Vanessa Voigt erreicht im Sprint beim Biathlon Weltcup in Otepää zum ersten Mal in ihrer Karriere das Podest und musste sich nur der Französin Julia Simon geschlagen geben. Die Norwegerin Karoline Offigstad Knotten wird Dritte und verdrängt Denise Herrmann vom Podest auf Rang vier.
Julia Simon siegt vor Vanessa Voigt
Keine der frühen Starterinnen kam liegend fehlerfrei durch und das war die Chance der perfekten Schützin Vanessa Voigt. Obwohl sie bereits im Anschlag lag korrigierte sie mit ihrem besonderen Gefühl am Schießstand nochmals und erst als zweiter Athletin gelang ihr die Null im Liegen. Letztendlich waren es am Ende diese zehn Sekunden, die ihr den Sieg kosteten. Auch stehend arbeitete sie tadellos in einem zügigen Rhythmus und in Führung liegend kam sie zurück in die Spur, baute ihren Vorsprung aus und setzte sich nach einer fulminanten Schlussrunde an die Spitze vor Hanna Oeberg und Anais Chevalier-Bouchet. Der Sieg geriet erstmals in Gefahr als Denise Herrmann zwar mit einer Strafrunde belastet, aber auf der Schlussrunde schneller als Voigt sich dem Ziel näherte und sich dann 5,1 Sek. hinter Vanessa Voigt einsortierte. Diese deutsche Doppelführung verhinderte die Französin Julia Simon. Nach fehlerfreiem Liegendschießen verpasste sie stehend eine Scheibe und verließ die Strafrunde 2,6 Sek. vor Voigt. Auf der Schlussrunde konnte Simon noch zulegen und mit 11 Sek. Vorsprung kam sie als Führende ins Ziel. Ein weiteres Mal wurde es spannend als die Norwegerin Karoline Offigstad Knotten nach dem zweiten Schießen die Führung übernahm. Knotten konnte aber läuferisch nicht mit den Besten mithalten, verlor auf der letzten Runde und platzierte sich 1.8 Sek. hinter Vanessa Voigt auf Rang drei. Denise Herrmann wurde nur 3,3 Sek. dahinter Vierte vor Ingrid Landmark Tandrevold und Hanna Oeberg auf Rang sechs.
Sprachlos über erstes Weltcuppodest
Die eloquente Thüringerin Vanessa Voigt war nach ihrer ersten Podestplatzierung selbst sprachlos. „Es ist echt verrückt. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich die Strecke im Training nicht so vorteilhaft für mich empfunden habe und ich wusste, dass man die Null bringen muss. Es war nicht so einfach und ich habe mich nach meinem Liegendschießen sehr geärgert, weil es wieder langsam war,“ so Voigt in der ARD. Anfangs der Saison noch hinter den Laufbestzeiten hatte sie im Sprint von Otepää gerade auf der Schlussrunde die viertbeste Zeit, nur 8,4 Sek. hinter der Schnellsten und dazu meinte Voigt: „Ich glaube man hat es bei Olympia beim Einzel schon gesehen, wenn es um die heiße Wurst da vorne geht, da kann ich noch einmal extra Power aus meinem Körper holen, ich weiß auch nicht woher ich das nehme. Als ich auf der Schlussrunde die eins gehört habe, da war für mich nur noch Vollgas. Ich freue mich mega, dass ich auf diesem Podest stehen darf, wer hätte das gedacht vor der Saison“.
Die weiteren deutschen Platzierungen
Die Strecken in Otepää zählen zwar nicht zu den schwierigsten im Weltcup, dennoch muss ständig gearbeitet werden. Franziska Preuß kam an ihrem 28. Geburtstag nach jeweils einem Fehler in den beiden Schießen mit fünfter Laufzeit am Ende auf den zwölften Rang. „Ich hätte mir ehrlich gesagt ein besseres Geschenk gewünscht, bin selber schuld. Der letzte ärgert mich, weil ich gut stand. Läuferisch war es ganz gut, die Basis ist einfach weg, kein Wunder, wenn man mehrere Wochen raus war.“ Vanessa Hinz kam mit demselben Schießergebnis auf Rang 19 und war voll des Lobes über ihre Ski. „Wir hatten abartig gute Ski, ich hab den ganzen Winter noch nicht so geiles Material gehabt.“ Franziska Hildebrand wurde nach einem Fehler im Liegendanschlag 23. und Janina Hettich hat noch nicht zu ihrer Sicherheit am Schießstand gefunden. Nach drei Extrarunden kam sie als 32. ins Ziel. In Otepää folgt auf den Sprint keine Verfolgung. Am morgigen Samstag steht ein Massenstart auf dem Programm. Nach der derzeitigen Gesamtwertung sind vier deutsche Damen definitiv darüber qualifiziert und möglicherweise profitiert Franziska Hildebrand als fünfte Deutsche vom Ausfall der weissrussischen und russischen Athletinnen.
Die Österreicherin Lisa Theresa Hauser verfehlte liegend eine Scheibe, arbeitete stehend tadellos und platzierte sich auf dem neunten Rang. Julia Schwaiger hatte nach fünf Treffern im ersten Schießen mit drei Fehlern im Stehendanschlag Pech und am Ende blieb für sie nur Rang 33. Die Schweizerin Elisa Gasparin zog das Schießen beide Male sauber durch und kam als Beste ihres Teams auf den 15. Rang. Die derzeit weltbeste Biathletin Marte Olsbu Roeiseland verfehlte nach zwei Extrarunden das Podest und überquerte die Ziellinie als Zehnte.
Ukrainische Schwestern – zwei Starterinnen der Herzen
Den beiden Schwestern Olena (17) und Yuliia (20) Horodna aus der Ukraine wurde viel Solidarität und Unterstützung bei ihrem ersten Start in einem Biathlon Weltcup entgegengebracht. Dabei war das erzielte Ergebnis Nebensache. Bisher waren beide im IBU Junior Cup am Start und zu Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine flohen sie aus dem umkämpften Lemberg nach Polen und weiter nach Tschechien. Der Präsident des tschechischen Biathlonverbands, Jiri Hamza, hat den Start der Schwestern beim Biathlon Weltcup in Otepää in vielfacher Weise unterstützt und die IBU hat den Start der beiden jungen Biathletinnen auf Anfrage des ukrainischen Biathlonverbands genehmigt. Mit sportlicher Unterstützung des tschechischen Teams und Ausrüstung durch den estnischen Verband war das Ergebnis mit Rang 82 und Rang 85 nebensächlich.
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