Ich gleite in der perfekt präparierten Loipe ins Dischmatal und freue mich über jeden Meter, den ich so zurücklegen darf. Gedanklich bin ich aber bei den Personen, denen ich dieses Vergnügen zu verdanken habe und deren Infos mich überhaupt erst hierhergeführt haben.
Wieder einmal habe ich mich auf den Weg nach Davos gemacht, um die Top-Bedingungen dort zum Langlaufen zu nutzen. Allerdings will ich dieses Mal auch etwas hinter die Kulissen schauen, mehr über die Loipenpräparation erfahren und wie die Informationen über den Präparierungszustand zu uns Skilangläufern gelangen. Dazu habe ich mich mit Andri Schorro verabredet. Er ist Leiter der Sportanlagen in Davos und selbst leidenschaftlicher Langläufer. Wir treffen uns im Langlaufzentrum, wo sich auch die Garage der Spurgeräte befindet. Dort gibt mir Andri einen kurzen Einblick in die Arbeit des Loipenpräparationsteams. Drei Pistenbully 100 befinden sich hier zentral in Davos und sind jederzeit bereit für die Präparierung. Ein älteres Fahrzeug ist in Davos Wiesen stationiert, wo sich eine zwei Kilometer Loipe befindet. Zum Weltcup ist dann meist noch ein Leihfahrzeug im Einsatz, um für die perfekten Spuren zu sorgen.
Es ist 17 Uhr und die beiden Spurgerätefahrer die heute Dienst haben, machen sich gerade fertig für ihre Tour. Ist kein Schneefall für die Nacht gemeldet, fahren sie um diese Uhrzeit raus, damit sich die frisch präparierte Loipe bis zum nächsten Morgen setzen und festigen kann. „Später wäre eigentlich besser, denn wir erleben es um diese Uhrzeit immer wieder, dass Langläufer hinter dem Spurgerät herlaufen und damit die frische Spur kaputt machen. Aber wir dürfen nur bis Mitternacht fahren und die Zeit brauchen wir dann auch, um alle Abschnitte fertigzustellen“, so Schorro. Für alle, die gerne nach der Arbeit oder einfach etwas später auf die Loipe gehen wollen, bleibt die beleuchtete Nachtloipe (täglich bis 21:00 Uhr) und die Stirnlampenloipe Dischmatal Warm-Up (bis 20:30 Uhr) geöffnet. Die Aktion läuft im Übrigen unter dem Hashtag #frischiloipa mit Unterstützung von Dario Cologna, der in einem Video erklärt, warum das abendliche Laufen in frisch gespurter Loipe für alle anderen zum Ärgernis werden kann.
Ist dagegen Schneefall gemeldet, fahren die Spurgeräte ab 5:00 Uhr los und sorgen so dafür, dass auch Frühaufsteher nicht durch den Tiefschnee laufen müssen. Für die heutige Nacht ist kein Schnee gemeldet und Mario, einer der beiden Fahrer, startet gerade seine Maschine. Rückwärts geht es aus der Garage und zum Startpunkt der Loipen. Der Pistenbully ist ähnlich wie die neuesten Autos mit viel Technik ausgestattet. Uns interessiert ganz besonders das Smartphone, das sich neben dem Fahrersitz in einer Halterung befindet. Darauf ist die Wintermanager App der Firma Green Solutions installiert. Diese öffnet Mario jetzt und betätigt den Start-Button. Ab jetzt wird seine Fahrt mitgetrackt und die GPS-Daten über das Mobilfunknetz an den Server der Firma übermittelt. Mit ein wenig Versatz ist seine Fahrt dann über die Webseite von Davos verfolgbar (www.davos.ch).
Der Spurgerätefahrer absolviert nun seine festgelegte Runde. Die Loipen rund um den Ort stehen dabei täglich auf dem Programm. Die Täler werden dagegen bei stabiler Wetterlage jeweils versetzt nur jeden zweiten Tag präpariert. Heute ist das Sertigtal dran, ehe es über die Nachtloipe wieder zurück zum Langlaufzentrum geht. Marios Kollege hat derweil die Abschnitte bis zum Wolfgang Pass abgefahren. Mit sieben bis maximal zwölf Kilometer pro Stunde sind die beiden unterwegs gewesen, um eine möglichst gleichmäßige und feste Spur zu legen. Nach der Rückkehr wird das Tracking gestoppt und die gefahrene Strecke mit den vorhandenen Loipen abgeglichen. Alle, die Mario abgefahren hat, können nun ganz einfach auf Top-präpariert gesetzt oder es kann ihnen ein anderer Zustand zugewiesen werden. Diese und weitere Daten wie Schneehöhe und -art werden dann direkt übermittelt und auf der Webseite von Davos angezeigt. Aber damit nicht genug, über eine Schnittstelle gelangen die Daten zudem in die Loipendatenbank von xc-ski.de und ihr seid immer auf dem Laufenden, wo aktuell welche Bedingungen herrschen.
Ich verabschiede mich von Andri und seinem Team mit dem Wissen, dass meiner Langlauftour am nächsten Morgen nichts mehr im Wege steht. Wenige Stunden später stehe ich dann fit und munter mit Klassik-Ski an den Füßen im Langlaufzentrum. Ein letzter Blick auf die Loipenseite von Davos: Alle Strecken sind in bestem Zustand und ich laufe los. Es zieht mich direkt ins Dischmatal, wo noch vor weniger als einem Monat die Weltcup-Athleten unterwegs waren. Auf dem Weg dorthin treffe ich auf die schwedischen Langläuferinnen um Jonna Sundling und Frida Karlsson, die sich in Davos auf die nächsten Rennen in Übersee vorbereiten. Sie genießen ebenso wie ich das perfekte Wetter und die schnellen Bedingungen. An der Wende in Teufi gönne ich mir eine kurze Rast auf einer Holzbank. Ist das Langläuferleben nicht schön?
Nach einer ebenso traumhaften Skating-Tour am nächsten Morgen mache ich mich mit vielen neuen Erkenntnissen auf den Heimweg. Die aktuellen Loipeninformationen werden mir sicher auch beim nächsten Besuch wieder treue Dienste leisten.