Arnd Peiffer beendete heute überraschend seine Biathlonkarriere. Der gebürtige Harzer gehörte bis zum Schluss zu den besten Biathleten der Welt und war in den vergangenen Jahren einer der wichtigsten Leistungsträger des Deutschen Skiverbands. Das Saisonfinale in Östersund lässt er aus familiären Gründen aus und auch die olympischen Winterspiele 2022 in Peking reizen ihn nicht mehr.
Überraschender Rücktritt
Die Entscheidung sei ihm nach so langer Zeit nicht leicht gefallen, erklärte Peiffer auf seiner Facebookseite. „Aber für mich hat sich schon länger herauskristallisiert, dass nach dieser Saison der ideale Zeitpunkt zum Aufhören gekommen ist. In diesem Winter konnte ich mich noch über einige gute Rennen und Erfolge freuen, und es ist wunderbar, mit dem Gefühl aufzuhören, noch konkurrenzfähig zu sein.“ In der Mixed-Staffel beim Biathlon Weltcup in Nove Mesto lief er sein letztes Rennen, vor leeren Rängen, unauffällig und ohne Abschiedszeremonie trat er von der Biathlonbühne ab. Peiffer feiert in zwei Tagen seinen 34. Geburtstag, er war der Älteste im deutschen Nationalteam und erst vor zwei Wochen sagte er in einem Interview beim NDR: „Ich entscheide immer kurzfristig nach einer Saison, ob ich weitermache oder nicht. Ich würde das vorher nicht groß ankündigen. Irgendwann sage ich einfach: Das war’s jetzt für mich.“ Zu diesem Zeitpunkt mussten die Gedanken über seinen baldigen Rücktritt bereits klare Formen angenommen haben. Auch für den Deutschen Skiverband kam sein Karriereende wohl überraschend. „Wir hätten uns natürlich gut vorstellen können, dass er seine großartige Karriere noch um ein oder zwei Jahre fortsetzt“, so Bernd Eisenbichler, Sportlicher Leiter Biathlon im Deutschen Skiverband. „Arnd war nicht nur im aktuellen Winter, sondern auch in den vergangenen Jahren einer unserer wichtigsten und beständigsten Leistungsträger.“ Allerdings zeigte man auch Verständnis für seine Entscheidung. „So wie man Arnd ja kennt, hat er diesen Entschluss nicht spontan, sondern ganz bewusst vor einigen Monaten getroffen.“
Seit 2009 im Weltcupzirkus
Im Alter von neun Jahren kam Arnd Peiffer zum Biathlon. Nach dem Abitur und einer erfolgreichen Junioren-WM in Ruhpolding (Bronze im Sprint und mit der Staffel) folgte er dem Rat seines langjährigen Heimtrainers Frank Spengler und schloss sich als Bundespolizist der Trainingsgruppe von Mark Kirchner in Oberhof an. Im Januar 2009 feierte Peiffer dann sein Weltcup-Debüt in Oberhof mit einem siebten Rang im Sprint und war fortan ein verlässlicher Part in der Staffel. Noch in derselben Saison gewann er bei den Biathlon Weltmeisterschaften in Pyeongchang mit der Mixed- und mit der Herren-Staffel jeweils Bronze und beim Saisonfinale in Khanty Mansysk gelang ihm sein erster Weltcupsieg, im Sprint, und vor Ole Einar Björndalen. 17 WM-Medaillen folgten, davon fünf Weltmeistertitel und der letzte 2019 bei den Titelkämpfen in Östersund, wo er nach vier Mal Null in dem von ihm weniger geliebten Einzelwettkampf gewann. Peiffer verriet im Interview nach dem Rennen, dass er mit dem Einzel immer so ein bißchen eine Rechnung offen hatte, und es der Wettkampf ist, mit dem er sich bisher am wenigsten anfreunden konnte. „Es ist im Einzel immer so, dass es von Schießen zu Schießen schwerer wird, die Konzentration lässt nach und ich war heilfroh als ich mit der Null weg ging; je häufiger die Null kam, dachte ich mir, das kann ein gutes Rennen werden. Auf der Schlussrunde habe ich ganz schön gelitten, da bin ich mit Simon Desthieux gelaufen, der war heute ja wieder einer der Schnellsten, da hat man das Gefühl, es fliegt einem gleich die Schädeldecke weg“. Aber auch in der gerade zu Ende gehenden Saison war Peiffer der beständigste DSV-Skijäger, fügte seiner Erfolgsbilanz in Hochfilzen einen Sieg im Massenstart hinzu und stand bei seinem letzten Weltcup in Nove Mesto na Morave mit der Herrenstaffel auf dem Siegertreppchen ganz oben und in der Weltcupgesamtwertung liegt er als bester Deutscher auf Rang 11. Bei der Biathlon Weltmeisterschaft vor knapp vier Wochen im slowenischen Pokljuka bescherte er dem Team mit Silber im Einzel die erste und ersehnte Medaille. Seinen größten Erfolg feierte Peiffer bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang als Olympiasieger im Sprint. „In den vergangenen 13 Wintern durfte ich Teil der Deutschen Mannschaft sein und dabei viele außergewöhnliche und emotionale Momente erleben. Die Bandbreite reichte von süßen Erfolgen bis zu bitteren Niederlagen und allem was dazwischenliegt. Der Sport und die Erlebnisse haben mich geprägt und ich möchte die Erfahrungen, die ich sammeln durfte, nicht missen,“ so schreibt Arnd Peiffer auf Facebook.
Zukunft im Biathlon?
Ob Arnd Peiffer dem Biathlon in irgendeiner Art und Weise erhalten bleibt scheint derzeit offen. Er ist Bundespolizist „Ein Athlet wie Arnd wäre ganz sicher auch nach seiner sportlichen Laufbahn eine Bereicherung für den deutschen Biathlonsport. In all den Jahren haben wir Arnd als hochprofessionellen und charakterlich vorbildlichen Sportler und Aktivensprecher kennengelernt. Er hat diesen Sport über viele Jahre mitgeprägt. Auf und abseits der Rennstrecken. Von daher würde ich mir wünschen, wenn er uns auch in Zukunft mit seiner Erfahrung und Expertise in irgendeiner Art und Weise zur Verfügung steht,“ so Karin Orgeldinger, DSV-Vorstand. Sein Privatleben hielt Arnd Peiffer aus der Öffentlichkeit heraus. Nur so viel ist bekannt, dass er mit seiner Frau und seiner 2018 geborenen Tochter in der Nähe von München lebt und er seiner Familie zukünftig mehr Zeit widmen möchte.