Biathlon Russland: "Eine ganze Generation ist mit Doping aufgewachsen" - xc-ski.de Langlauf

Biathlon Russland: „Eine ganze Generation ist mit Doping aufgewachsen“

Anatoli Khovantsev (RUS) © Evgeny Tumashov

„Eine ganze Generation ist mit Doping aufgewachsen“, so der ehemalige russische Herrentrainer Anatoly Khovantsev im Interview mit sports.ru. Worte die man in dieser Deutlichkeit bisher von keinem russischen Biathlon-Trainer oder -Funktionär zu hören bekam. Seine Offenheit dürfte unter anderem Grund dafür sein, dass er im Trainerstab der kommenden Saison keine Berücksichtigung mehr fand.

Deutliche Worte

Anatoli Khovantsev (RUS) © Evgeny Tumashov

„In den letzten fünf oder sechs Jahren war es viel besser, aber zwischen 2002 und 2014 kann man saubere Biathleten an den Fingern einer Hand zählen“, so Khovantsev. Ungewöhnlich, dass bisher weder der Russische Biathlonverband noch das russische Sportministerium die Aussagen von Khovantsev kommentierten. „Die Trainer, die jetzt dort sind, ernten die Belohnungen der Jahre, als Russland Probleme mit Doping hatte. Große Probleme. Um dies wieder aufzubauen, kehren sie zur normalen Methodik zurück. Es geschieht nicht so einfach und schnell. Wir verbessern uns sehr langsam, aber unsere Ergebnisse bleiben sehr durchschnittlich, weit entfernt von den Leistungen der vorherigen Generation“, wird Khovantsev bei R-Sports zitiert. Khovantsev hat jedenfalls den Ruf eines Trainers, der nichts mit Doping zu tun hat. Der Vertrag von Anatoly Khovantsev als Herrentrainer lief bis 31. Mai dieses Jahres. Dass er nicht mehr weiterverpflichtet werden sollte ahnte er wohl bereits, und nach seinem „großen Interview“ bei sports.ru im April, in dem er offen über die Dopingproblematik in Russland sprach, wurde seine Vorahnung zur Wirklichkeit. Wie sports.ru schreibt wurde bekannt, dass Yuri Kaminsky als Cheftrainer der Herrenmannschaft und Mikhail Shashilov als Cheftrainer der Damenmannschaft geplant sind. Auch Valerij Polkhovsky ist in der Liste der geplanten Trainer für die Saison 2020/21 aufgeführt. Er arbeitete von 2003 bis 2014 im russischen Trainerstab. Während dieser Zeit wurden 13 russische Biathleten des Dopings überführt.  

Machtkämpfe

Wochenlang schon gibt es Machtkämpfe zwischen dem Präsidenten des Verbands Vladimir Drachev, und seinen Gegnern. Eine Folge davon ist, dass es bis heute keinen Trainerstab gibt. Zwei Vorschläge fanden keine Zustimmung, eine wurde vom Präsidenten nicht akzeptiert, sein eigener Vorschlag vom Sportministerium nicht genehmigt. Zwischenzeitlich haben die Vorstandsmitglieder eine neue Liste von Trainern vorgelegt. Ziel ist, dass sie bis zu den Olympischen Spielen in Peking mit dem Team arbeiten. Die Genehmigung des Sportministeriums steht noch aus. Vorgeschlagen sind (Gruppe A und B) – Männer: Yuri Kaminsky (leitender Trainer), Maxim Maximov (Trainer), Artem Istomin (Trainer), Sergei Belozerov (Trainer), Sergei Idinov (Trainer Grundpersonal) sowie (Gruppe A und B) der  Frauen: Mikhail Shashilov (leitender Trainer), Nicolai Zagurskiy (Trainer), Segei Konovalov (Trainer), Evgenii Kuvaev (Trainer), Alexey Volkov (Trainer). Dazu steht der Vizepräsident Valeri Polkhovsky auf der Liste der Trainer und Spezialisten der russischen Biathlon-Sportmannschaften für die Saison 2020/2021. Die Position des Cheftrainers ist (noch) vakant, aber von russischen Medien wird bereits Vizepräsident Polkovsky als Kandidat dafür gehandelt. Das Trainerteam der Junioren- und Jugendmannschaft bleibt gemäß dem Beschluss der Vorstandssitzung unverändert. Für 11. Juli ist darüber hinaus in Moskau eine außerordentliche Sitzung des Vorstands mit vorzeitigen Neuwahlen anberaumt. Ob der Präsident Vladimir Drachev wiedergewählt wird, scheint fraglich. 

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