dass hier Vollzeit-Beschäftigte und Studenten ihre Kilometer abspulen und sich in einer absoluten Ausnahmesituation befinden.
Man könnte fast meinen, dass ihnen der Siegerpreis der Saison 2015/2016 einen unlauteren Vorteil verschafft hätte. Bereits vor Jahresfrist hatte das Eleven Eintracht Braunschweig Skimarathon Team die Teamwertung des xc-ski.de Skimarathon Cups gewonnen und sich einen Trainingsaufenthalt in Bodenmais gesichert. In der vergangenen Saison erkämpften sich die fünf Skilangläufer beim König Ludwig Lauf und beim Skadi Loppet erneut die meisten Punkte und setzten sich damit in der Gesamtwertung durch. Der Preis für ihre Mühen war dieses Mal ein Trainingsaufenthalt am Austragungsort des Kammlaufs in Klingenthal/Mühlleithen. Mit dem Waldhotel Vogtland stand Daniel und Dirk Debertin, Martin Rejzek, Fabian Hartig sowie David Brehmke das ideale Quartier für so ein Saison-Auftakt-Camp zur Verfügung. Nur 300 Meter vom Startgelände des Kammlaufs entfernt bietet es eine ruhige Waldlage, gutes Essen, Kraftraum, Sauna und kurze Wege zu den Trainingsstrecken.
Angereist waren die Mitglieder des Teams am Donnerstag aus Freiburg, Karlsruhe sowie Braunschweig und damit aus den unterschiedlichsten Ecken der Republik. Nach dem Abendessen hieß es dann zunächst, die kommenden Tage zu planen und aufgrund der etwas unbeständigen Wettervorhersagen mögliche Alternativen zu finden. Man wollte aber auf jeden Fall die an das Hotelgelände angrenzende Rollerbahn nutzen. Diese war dann auch nach einem ausgiebigen Frühstück Schauplatz für die erste Trainingseinheit am Freitag. Klassisch erkundeten die Fünf die durchaus anspruchsvollen Asphaltkilometer an den Hängen des Kiels, die sich insbesondere für das Intervall- und Kraftausdauertraining eignen. Für das reine Doppelstocktraining sind die Anstiege aber meist schon zu steil. Das schreckte die Skimarathonläufer allerdings nicht davon ab, eine Zwei-Stunden-Einheit im strömenden Regen durchzuziehen.
In der Mittagspause entschied sich ein Teil des Teams für einen Besuch bei Sport Albert in Tannenbergsthal, nur wenige Kilometer unterhalb der Mühlleithener Passhöhe. Im Ladengeschäft eines der größten Sport-Online-Shops im deutschsprachigen Raum findet man so ziemlich alles was man Sommer wie Winter zum Skirollern oder Skilanglaufen brauchen kann. Inhaber Sven Albert und sein Mitarbeiter Heiko Meinel, selbst passionierte und erfolgreiche Skilangläufer, hatten dann auch noch den einen oder anderen Tipp bezüglich Trainingsstrecken auf Lager. Nach einer kurzen Kaffeepause in einer nahegelegen Bäckerei ging es fast nahtlos mit der zweiten Einheit des Tages weiter. Auf ein kurzes Krafttraining im zwar etwas in die Jahre gekommenen aber bestens ausgestatteten Kraftraum des Bundesstützpunkts, der an das Hotel angeschlossen ist, teilte man sich zum Lauf- beziehungsweise Radtraining auf. Beim gemeinsamen Abendessen tauschten sich die Camp-Teilnehmer dann über ihre Erlebnisse aus und freuten sich über die Möglichkeit, zweimal pro Tag trainieren zu können. Mit Vollzeit-Job oder forderndem Studium ist das nämlich die absolute Ausnahme. Umso höher ist das Engagement der Teammitglieder zu bewerten, die nicht nur aufgrund von Zeit- sondern auch Schneemangel in Mittel- und Norddeutschland mit erschwerten Trainingsbedingungen zu kämpfen haben. Aber Not macht erfinderisch und so opfert zum Beispiel Fabian seinen Jahresurlaub, um sich von Mitte bis Ende Dezember im norwegischen Sjusjoen oberhalb von Lillehammer einzuquartieren. Möglicherweise trifft er dann auf Martin Johnsrud Sundby und Heidi Weng, die dort inzwischen zuhause sind.
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Der zweite Trainingstag begann mit einem Blick aufs Handy in diverse Wetterdienste und Regenradars. Nachdem der Vormittag aber noch trocken bleiben sollte, machten wir uns zu viert mit dem Rennrad auf den Weg über die Grenze ins benachbarte Tschechien. Eine Route eines der zahlreichen GPS-Online-Portale versprach 80 Kilometer in bergigem aber nicht zu steilem Gelände. Und so fanden wir uns bald auf einem wenig befahrenen Sträßchen wieder, das uns in weitem Bogen über eine Hochebene und wieder zurück über dann besser ausgebaute Straßen führte. Wir sind uns einig, diese Tour war ohne Ortskenntnisse ein Glücksgriff. Die Mittagspause fiel dann etwas kürzer aus und nach 2,5 Stunden standen alle Teammitglieder wieder auf den Skirollern, um die zweite Einheit des Tages zu absolvieren. Bei dieser konnten die Braunschweiger auch einen Tipp der Locals Sven und Heiko umsetzen, nämlich den etwas gemäßigteren Bereich der Skirollerbahn im Gegenverkehr zu nutzen. So ergab sich ideales Gelände für das 1-1er Training. Die Regeneration fand dann in der geräumigen Hotelsauna statt.
Nach einem gemütlichen Teamabend und dem letzten Frühstück im Waldhotel Vogtland wartete schon das Abschlusstraining auf die Skimarathon-Spezialisten. Teamchef Dirk Debertin hatte dafür noch einmal ein ganz besonderes Highlight gesetzt, drei Stunden Doppelstockschieben. Sven und Heiko hatten dafür eine wenig befahrene Straße empfohlen. Insgesamt konnten hier knapp zehn Kilometer (in einer Richtung) in eher flachem beziehungsweise leicht ansteigendem Gelände genutzt werden. Zwischen 40 und 50 Kilometer kamen hier so noch einmal für die Teamathleten zusammen. Danach ging es nach kurzer Stärkung wieder Richtung Heimat. Das Eleven Eintracht Braunschweig Skimarathon Team ist jedenfalls fit für die kommende Saison und wird sich in zahlreichen Wettbewerben wieder der Konkurrenz stellen.
Ein großer Dank geht an das Team des Waldhotels Vogtland in Klingenthal Mühlleithen für die ausgezeichnete Unterbringung und Verpflegung, sowie die Pro Sport GmbH für die organisatorische Unterstützung. Danke auch an Sven Albert und Heiko Meinel von Sport Albert für die Streckentipps. Ein Trainingscamp in Klingenthal können wir ausdrücklich empfehlen.