Voodoo? – Nein!
Kurzantwort: Ich habe bei Tests durch das Aufbringen einer Handstruktur die Gleitfähigkeit eines Skipaars nachweislich verbessern können. Es gibt also mehr, als einen Placebo-Effekt.
Geheimtipp? – Nein!
Kurzantwort: Dafür ist es einfach zu bekannt. Darüber hinaus gibt es das Problem, dass man durch Handstrukturen das Gleitvermögen eines Skipaars auch verschlechtern kann. Man muss also schon wissen, was man macht.
Hypothese 1 würde ich bestätigen. Klingt plausibel und wird so in der norwegischen Literatur auch erläutert. Nachweisen kann ich das als Hobbyläufer nicht. Ich merke eben, ob der Ski mit der Handstruktur besser gleitet oder nicht.
Hypothese 2 würde ich ebenfalls bestätigen. Die norwegische Literatur ist der selben Ansicht. Eine Wasserfläche zwischen Ski und Schnee sorgt für einen Saugeffekt, wie bei Wasser zwischen zwei Glasplatten. Diese kann durch eine grobe Struktur aufgebrochen werden. Dabei spielt die Art des Schnees und die Loipenpräparation m.E. eine größere Rolle, als die Temperatur. Wenn der Schnee grobkörnig und die Loipe fest ist, wird Wasser (z.B. von Regen) gut abgeleitet. Dann braucht es keine grobe Struktur – diese bremst dann eher. Gleiches Problem tritt auf, wenn der Wind z.B. viele Tannennadeln in die Spur weht. Auch dann ist man mit einer groben Struktur schlecht bedient, da diese Schmutz aufnimmt und somit bald bremst. Tendenziell würde ich deshalb sagen, dass sich Handstrukturen bei wärmeren und feuchteren Bedingungen eher lohnen. Ich habe aber auch schon bei kalten Bedingungen in Skandinavien eine Verbesserung durch Handstrukturen feststellen können.
Weitere Nebeneffekte:
– Die Handstruktur kann nie isoliert betrachtet werden. Sie wird auf einen Ski mit einer bestimmten Spannung und einem besimmten Schliff aufgetragen. Entscheidend ist, ob die Kombination funktioniert. Wachs und Pulver gehören in dieses „Gesamtpaket“ mit rein.
– Deshalb müssen Strukturen vor Ort getestet werden. Und gerade da liegt das Problem. Es gelingt selten bei den Bedingungen zu testen, die man im Wettkampf dann vorfindet.
– Es gibt unterschiedliche Werkzeuge zum Erstellen der Handstruktur mit unterschiedliche Qualität. Je höherwertiger das Werkzeug, desto wahrscheinlicher ist, dass auch wirklich eine Struktur auf dem Skibelag geprägt wird.
– Das Ergebnis differiert je nach Handhabung des Werkzeugs, insbesondere nach dem verwendeten Druck. Anfänger verwenden wohl eher zu wenig Druck.
– Die Struktur ist unterschiedlich tief, je nachdem ob sie auf einen warmen oder kalten Ski aufgebracht wird.
– Handstrukturen verlieren sich im Laufe der Zeit. Die Zeit spielt also auch eine Rolle.
– Bei Langdistanzrennen besteht die Gefahr, dass sich die Struktur durch Schmutz „zusetzt“ und bremst. V-Strukturen sammeln eher Schmutz auf, als lineare Strukturen. Bei einer linearen Strukturen kann man z.B. Klisterreste eher nach hinten „rauslaufen“.
– Beim Skaten werden unter Umständen andere Strukturen als angenehm empfunden, als beim klassischen Skilanglauf.
Aber: Hans Olav Hamram sagt in seinem Buch „God Glid“, dass es nicht messbar oder nachweisbar sei, dass mit Strukturwalzen die Rauheit des Belages erhöht wird. Das wäre aber erwünscht, um eine höhere Abweisung von Wasser zu erzielen. Er kommt daher zu dem Schluss, dass Handstrukturen mit Walzen nichts helfen würden. Er setzt auf Ski mit passendem Steinschliff. Bei Bedarf verwendet er das Werkzeug von Swix, welches eine Struktur in den Belag schneidet. Das ist jedoch irreversibel!
Fazit: Es bleibt schwierig 😉 Man müsste systematisch Tests und Messungen durchführen und diese dokumentieren und auswerten. Aber bin Skilangläufer auf Amateurniveau und nicht Waxer auf Profi-Niveau. Da hat man andere Ziele im Leben 😉
P.S. Die Aussagen der Vorredner kann ich bestätigen.