Auf breiter Trasse geht es mit Highspeed von Ulrichen nach Münster. Ich fliege förmlich über den Schnee und die Sonne lacht dazu. Was kann es eigentlich Schöneres geben?
Das Goms in der Schweiz ist Skilanglauf-Insidern als Eldorado des nordischen Skisports bekannt. Deshalb stand es schon lange auf meiner Wunschliste für einen Langlauf-Trip. Zusammen mit meinem Fotografen Michael habe ich mich dann endlich Anfang Dezember auf die Reise gemacht. Vorbei am Bodensee und entlang der diversen Seen südlich von Zürich ging es nach Andermatt und mit dem Autotransport durch den Furka-Tunnel hinein ins Wallis. Im Hochtal Goms werden wir mit Sonne und weißer Schneepracht empfangen, weswegen wir uns nicht lange in unserem Hotel aufhalten.
Ich habe mich mit Beat Schilter verabredet. Er ist Leiter des in den letzten Jahren entstandenen Nordischen Zentrums Goms, das gerade den Skilanglauf Continental Cup beherbergt. Dennoch nimmt sich Beat Zeit und zeigt mir, was hier alles neu gebaut wurde. Das Zentrum ist auf dem Gelände des ehemaligen Militärflugplatzes Ulrichen entstanden. Und so konnten die großen Hangars einer Nachnutzung zugeführt werden. Vom Parkplatz aus geht es durch zwei gewaltige Röhren unter der Strecke hindurch zu einem Doppelhangar, der zum einen die Wachskabinen beherbergt, zum anderen mit Toiletten und Duschen ausgestattet ist. Demnächst soll dort auch ein Kraftraum entstehen. Die Techniker der Conti-Cup Nationen sind jedenfalls voll des Lobes über die perfekten Arbeitsbedingungen, die es so wohl an keinem anderen Ort gibt. Weiter geht es zum Biathlonschießstand mit 30 hochmodernen elektronischen Scheibenanlagen, der auch für internationale Wettbewerbe genutzt werden kann. Auf dem Rückweg schauen wir noch im neu gebauten Bistro vorbei, das einen perfekten Überblick über den Stadionbereich bietet und bei Veranstaltungen als VIP-Bereich dienen wird. Heute treffen wir hier insbesondere Langläufer, die sich eine Pause gönnen und sich für die weiteren Kilometer stärken.
Mich hält nun aber endgültig nichts mehr und ich schnalle meine Ski an. Direkt vom Parkplatz am Nordischen Zentrum führt die Sonnenloipe in Richtung Münster. Relativ flach geht es vorbei an weiteren Hangars und über die ehemalige Start- und Landebahn. Bei so perfekten Bedingungen kann ich mich nicht zurückhalten, ich muss das Gaspedal einfach durchdrücken. Und so rauschen die Kilometer scheinbar mühelos an mir vorbei. Unterhalb des Orts Geschinen gelange ich an eine der zahlreichen Bahnstationen des Goms. Mit dem Loipenticket könnte ich hier und an allen anderen Haltestellen des Tals einfach einsteigen und wieder zurück zum Ausgangspunkt fahren. Ich will aber unbedingt weiter und kreuze hier die Bahntrasse, um entlang der Rotten (Rhone) bis unterhalb von Münster zu laufen. Alternativ wäre auch ein Abstecher zu Kaffee und Kuchen möglich gewesen, denen ich aber bei diesem Wetter das Langlaufen vorziehe.
In einem weiten Bogen mit kleineren Anstiegen wende ich schließlich und mache mich auf den Heimweg. Auch die neue Strecke des Gommerlaufs, der traditionell im Februar ausgetragen wird, dreht hier in die Gegenrichtung. Auf der Schattenseite des Tals sind die Bäume und Sträucher noch mit Eiskristallen bedeckt und die Strecke führt durch lichte Wälder sowie vorbei an alten Holzhäusern zurück zum Nordischen Zentrum. Hier absolvieren die Conti-Cup Teilnehmer gerade ihr Abschlusstraining vor dem Sprintrennen am nächsten Tag und auch ich lasse es mir nicht nehmen, zumindest einmal die Rennstrecke zu testen. Mein Urteil: Eindeutig Weltcup-tauglich! Und das ist auch gut so, machen doch die weltbesten Langläuferinnen und Langläufer vom 26. bis 28. Januar 2024 hier Station. Mixed-Staffel, Sprint und Massenstart stehen dann auf dem Programm, drei spannende Rennformate, für die sich eine Reise ins Wallis durchaus lohnt.
Am Nachmittag wechsle ich die Stilart und hole meine Klassik-Ski aus dem Auto. Vom Nordischen Zentrum geht es jetzt nach Nordosten in Richtung Obergesteln. Zu Beginn laufe ich unterhalb weiterer Schleifen der Weltcup-Strecke vorbei. Sieben Kilometer ist die längste Runde lang und mit zahlreichen Rampen sowie anspruchsvollen Abfahrten gespickt. Außerhalb der Wettkampfzeiten kann man sich hier so richtig verausgaben. Das habe ich heute nicht mehr vor und laufe gemütlich mitten durch den Ort Ulrichen. Hier wird während der Hauptsaison täglich eine zwei Kilometer Schleife beleuchtet. Das ist für mich noch nicht nötig. Die Sonne steht nun im richtigen Winkel, um das komplette Tal auszuleuchten. Schnell bin ich in Obergesteln angelangt, wo ich die Ski nur für ein paar Meter abschnallen muss, um den Bahnhof zu durchqueren. Dann geht es auf der Sonnenloipe zurück zum Nordischen Zentrum.
Knapp 20 Kilometer habe ich heute zurückgelegt und dabei nur einen Teil der Loipen im Goms abgelaufen. Viel zu schnell geht mein Kurztrip damit zu Ende. Ich komme aber sicher bald wieder! Vielleicht auch im Sommer, um auf der neuen circa vier Kilometer langen Rollerbahn im Nordischen Zentrum zu trainieren.
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