Biathlon: Graf Nachwuchstrainer in Ruhpolding, Trainerwechsel in Tschechien und Bulgarien

Florian Graf (GER) © Harald Deubert - foto-deubert.de

Florian Graf übernimmt Nachwuchsbiathleten am Stützpunkt Ruhpolding, Ond?ej Rybá?, Tschechiens Sportdirektor kehrt in Doppelfunktion zurück zum Herrenteam, in Bulgarien wurden zwei russische Trainer verpflichtet, der Österreicher Reinhard Gösweiner wechselt als Cheftrainer zu den weißrussischen Damen und Johannes Thingnes Boe äußert sich zum Plan über Karriereende.

Florian Graf übernimmt Biathlon-Nachwuchs in Ruhpolding

Florian Graf (GER) © Felgenhauer/NordicFocus

Seit seinem Karriereende im Jahr 2018 hat sich Florian Graf bereits neben dem Zolldienst in die Nachwuchsarbeit am Stützpunkt Ruhpolding eingebracht und bei Engelbert Sklorz assistiert. Sklorz wechselt als Schießtrainer zum Deutschen Skiverband und Florian Graf hat nun seine Nachfolge angetreten. Der 31jährige Bayerwäldler hat vom Bayerischen Skiverband einen Zweijahresvertrag als Trainer für die Nachwuchsbiathleten erhalten und sich für diese Zeit vom Zoll beurlauben lassen. Ob der Erste Zollhauptwachtmeister nach seiner zweijährigen Trainertätigkeit wieder zum Zoll zurückkehrt oder weiterhin als Trainer tätig sein wird, ist offen. Vorstellen könnte er sich das, dann würde er aber auch den A-Trainerschein in Angriff nehmen. Den C-Trainerschein hat er bereits während seiner aktiven Zeit erworben, zum B-Schein fehlt ihm noch ein Lehrgang im Juli in Oberhof. Am Stützpunkt in seiner Wahlheimat Ruhpolding betreut er derzeit 28 Jungs und Mädels im Alter von 15 bis 18 Jahren. Trainiert wird wegen der noch bestehenden Beschränkungen und Auflagen in kleinen Fünfergruppen und aufgrund der schulischen Verpflichtungen seiner Schützlinge hauptsächlich abends und das vier Mal die Woche. In der kleinen Gruppe ist auch Schießstandtraining möglich. Unterstützt wird er von den ehemaligen Biathleten Ralf Emonts, Florian Sachenbacher und Michael Willeitner. „Für mich ist es sehr interessant, aber auch eine große Herausforderung, dass ich die Gruppe gut leite, die Trainingspläne schreibe und mich auch um alles Organisatorische kümmere“, so Florian Graf. Seinen Athleten möchte er wichtige Werte wie Pünktlichkeit und kameradschaftliches Verhalten in der Gruppe vermitteln, wobei der Spaß nicht zu kurz kommen darf. Die Biathletinnen und Biathleten aus seiner Gruppe werden hauptsächlich im Deutschlandpokal an den Start gehen und Graf erwartet schon, dass die Sportler aus seinem Team um Podestplätze oder um die Gesamtwertung mitkämpfen. Florian Graf gewann 2009 bei der Juniorenweltmeisterschaft Staffelgold und in der Saison 2014/15 die Gesamtwertung des IBU-Cups und auch die Sprintwertung. 

Tschechien mit verändertem Trainerteam

Ondrej Rybar © Manzoni/NordicFocus

Im März 2018 beendete Ond?ej Rybá? seine Trainertätigkeit. „Der Grund ist die Familie, denn meine Kinder wachsen so schnell, dass ich das kaum mitkriege. Als Cheftrainer bin ich ständig für längere Zeit in der Welt unterwegs. Diese Funktion kann man nicht nur zu 50 bis 60 Prozent und schon gar nicht von zu Hause aus ausüben.“, so Rybá? damals im Interview bei Radio Prag. Der Präsident des tschechischen Biathlon-Verbandes, Ji?í Hamza, wollte den Erfolgstrainer nicht ganz verlieren, suchte nach einer passenden Aufgabe für ihn und machte Rybá? zum Sportdirektor. Nun kehrt Rybá? als Cheftrainer der Männer zurück und bleibt zugleich auch in der Position des Sportdirektors, wie der Verband auf seiner Internetseite bekannt gab. Rybá? wird nicht zu allen Wettkämpfen und Trainingslagern reisen und bei Abwesenheit von seinem Co-Trainer Ales Ligaun vertreten. „Für Ales Ligaun ist dies eine Chance, etwas von Ond?ej Rybá? zu lernen und weiterzumachen“, so der Verbandspräsident, der bewusst nicht im Ausland auf Trainersuche ging. Zdenek Vitek, der bisher das Herrenteam leitete, übernimmt das IBU-Cup-Team und Egil Gjelland und Jiri Holubec sind weiterhin für das Damenteam zuständig. Die Tschechen sind bereits in die Vorbereitung eingestiegen und planen den Biathlonnachwuchs, der weiterhin von Michael Malek trainiert wird, eng in die Vorbereitung mit den Seniorteams einzubeziehen.  

Bulgarien verpflichtet zwei russische Trainer

Alexandre Kasperovich © Manzoni/NordicFocus

Obwohl der Russe Alexander Kasperovich, der persönliche Trainer von Alexander Loginov, erst dementierte, hat er nun in einem Interview mit rt.rus bestätigt, dass er die bulgarische Herren-Nationalmannschaft als Cheftrainer übernimmt. Als seinen Assistenten bringt er den Russen Vitaliy Noritsyn mit, zuletzt Cheftrainer der russischen Damenmannschaft. Noritsyn übernimmt das bulgarische Damenteam, nachdem er im (geplanten) russischen Trainerstab, der vom Sportministerium noch immer nicht genehmigt wurde, nicht mehr geführt wurde. Die Präsidentin des bulgarischen Biathlon-Verbandes, Ekaterina Dafovskaya, kam bereits bei der WM in Antholz auf Kasperovich zu, der um Bedenkzeit bat. Verträge sind von beiden wegen der derzeit herrschenden Reisebeschränkungen allerdings noch nicht unterzeichnet, aber Dafovskaya hat die Verpflichtung bestätigt. Kasperovich wird auch weiterhin Alexander Loginov betreuen und sieht seine Verpflichtung in Bulgarien auch als Gewinn für Loginov. „Endlich werde ich keine Probleme haben, während der Weltmeisterschaft und aller wichtigen Starts eine Akkreditierung zu erhalten, was es mir ermöglicht, im Stadion und auf der Strecke zu sein.“, so Kasperovich gegenüber rt.rus. Gleichzeitig kann Alexander Loginov, wie news.ru aus Quellen des bulgarischen Biathlon-Verbandes erfahren hat, einen Teil des Vorbereitungstrainings in Abstimmung mit dem Trainerstab der russischen Nationalmannschaft und der Führung der RBU mit der bulgarischen Mannschaft durchführen. Der ehemalige Cheftrainer der bulgarischen Nationalmannschaft, der Russe Nikolai Zakharov, wird sich auf die Arbeit mit der Reserve konzentrieren. Die Verpflichtung von Alexander Kasperovich ist nicht unumstritten, war er doch in die Ermittlungen der italienischen Polizei gegen Loginov wegen einer falschen Akkreditierung bei der WM in Antholz involviert. Die Bulgaren Krasimir Anev (Europameister im Einzel 2019 in Minsk) und Vladimir Iliev (Silber im Einzel bei der WM 2019 in Östersund) sollen, nachdem sie die letzten Jahre getrennt voneinander  trainiert haben, unter Kasperovich sich wieder gemeinsam mit dem Team vorbereiten. 

Gösweiner neuer Chef der weissrussischen Damen 

Reinhard Goesweiner © Manzoni/NordicFocus

Der ehemalige österreichische Cheftrainer Reinhard Gösweiner ist neuer Trainer der weissrussischen Damenmannschaft. Der Oberösterreicher war zuletzt im ÖSV für den Nachwuchs hauptverantwortlich. „Ich bin eigentlich Patriot und konnte mir einen Gang ins Ausland lange nicht vorstellen. Aber nach Rücksprache mit meiner Familie wage ich diesen Schritt nun“, so Gösweiner bei OÖ online. Als Co-Trainer steht ihm Oleg Ryschenkow zur Seite sowie Benjamin Eder, verheiratet mit der finnischen Biathletin Mari Laukkanen, als Servicemann. Lange Jahre war der zwischenzeitlich verstorbene Klaus Siebert aus Deutschland Trainer der Weissrussinnen. Er führte Darja Domratcheva in die Weltspitze, die 2014/2015 auch vom Österreicher Alfred Eder, Vater des Biathleten Simon Eder, trainiert wurde und in dieser Saison erstmals die Gesamtweltcupwertung gewann. Bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang gewannen die Damen Staffelgold. Dzinara Alimbekava und Irina Kryuko aus dem erfolgreichen Quartett gehören noch zum Team von Gösweiner. 

Johannes Thingnes Boe legt Termin für Karriereende fest

An zwei Olympischen Winterspielen will der Norweger Johannes Thingnes Boe (26) noch teilnehmen und nach den Spielen 2026 in Italien im Alter von 33 Jahren soll Schluss sein, sagte der zweifache Gesamtweltcupsieger in einem Interview mit dem norwegischen Sender TV2. Antholz ist ein gutes Pflaster für ihn; dort hat er bei der WM im Februar dieses Jahres drei Gold- und drei Silbermedaillen geholt.