Biathlon: Johannes Thingnes Boe verkündet Karriereende

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz des norwegischen Verbands beim Biathlon Weltcup in Ruhpolding verkündete Johannes Thingnes Boe sein Karriereende zum Ende der Saison. 

Überraschende Entscheidung

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Eigentlich hat man in Biathlonkreisen damit gerechnet, dass Johannes Thingnes Boe bei den Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand/Cortina Teil der norwegischen Biathlonmannschaft sein wird. Nun hat er die Entscheidung getroffen, dass zum Ende dieser Saison Schluss sein soll. In einem tränenreichen Statement wurde deutlich, wie schwer ihm diese Entscheidung fiel und wie sehr ihm der Biathlonsport auf höchstem Niveau am Herzen liegt. Am 23. März 2025 wird er in Oslo im Massenstart in seinen letzten Wettkampf gehen. Und bei Biathlonweltmeisterschaften wird er im Februar in der Lenzerheide ein letztes Mal um Medaillen kämpfen. „Wenn man sich das große Bild anschaut geht es doch nur um den nächsten Sieg und die nächste Goldmedaille. Ich weiß auch das ich das erreichen kann, weil ich mit einem Talent gesegnet und beschenkt bin das unglaublich ist und mir ermöglicht fast ohne Training zu gewinnen. Aber das reicht auch nicht mehr um noch ein Jahr dranzuhängen. Den Weg dorthin und die Strapazen will er nicht mehr auf sich nehmen. „Ich liebe den Wettkampf, die Rennen, das Gewinnen. Aber um dahin zu kommen, musst du so viel investieren.“

Familie hat Priorität

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Er hat sich für seine Familie – seine Ehefrau Hedda und seine beiden Kinder – entschieden und zeitgleich mit der Pressekonferenz ein Statement dazu auf Instagram veröffentlicht. Der NRK zitiert sein Statement: „In den letzten sechs Saisons habe ich Spitzensport mit Familienleben verbunden. Es war fantastisch, aber auch anspruchsvoll. Ich liebe es immer noch, an Wettkämpfen teilzunehmen, aber leider gibt es im Vergleich zu allen anderen Tagen des Jahres nur wenige Wettkampftage. Jetzt weiß ich, dass es an der Zeit ist, der Familie Vorrang einzuräumen.“ Johannes Thingnes Boe ringt während der Pressekonferenz ständig mit seinen Emotionen: „Wir nähern uns dem Ende eines Traums“, sagt er, bevor er innehält, um sich die Tränen abzuwischen. Immer wieder muss er während der Pressekonferenz innehalten, sich sammeln und die Tränen wegwischen. „Wenn in zwanzig Jahren meine Kinder ausziehen, werde ich es nicht bereuen, das ich ein extra Jahr mit ihnen verbringen durfte.“ 

J. T. Boe dominierte den Biathlon Weltcup

Johannes Thingnes Boe (NOR) © Manzoni/NordicFocus

Der Ausnahmeathlet Johannes Thingnes Boe dominierte die letzten Jahre den Biathlon Weltcup der Herren. Fünf Mal gewann er den Gesamtweltcup und auch in dieser Saison liegt er wieder an der Spitze. Sein Ziel war es, den Rekord von Ole Einar Björndalen mit 95 Weltcupsiegen einzustellen. Bis zum Ende der Saison mit den Weltcups in Antholz, Nove Mesto, Pokljuka und schließlich in seiner Heimat, in Oslo hat er noch die Möglichkeit. Auf seinem Konto stehen bisher 88 Weltcuperfolge. Der 31jährige Norweger hat immer dann Leistung erbracht, wenn es darauf ankam, was durch die Medaillensammlung bei großen Meisterschaften bewiesen wird. Johannes Thingnes Boe hat bei Weltmeisterschaft 20 x Gold, 13 x Silber- und 5 x Bronze gewonnen. Bei Olympischen Spiele hat er fünf Goldmedaillen, zwei Silbermedaillen und eine Bronzemedaille erreicht. 

„Ich hatte heute Morgen einen kleinen Schock. Es war eine große Ehre und Freude, mit ihm im Team zu sein, daher ist es ein trauriger Tag, sagt NRK-Experte Emil Hegle Svendsen, und Marte Olsbu Roeiseland, ebenfalls NRK-Biathlon-Expertin sagte nur: „Es ist schockierend,“ und weiter: „Es ist sehr traurig. Er ist einer der besten Biathleten aller Zeiten. Ich würde ihn gerne bei den Olympischen Spielen in Antholz sehen, aber wenn er das Gefühl hat, dass es jetzt richtig ist, aufzuhören, dann soll es so sein.“ Sein Trainer Siegfried Maizet erfuhr erst am Morgen von der Entscheidung. „Für mich sind das nur gute Gründe und ich kann dazu eigentlich nichts sagen. Für mich ist das einfach das Ende einer super Geschichte“, sagt Maizet kämpft mit den Tränen und dreht sich weg. 

(Quelle: PK, NRK)