Die Meldungen über schwere Fahrradstürze von Top-Athleten aus dem Biathlon Weltcup reißen nicht ab. Nach dem französischen Herrentrainer Simon Fourcade und Endre Stroemsheim verletzte sich auch der Schweizer Niklas Hartweg schwer. Seine Single-Mixed-Partnerin Amy Baserga lief die komplette letzte Saison mit gerissenem Band und kämpft sich nach einer OP langsam zurück aber gute Nachrichten kommen aus Norwegen, wo Ingrid Landmark Tandrevold in den Hafen der Ehe eingelaufen ist.
Niklas Hartweg an der rechten Schulter operiert
Mit Niklas Hartweg ist ein weiterer Weltcup-Athlet im Rahmen der Saisonvorbereitung folgenschwer mit seinem Bike gestürzt. Der schweizerische Weltcup-Kader befand sich zu einem Lehrgang in Saalfelden (Österreich), wo sich das Unglück ereignete. Aufgrund eines blockierten Vorderrads konnte Hartweg einen Sturz nicht mehr vermeiden und erlitt dabei Bänderrisse am rechten AC-Gelenk. Dabei handelt es sich um den höchsten Punkt der Schulter, das Gelenk zwischen Schulterdach und Schlüsselbein; es unterstützt das Heben des Armes über Kopfhöhe. Die unumgängliche Operation bereitet dem 24jährigen Schwyzer einen empfindlichen Rückschlag in der Vorbereitung auf die Saison 2024/25. Bitter für ihn, da die Biathlon Weltmeisterschaften, der Höhepunkt des kommenden Winters, ein Heimspiel für ihn werden und die Erwartungen groß sind. „Die Operation an der Schulter ist gut verlaufen“, meldet Hanspeter Betschart, der verantwortliche Verbandsarzt von Swiss-Ski im Bereich Ski Nordisch in einer Pressemitteilung, schränkt aber gleichzeitig ein „bis er seine rechte Schulter wieder voll belasten und damit in die komplette Saisonvorbereitung einsteigen kann, muss er sich jedoch noch ein paar Monate gedulden“. Niklas Hartweg zeigte sich nach der erfolgreich verlaufenen Operation optimistisch und blickt kämpferisch nach vorne. „Die Tatsache, dass andere Sportlerinnen und Sportler wie beispielsweise Dario Cologna vor den Olympischen Spielen in Sotschi – nach schweren Verletzungen stärker zurückgekommen sind, gibt mir Halt und Zuversicht“, so Hartweg. „Vorerst liegt mein Fokus nun nicht mehr auf der kommenden Saison, sondern ausschließlich darauf, auf bestmögliche Art und Weise die Reha und das Aufbautraining zu meistern. Ich hoffe, durch diese Herausforderung zusätzliche mentale Stärke zu gewinnen und mich als Person weiterzuentwickeln.“ In den sozialen Medien macht er deutlich, dass sein Fokus nun auf der WM im Februar liegt.“ Es ist ein großer Schock zu akzeptieren und es wird ein langes Comeback sein, um im Februar bereit zu sein.“
Fahrradsturz von Simon Fourcade und Endre Stroemsheim
Vor Niklas Hartweg erlitt bereits der französische Herrentrainer und ehemalige Weltklasse-Biathlet Simon Fourcade bei einem Vorbereitungslehrgang einen schweren Sturz vom Fahrrad. Dabei zog er sich einen Bruch der Querfortsätze von drei Lendenknochen zu. „Bei meinem Pech hatte ich großes Glück“, sagte Fourcade dem Nordic Magazin. „Ein Sturz vom Fahrrad mit 40,45 km/h ist beängstigend. Mir ist bewusst, dass das Schicksal innerhalb von zwei Zentimetern völlig anders hätte verlaufen können.“ Ursache war, wie er in dem Magazin weiter zitiert wird, „ein kleines Werkzeug, das viele Radfahrer in der Tasche unter dem Sattel haben. An diesem Tag hatte ich es in meiner Gesäßtasche, weil es keine solche Tasche gab.“ Und auch der Norweger Endre Stroemsheim (26) landete unfreiwillig im Krankenhaus. Wie er dem Sender TV2 sagte, hatte er eine schwere Gehirnerschütterung und kann sich an den Unfall nicht mehr erinnern. Er und sein Trainingskollege kollidierten mit einem entgegenkommenden anderen Radfahrer und alle drei wurden ins Krankenhaus gebracht.
Amy Baserga läuft eine ganze Saison mit gerissenem Band
Die 23jährige Schweizerin Amy Baserga muss einen Rückschlag nach dem anderen verkraften und findet dennoch immer wieder die erforderliche Kraft um sich zu motivieren. In der Vorbereitungsphase auf die Saison 2020/21 musste sie im August 2020 den Unfalltod ihres Freundes Lucas verarbeiten, wandelte die Trauer in Energie um und wurde in Obertilliach Junioren-Weltmeisterin in Sprint und Verfolgung. Mittlerweile hat sie sich im Weltcup etabliert, feierte zusammen mit Niklas Hartweg bei der WM in Nove Mesto na Morave letztes Jahr mit Silber in der Single-Mixed-Staffel ihren größten Erfolg. Dies obwohl Baserga die komplette Saison 2023/24 mit einem gerissenen Band an der linken Hand und die Rennen mit Schmerzen bestritt. Vor mittlerweile einem knappen Jahr stürzte sie mit ihrem Bike und spürte sofort starke Schmerzen in der linken Hand. Die Ärzte meinten es sei „nur“ verstaucht oder ein wenig entzündet und so unterließ sie eine genauere Untersuchung mittels MRT oder Röntgen. Erst kurz vor Saisonbeginn ging sie während eines Lehrgangs in Davos ins Spital und dort erhielt sie die schockierende Diagnose, dass das TFCC-Band angerissen war. Dass operiert werden muss war klar, nur der Zeitpunkt war offen – nach der WM in Nove Mesto oder nach Saisonende. „Ich habe vor jedem Wettkampf das Handgelenk getaped und habe versucht, die Schmerzen zu vergessen. Man konzentriert sich auf den Wettkampf und dann vergisst man auch die Schmerzen.“ Nach der WM sei sie sehr motiviert gewesen, sagte uns Amy Baserga und dass sie dann die Saison komplett zu Ende laufen wollte. „Dann flogen wir nach Amerika und gleich am ersten Tag bin ich ziemlich doof in einer Abfahrt gestürzt. Ich bin da frontal mit meiner kaputten Hand in die Bande gefallen und konnte die rechte Schulter nicht bewegen. Die Schmerzen in der Hand waren noch stärker als vorher, auch die Kapsel vom Mittelfinger war gelöst.“ Dennoch wollte die Schweizerin die Saison zu Ende laufen, reiste weiter nach Canmore und startete dort mit Tape an der Schulter, am Handgelenk und am Mittelfinger. „Ich sagte mir, komm die letzte Woche in Canmore laufe ich noch. Ich lief Sprint, Verfolgung und den letzten Massenstart der Saison kann man sich auch nicht entgehen lassen.“ Und dann erreichte sie mit Rang 9 im Massenstart ihr bestes Saisonergebnis. „Ich kann mir bis heute nicht erklären, wie das so gut gehen konnte. Aber ich habe mich mental so auf das Rennen fokussiert und gesagt – komm letztes Rennen – nachher MRT und operieren.“ Am 28. März wurde sie operiert, es war mehr kaputt als gedacht. „Bänder futsch, die Sehne komplett entzündet, die Elle haben sie noch abgeschliffen und die Bänder refixiert.“ Neun Wochen verbrachte Amy Baserga in der Klinik und nun nach 80 Tagen „kann ich wohl sagen, dass ich langsam ein Ende sehe. Ich kann die Hand wieder bewegen, es kommt wirklich sehr langsam, aber es geht viel besser, als vor drei Wochen.“ Dennoch muss sie immer noch einarmig trainieren, aber Ergo und Joggen geht und Schritt für Schritt hat sie sich an eine 1-kg-Hantel gearbeitet. Vier bis fünf Monate sollte die vollständige Genesung nach ihren Ärzten in Anspruch nehmen und es wird sicherlich bis Ende Juni dauern bis Amy Baserga zu ersten Schießübungen antreten kann. Sie will sich die Zeit nehmen und sich selbst keinesfalls unter Druck setzen. „Das Ziel ist natürlich die WM dieses Jahr, die Heim-WM – ein größeres Ziel gibt es nicht. Natürlich will man da angreifen, wo man letzten Winter aufgehört hat oder sogar noch besser sein, aber das ist noch ziemlich weit weg. Ich konzentriere mich jetzt auf die Rehaphase.“
Ingrid Landmark Tandrevold hat geheiratet
In einer Waldregion in Norwegen hat Ingrid Landmark Tandrevold (27) ihrem Verlobten Trygve Bendixen Markset das Ja-Wort gegeben. Mit einem strahlenden Lächeln und in einem zauberhaften weißen Brautkleid wurde sie zum Altar geführt. Viele ihrer Biathlon-Kolleginnen waren bei der Feier, auch die Französin Julia Simon. Bereits Ende April feierte die Braut zusammen mit ihren Teamkolleginnen Tiril Eckhoff, Juni Arnekleiv und Ida Lien ihren Junggesellenabschied. Tandrevold kämpfte vergangene Saison bis zuletzt um die große Kristallkugel und landete schließlich auf dem dritten Rang der Gesamtwertung. Für den Sieg in der Sprintwertung wurde sie mit der kleinen Kristallkugel ausgezeichnet. Zur Vorbereitung auf die kommende Saison sagte sie beim Sender TV2: „Es kann zu kleinen Änderungen im körperlichen Training und auch am Gewehr und der Schussposition kommen“, und weiter „ich hoffe, dass ich dadurch etwas an meinem Standbild und einigen körperlichen Details ändern kann. Letztes Jahr war die Vorbereitung schwierig. In diesem Jahr geht es vor allem darum, regelmäßig und über einen längeren Zeitraum zu trainieren.“