Biathletin Franziska Preuß ist Gesamtweltcupsiegerin

Franziska Preuss (GER) © Authamayou/NordicFocus

Franziska Preuß ist Biathlon Weltcup-Gesamtsiegerin. Mit dem Sieg im Massenstart beim Saisonfinale in Oslo hat sie sich in einem Herzschlagfinale – nach einem Sturzdrama und einem Protest der Franzosen – gegen ihre Kontrahentin Lou Jeanmonnot durchgesetzt. Franziska Preuß gewinnt die Massenstartkugel und auch den Gesamtweltcup. Durch eigenes Missgeschick stürzte die Französin und kommt hinter Franziska Preuß und Elvira Oeberg auf dem Bronzerang ins Ziel.

Herzschlagfinale

Franziska Preuss (GER) © Authamayou/NordicFocus

Mit dem Massenstart beim Biathlon Weltcup in Oslo endete die Saison 2024/25. Und es ging nicht nur um den Sieg sondern erst im letzten Rennen hat sich entschieden, wer Gesamtweltcupsiegerin ist. Nur 5 Punkte trennten die führende Französin Lou Jeanmonnot von der zweitplatzierten Franziska Preuß. Jeanmonnot startete im gelben Trikot, dass sie tags zuvor nach dem Verfolgungssieg geholt hatte. Franziska Preuß startete im roten Trikot als derzeit Führende in der Massenstartwertung. Preuß liegt mit 41 Punkten in dieser Disziplin vor Elvira Oeberg. Preuß konnte bisher noch keinen Sieg im Massenstart einfahren, war allerdings zwei Mal Zweite und ein Mal Dritte. Jeanmonnot siegte im vorletzten Massenstart auf der Pokljuka, hat aber in den anderen drei Massenstarts keine Podestplatzierung erreicht. In einem ebenso spannenden wie dramatischen Rennen in Oslo am Holmenkollen siegte Franziska Preuß (1 Fehler) vor der Schwedin Elvira Oeberg (3 Fehler) und ihrer stärksten Kontrahentin, Lou Jeanmonnot (1 Fehler). Franziska Preuß war nach dem Rennen sehr emotional: „Es war blöd, es so zu gewinnen. Ich hätte es lieber auf der Zielgeraden ausgetragen,“ so Preuß in der ARD. Die Französin Oceane Michelon überquerte die Ziellinie auf Rang vier, gefolgt von ihrer Teamkollegin Paula Botet und die Slowakin Paulina Batovska-Fialkova belegte Rang sechs, knapp vor der Österreicherin Lisa Theresa Hauser auf Platz sieben. Amy Baserga erreichte als beste Athletin aus der Schweiz (3 Fehler) Rang 14.
Neben Franziska Preuß war auch Selina Grotian aus dem deutschen Team für den Massenstart aufgrund ihrer Platzierung im Gesamtweltcup qualifiziert. Sie beendet den Massenstart nach insgesamt vier Strafrunden auf dem 21. Platz.  

Erstes Schießen: Preuß mit Vorteil

Franziska Preuss (GER) © Nordnes/NordicFocus

In der ersten Runde wurde etwas taktiert und nicht unbedingt auf höchstem Level gelaufen, vorneweg hatte sich die Schwedin Elvira Oeberg positioniert und Richtung erstes Schießen übernahm die Norwegerin Maren Kirkeeide die Spitze. Julia Simon kam nach der Null als Erste zurück in die nächste Runde, gefolgt mit einem Abstand von neun Sekunden Karoline Offigstad Knotten. Franziska Preuß agierte schneller als die neben ihr auf Schießbahn eins schießende Lou Jeanmonnot, die Deutsche räumte ab und Jeanmonnot verfehlte die letzte Scheibe. Mit zehn Sekunden Rückstand auf die Spitze verließ Preuß den Schießstand als Dritte, dicht hinter ihr die Österreicherin Lisa Theresa Hauser. Zwölf Athletinnen brachten die Null, darunter auch Selina Grotian. Lou Jeanmonnot hatte nach der Strafrunde auf Position 17 einen Rückstand von 35 Sekunden auf die Spitze. Franziska Preuß lief in einer Dreiergruppe hinter Julia Simon, musste nicht zu viel investieren, halbierte dennoch ihren Rückstand während Jeanmonnot in der Spur viel investierte und es schaffte, ihren eigenen Rückstand mehr als zu halbieren. Aus der Dreiergruppe, in der Preuß lief, wurde eine Sechsergruppe, die bis zum Schießstand an die wieder in Führung gegangene Maren Kirkeeide herangelaufen war.   

Zweites Schießen: Jeanmonnot holt auf

Lou Jeanmonnot (FRA) © Authamayou/NordicFocus

Preuß schoss deutlich langsamer als die Damen neben ihr, Hanna Oeberg war etwas schneller und übernahm mit 3,8 Sekunden Vorsprung die Führung. Auch Jeanmonnot hielt sich schadlos, rückte nach vorne auf und kam als Vierte mit einem Rückstand von 11,9 Sekunden zurück in die nächste Runde. Selina Grotian kassierte eine Strafrunde und sortierte sich danach mit 33,2 Sekunden Rückstand auf der neunten Position ein. Auf der Runde zum nächsten Anschlag hielt Preuß den Abstand zu Hanna Oeberg, aber Lou Jeanmonnot machte Boden gut und war hinter Preuß auf Rang drei vorgerückt. Hanna Oeberg, Franziska Preuß und Lou Jeanmonnot waren die drei Damen, die vorne weg liefen. Dahinter klaffte zu den weiteren Verfolgerinnen eine größere Lücke, wo die Polin Sidorowicz und die Schwedin Elvira Oeberg das Tempo bestimmten. 

Drittes Schießen:  Preuß geht in die Runde, Jeanmonnot in Führung

Franziska Preuss (GER) © Authamayou/NordicFocus

Hanna Oeberg schoss in schnellem Rhythmus, verfehlte eine Scheibe und Franziska Preuß neben ihr brachte ebenfalls eine Patrone nicht ins Ziel. Das hat die ankommende Jeanmonnot vernommen und während Preuß in die Strafrunde abbog, hat die Französin konzentriert die fünf Scheiben weiß werden lassen. Die Französin übernahm die Führung, 4,1 Sekunden danach kam Hanna Oeberg aus der Strafrunde zurück und weitere 5,8 Sekunden später sortierte sich Franziska Preuß als Dritte in der nächsten Runde ein. Vorne hat Hanna Oeberg zu Jeanmonnot aufgeschlossen und auch Franziska Preuß, die Oceane Michelon an den Skienden hatte, konnte vier Sekunden auf Jeanmonnot gut machen. 

Viertes Schießen: Zeitgleich in Schlussrunde

Lou Jeanmonnot (FRA) © Authamayou/NordicFocus

Hanna Oeberg hat kurz vor dem Schießstand noch ein paar Meter zwischen sich und die Verfolgerinnen  Lou Jeanmonnot, Franziska Preuß und Oceane Michelon gebracht, bevor die vier zum entscheidenden Schießen an den Stand kamen. Oeberg´s erster Schuss ging vorbei zwei weitere Fehler folgten und Franziska Preuß und Lou Jeanmonnot schossen beide fehlerfrei und das Rennen um den Gesamtweltcupsieg sollte sich erst auf der letzten Runde entscheiden. Gemeinsam liefen die beiden vom Schießstand weg, Preuß 1,2 Sekunden hinter Jeanmonnot. Die Deutsche hielt sich erst einmal im Windschatten von Jeanmonnot. Hinter den beiden mit einem Rückstand von 16,2 Sekunden sortierte sich Elvira Oeberg ein, nachdem ihre zuvor führende Schwester drei Strafrunden kassierte und ins Mittelfeld zurückfiel. Die beiden an der Spitze liefen eher gemächliches Tempo und Elvira Oeberg hatte schnell zu den beiden aufgeschlossen, auch Oceane Michelon und Paula Botet von den Verfolgerinnen flogen heran. Aus dem Zweikampf zwischen Preuß und Jeanmonnot wurde mit Elvira Oeberg ein Dreikampf.

Showdown

Franziska Preuss (GER), Lou Jeanmonnot (FRA), Paula Botet (FRA), (l-r) © Nordnes/NordicFocus

Lou Jeanmonnot ging am letzten Anstieg wieder vor, Preuß blieb dran und Oeberg war auf die dritte Position zurückgefallen. Kurz vor dem Schießstand wollte Jeanmonnot die Innenbahn nehmen, der Platz wurde zu eng und sie kam zu Sturz. Preuß hatte alle Mühe nicht selbst zu straucheln, lief vor und brachte schließlich den Sieg ins Ziel. Dort jubelte sie nicht wie man hätte annehmen können. Sofort nach Überqueren der Ziellinie drehte sie sich um und hielt nach Lou Jeanmonnot Ausschau, die schließlich auf Rang drei ins Ziel kam. Dort saßen beide lange im Schnee, sprachen miteinander und umarmten sich. „Natürlich habe ich mich auch entschuldigt. Es war eine blöde Situation. Sie hat gesagt: es ist alles gut. Sie hat von Anfang an gesagt, da war nichts unfair, sie hat ihren eigenen Stock zwischen die Beine bekommen. Kurios war letztlich der Ausgang, bis tatsächlich fest stand, dass Franziska Preuß Gewinnerin des Massenstarts und auch Gesamtweltcupsiegerin ist. Frankreich hatte die Möglichkeit innerhalb fünfzehn Minuten nach Rennende Protest einzulegen. Es wurde Protest eingelegt um die TV-Bilder zum Sturz von Lou Jeanmonnot zu sichten, aber nach Sichtung der Bilder zurückgezogen. Dennoch eine schwierige Situation sowohl für Franziska Preuß als auch für Lou Jeanmonnot, die sich beide einen anderen Rennausgang gewünscht hätten. Der übermäßige Jubel kam bei Franziska Preuß nicht auf. „Es war schon eine Challenge. Das Niveau zwischen uns war so hoch. Gestern war ein kurzer Dämpfer, aber mir war es lieber, ich verlier gestern als heute. Heute war ich in der Position, wo ich nur gewinnen kann,“ so Preuß in der ARD, kurz vor der Siegerehrung. 

Statement Kristian Mehringer, Damen-Chef-Trainer

„Ich glaube das war ein Kampf auf Augenhöhe, die haben beide ein super Rennen gemacht. Wir haben auf einen guten Zielsprint gehofft. Wir haben die Franzi ein bissl darauf vorbereitet, aber dass die Lou genau so schnell sein kann wissen wir auch. Mit dem Sieg im Massenstart und dem Punktevorsprung, das hat sie sich verdient. Wir sind super happy mit dem Rennen und freuen uns riesig.“ Zu der Sturzsituation und dem Warten auf das Endergebnis sagt Mehringer: „Es war eine Rennsituation. Keiner hat genau ein Bild gehabt, was genau passiert ist. Ob es unfair war, oder auf den Ski getreten oder einen Stock zwischen die Beine gesetzt. Als Frankreich versuche ich natürlich Protest einzulegen, hätten wir ähnlich  gemacht, dass ich die Bilder bekomme und die Situation genau verfolgen kann. Das ist für den Athleten noch schwieriger, dass man sich nicht richtig freuen kann, wenn man übers Ziel fährt. Richtig freuen kann sich Franzi noch nicht, das braucht noch eine Stunde.“

Kristallkugeln überreicht

Oceane Michelon (FRA) © Authamayou/NordicFocus

Die Französin Oceane Michelon wurde als beste Athletin unter 23 Jahren mit der entsprechenden Trophäe ausgezeichnet. Mit Rang vier im letzten Wettkampf zog sie mit fünf Punkten Vorsprung an ihrer Teamkollegin Jeanne Richard vorbei, die diese Wertung bis zuletzt anführte. Franziska Preuß wurde schließlich mit der kleinen Kristallkugel in der Massenstartwertung ausgezeichnet, bevor ihr die große Kristallkugel als beste Athletin der kompletten Saison für den Gesamtweltcupsieg überreicht wurde.     

Ergebnis

Gesamtweltcupstand

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