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In unserem GLIDING Artikel: Zur Wirkung von Strukturgeräten hatten Christian Winker und ich ein paar Hypothesen zur Wirkung auf dem Ski aufgestellt. Zum Beispiel hatten wir geschrieben:
„Der Einfluss der Strukturierung auf die Gleiteigenschaften mit Fokus auf Geschwindigkeit wird spürbar, wenn der Traganteil gering wird. Dieser Effekt ist mit bloßem Auge allerdings nicht wahrnehmbar. Ein geringer Traganteil sorgt für geringe Reibung und gutes Gleiten.“
Einschränkend hatten wir sogleich festgestellt:
„Bei Temperaturen um den Nullpunkt kommen Nebeneffekte, wie die des oberflächennahen Pflügens der Schneekörner durch den Skibelag, hinzu und die Situation wird komplizierter. Bei nassem Schnee sollte eine Rolle zum Einsatz kommen, die gröbere Muster als die des Schliffs erzeugt und so die flächige Ausbreitung des Wassers unter dem Ski, d.h. die Bildung einer großflächigen kapillaren Brücke, verhindert.“
Decken sich diese Aussagen mit Euren Beobachtungen? Welche Nebeneffekte sind Euch aufgefallen? Welche zusätzlichen Erfahrungen habt Ihr mit Strukturgeräten gemacht?
Meine eigenen Erfahrungen sind eher begrenzt aussagefähig. Was mich zum Strukturgerät getrieben hat, war die Aussage eines erfahrenen Langläufers aus meinem Heimatort, der gelegentlich zum Skitest für seinen damals aktiven Sohn mit 20 Paar Ski angerückt ist und akribisch Schliffe und Strukturen verglichen hat. Er sagte, dass bei wirklich nassem Schnee es wirklich nur die Struktur gäbe, die einen positiven, spürbaren Effekt erzielen würde. Da ich Nassschnee und Regen eher als unschön empfinde entschied ich mich zum Kauf – und habe zumindest das subjektive Gefühl, bei den Bedingungen im Vergleich zu anderen zügiger unterwegs sein zu können. Ebenfalls positiv: Die Struktur wirkt länger als ein Wachs, also z.B. nicht nur auf den ersten 50km des Wasalaufs und ist nicht so giftig wie Fluor. Ich will aber nicht völlig ausschließen, dass ich mir nur meine 300€ Investition schönrede.
Ich habe mal gehört, dass speziell beim Skatingski folgende Reihenfolge besteht, ob ein Ski läuft oder halt nicht. 1. Spannung, 2. Schliff und 3. Wachs.
Ich arbeite schon relativ lange mit Strukturgeräten und habe mir in den letzten drei Jahren so nach und nach das Strukturgerät von SRB geleistet und immer mal wieder ein paar Walzen dazu gekauft. Meine Erfahrungen damit sind sehr gut!
Meine Wahrnehmung aus Gesprächen mit anderen Läufern und auch aus der Werbung ist allerdings, dass die Wirkung von Wachs demnach massiv überschätzt wird. Man wird eigentlich immer nur gefragt, was man gewachst hat, wenn ein Ski gut geht, aber nie, welche Struktur man verwendet.
Ich habe früher tatsächlich sehr viel Geld für Wachse investiert und diese Vorgehensweise mittlerweile komplett umgestellt. Ich habe nur noch ein relativ kaltes Grundwachs auf dem Ski und wachse dann je nach Temperatur und Luftfeuchtigkeit nur noch flüssig. Allerdings gebe ich mir relativ viel Mühe für die Struktur und wage zu behaupten, dass ich für meinen Hobbybereich immer relativ gut konkurrenzfähig bin, was mein Skimaterial angeht. Außerdem gibt es angeblich Studien, dass Wachse eh nicht lange auf dem Ski verbleiben, egal wie viele Schichten und welches Wachs verwendet wurden. Somit kommt dem Schliff bzw. der Struktur eine wesentlich größere Bedeutung zu.
Ich kann die oben erwähnte Rangfolge durchaus bestätigen. Ein Aspekt wurde dabei allerdings noch gar nicht angesprochen – die Belagreinigung. Ihr würde ich ebenfalls eine größere Bedeutung zuordnen, als dem Wachs. Wenn ein Ski bei längeren Distanzen nicht mehr läuft, hat das aus meiner Sicht auch damit zu tun, dass er “zumacht” also die Struktur verschmutzt. Wachst man jetzt den Schmutz wieder mit ein, wird das Problem eigentlich nicht – im wahrsten Sinne des Wortes – bereinigt.
Fazit für mich daher: 1. Spannung, 2. Schliff/Struktur, 3. Belagreinigung, 4. Wachs.
In diesem Zusammenhang soll auch noch erwähnt werden , dass bei der Skipräparation mit Wachs, dem Bürsten eine äußerst wichtige Rolle zukommt. Denn den mechanischen “Bremsen” durch Schmutzaufnahme, sind Wachsreste durch zu wenig Bürsten gleichzusetzen.
Voodoo? – Nein!
Kurzantwort: Ich habe bei Tests durch das Aufbringen einer Handstruktur die Gleitfähigkeit eines Skipaars nachweislich verbessern können. Es gibt also mehr, als einen Placebo-Effekt.
Geheimtipp? – Nein!
Kurzantwort: Dafür ist es einfach zu bekannt. Darüber hinaus gibt es das Problem, dass man durch Handstrukturen das Gleitvermögen eines Skipaars auch verschlechtern kann. Man muss also schon wissen, was man macht.
Hypothese 1 würde ich bestätigen. Klingt plausibel und wird so in der norwegischen Literatur auch erläutert. Nachweisen kann ich das als Hobbyläufer nicht. Ich merke eben, ob der Ski mit der Handstruktur besser gleitet oder nicht.
Hypothese 2 würde ich ebenfalls bestätigen. Die norwegische Literatur ist der selben Ansicht. Eine Wasserfläche zwischen Ski und Schnee sorgt für einen Saugeffekt, wie bei Wasser zwischen zwei Glasplatten. Diese kann durch eine grobe Struktur aufgebrochen werden. Dabei spielt die Art des Schnees und die Loipenpräparation m.E. eine größere Rolle, als die Temperatur. Wenn der Schnee grobkörnig und die Loipe fest ist, wird Wasser (z.B. von Regen) gut abgeleitet. Dann braucht es keine grobe Struktur – diese bremst dann eher. Gleiches Problem tritt auf, wenn der Wind z.B. viele Tannennadeln in die Spur weht. Auch dann ist man mit einer groben Struktur schlecht bedient, da diese Schmutz aufnimmt und somit bald bremst. Tendenziell würde ich deshalb sagen, dass sich Handstrukturen bei wärmeren und feuchteren Bedingungen eher lohnen. Ich habe aber auch schon bei kalten Bedingungen in Skandinavien eine Verbesserung durch Handstrukturen feststellen können.
Weitere Nebeneffekte:
– Die Handstruktur kann nie isoliert betrachtet werden. Sie wird auf einen Ski mit einer bestimmten Spannung und einem besimmten Schliff aufgetragen. Entscheidend ist, ob die Kombination funktioniert. Wachs und Pulver gehören in dieses „Gesamtpaket“ mit rein.
– Deshalb müssen Strukturen vor Ort getestet werden. Und gerade da liegt das Problem. Es gelingt selten bei den Bedingungen zu testen, die man im Wettkampf dann vorfindet.
– Es gibt unterschiedliche Werkzeuge zum Erstellen der Handstruktur mit unterschiedliche Qualität. Je höherwertiger das Werkzeug, desto wahrscheinlicher ist, dass auch wirklich eine Struktur auf dem Skibelag geprägt wird.
– Das Ergebnis differiert je nach Handhabung des Werkzeugs, insbesondere nach dem verwendeten Druck. Anfänger verwenden wohl eher zu wenig Druck.
– Die Struktur ist unterschiedlich tief, je nachdem ob sie auf einen warmen oder kalten Ski aufgebracht wird.
– Handstrukturen verlieren sich im Laufe der Zeit. Die Zeit spielt also auch eine Rolle.
– Bei Langdistanzrennen besteht die Gefahr, dass sich die Struktur durch Schmutz „zusetzt“ und bremst. V-Strukturen sammeln eher Schmutz auf, als lineare Strukturen. Bei einer linearen Strukturen kann man z.B. Klisterreste eher nach hinten „rauslaufen“.
– Beim Skaten werden unter Umständen andere Strukturen als angenehm empfunden, als beim klassischen Skilanglauf.
Aber: Hans Olav Hamram sagt in seinem Buch „God Glid“, dass es nicht messbar oder nachweisbar sei, dass mit Strukturwalzen die Rauheit des Belages erhöht wird. Das wäre aber erwünscht, um eine höhere Abweisung von Wasser zu erzielen. Er kommt daher zu dem Schluss, dass Handstrukturen mit Walzen nichts helfen würden. Er setzt auf Ski mit passendem Steinschliff. Bei Bedarf verwendet er das Werkzeug von Swix, welches eine Struktur in den Belag schneidet. Das ist jedoch irreversibel!
Fazit: Es bleibt schwierig 😉 Man müsste systematisch Tests und Messungen durchführen und diese dokumentieren und auswerten. Aber bin Skilangläufer auf Amateurniveau und nicht Waxer auf Profi-Niveau. Da hat man andere Ziele im Leben 😉
P.S. Die Aussagen der Vorredner kann ich bestätigen.
Hallo zusammen,
ich habe selbst noch keine Erfahrung mit Strukturen gemacht (ist aber geplant, zumindest für warm/nass Temperaturen), jedoch kann ich dem Thema Belagsreinigung und gründliches Ausbürsten zustimmen. Fürs Ausbürsten habe ich mir Roto-Bürsten für den Akku-Schrauber gekauft, geht sehr schnell und gleichmäßig.
Zum Thema Schliff/Struktur/Wachs kann ich auch die Podcastfolgen 4.1 und 4.2 von “Das Biathlon Doppelzimmer” (Erik Lesser / Arndt Peiffer) empfehlen. Dort kommt der Cheftechniker der Biathleten ausführlich zu Wort.
Viele Grüße und hoffentlich bald wieder Neuschnee,
Arne
Die Podcastfolgen findet ihr übrigens hier: https://www.xc-ski.de/aktuelles/podcasts/das-biathlon-doppelzimmer-podcast-von-erik-lesser-und-arnd-peiffer/
Habt vielen Dank für Eure Zuschriften! Es ist für mich immer wieder interessant zu sehen, wie tief einige Läufer in die Materie eingestiegen sind. Die eigenen – teilweise sicherlich schmerzhaften – Erfahrungen mit nicht-optimalem Material werden abgerundet durch die Lektüre von Fachliteratur, durchaus auch aus internationalen Quellen.
Wir hatten zu Schliffen, Fluorwachs und Strukturgeräten gefragt und ca. 270 Zeilen Reaktion im xc-ski Forum erhalten. Wir haben die Beiträge analysiert und Einiges gelernt. Für GLIDING konnte ich sogar einen neuen Autor gewinnen und freue mich auf seinen Beitrag!
Jetzt aber Trommelwirbel: Der Gewinner unseres Wettbewerbs heißt: Thomas Oestreich
Auf ihn wartet das Geschenkpaket von Holmenkol.
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