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An die Schwarmintelligenz der Langläufer:
Bei kaltem Schnee kommen feine Schliffe zum Einsatz, bei warmem Schnee die Tiefen. Ist dieser Ansatz immer erfolgversprechend, oder gibt es Nebenbedingungen, wann diese Regel nicht gilt? Was sind Eure Beobachtungen und Erfahrungen?
Ich denke man kann das genau Soe wie beim Wachs gar nicht so pauschal sagen. Ich hatte diesen Winter ehr aus Zeitgründen einen Ski für Kalte (-15) Bedingungen vorbereitet und bin dann bei bei Temperaturen um 0 Grad gelaufen und ich hate selten einen so guten Ski.
Die Temperatur ist nur ein sekundäres Auswahlkriterium. Entscheidend ist die Kristallstruktur(Neuschnee, transformierter Schnee, Kunstschnee,…), der Einfluss des Wetters(Schneefall, Regen, Sonne,..),Renndistanz, Spannungsbogen des Skis(viel Kontaktfläche, wenig Kontaktfläche,…) und die Art des Skibelags(Kalt, Uni, Nass).
Auch die gelaufene Technik ist zu berücksichtigen. Also der Unterschied zwischen Skating- und Klassikspur. Bsp.: Klassikrennen, transformierter Schnee (glasige Spur) bei -20°C und Sonnenschein. Dort lief ein grober Schliff viel besser als die feinen Kaltschliffe.:Grober Schliff bildet durch Reibung einen größeren Wasserfilm-> Grobe Struktur schafft den “Wasserstransport”-> Wenig Widerstand!
Wiederum haben feinere Schliff auf kalten Belägen, bei FT und KT-Rennen, hervorragende Gleiteigenschaften bei Nassschnee. Allerdings nur auf kurzen Distanzen. (maximal ca. 5km, Also interessant für Schüler/Jugendwettkämpfe und Sprintrennen) Danach schafft der Schliff den “Wassertransport” nicht mehr: Wasserfilm wird zu groß-> Mehr Widerstand!
Felix hat es sehr schön beschrieben, dass die Temperatur nur ein Kriterium von vielen ist! Viele wichtiger ist die Art bzw. Beschaffenheit des Schnees. Dazu gehört auch, wie feucht der Schnee oder die Luft ist. Dabei spielt das Wetter und klimatische Besonderheiten, die sich z.B. aus der Lage der Strecke ergeben, mit rein. Eine entscheidende Rolle spielt auch die Präparation der Loipe.
Praxis-Beispiel dazu: Ich bin 2019 in den Schwarzwald an den Kniebis gefahren, um auf dem Fernwanderweg zu trainieren (klassisch). Es hatte +3°C, morgens hatte es noch Sturm und Regen gegeben. Ich hatte also allen Grund von einem feuchten Schnee auszugehen und eine grobe Struktur zu wählen. Allerdings haben wir einen relativ körnigen, umgewandelten Schnee vorgefunden, der einigermaßen trocken war. Mein Eindruck war, dass wenn es viel Schnee hat und dieser nicht gefroren ist, dann läuft der Regen schnell ab und die Loipe ist nicht feucht. Im Ergebnis war die grobe Struktur nicht optimal. Hinzu kam noch, dass der Wind viele Tannennadeln und ähnliches in die Loipe geblasen hatte. Auch hier war die grobe Struktur nicht optimal.
Weiteres Praxisbeispiel: Vor einigen Jahren habe ich in Norwegen auf dem Storefjell an einem Rennen (Skating) teilgenommen. Am Tag vor dem Rennen gab es jede Menge Neuschnee. Wir haben uns bei der Skipräpration darauf eingestellt und am Renntag feststellen müssen, dass wir eine komplett andere Loipe vorgefunden haben: Bei der Präparation war die Loipe aufgefräst geworden und es wurde so alter harter Schnee an die Oberfläche befördert. Der Wind auf der Hochfläche hat die Loipe zusätzlich verändert – sie war eher trocken und hart.
Neuschnee ist generell so ein Thema: Eigentlich würde man sagen, dass es bei Schneefall ca. 0°C hat und dadurch Ski und Struktur für warme Bedingungen zu wählen wären. Allerdings hat Neuschnee eine aggressive kristalline Struktur, was in Verbindung mit einer Struktur für warme Bedingungen ziemlich bremst. Wenn dann die Loipe weich und schlecht präpariert ist, dann gräbt sich der Ski ein. In dem Fall ist also ein Kaltski mit passendem Schliff besser geeignet!
Wenn die Loipe eisig ist – dann läuft eigentlich fast alles 🙂
Das Wachsteam der Norweger hat viele Erfahrungswerte, auf die sie zurückgreifen können. Trotzdem testen sie wie z.B. im vergangenen Winter in Oberstdorf vor dem Rennen Kombinationen, die augenscheinlich keinen Sinn machen und haben damit auch schon verblüffend gute Ergebnisse erzielt!
Vielleicht könnte man es so sagen:
– Feine Schliffe auf Kaltski: Kalter Schnee, Schnee mit wenig Feuchtigkeit, Neuschnee, schmutziger Schnee, geringe Luftfeuchtigkeit
– Grobe Schliffe auf Warmski: Warmer Schnee, Schnee mit hoher Feuchtigkeit, weicher Schnee, hohe Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung
Ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen. Während meiner Zeit am Polarkreis musste ich feststellen, dass all die Erfahrungen aus der Vergangenheit sich leider nicht 1:1 übertragen lassen konnten.
Eine lange Zeiten mit sehr niedrigen Temperaturen, trockener Luft und ohne neuen Schnee haben dazu geführt, dass ein feiner Schliff, der vordergründig ideal sein sollte weniger gut funktioniert hat als ein grober. Nachdem neuer Schnee da war war es wieder anders….
Anschließend kann man nur sagen: Es kommt darauf an (aber als Anhaltspunkt und wenn man kein Wachsteam zur Hand hat schadet es sicher nicht dieser Vorgabe zu folgen)
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